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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grenadillholz; Grenadine; Grenadinen; Grenage; Grenelle; Grenier; Grenoble

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Grenadillholz - Grenoble.

Namen G. von Frankreich bekannten Truppen errichtet, welche 48 Kompanien und 4 Brigaden bildeten. Ihre Bewaffnung bestand in Bajonettflinte und Säbel nebst Granatbeutel. Auch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg hatte sechs Grenadierbataillone als Gardetruppen. In den andern deutschen Armeen wurden die G. in eignen Kompanien den Bataillonen zugeteilt, als Elite betrachtet und im Krieg zu besondern Aufträgen verwendet. Friedrich d. Gr. verwendete die G. in Bataillonen. Napoleon I. errichtete besondere Grenadierbataillone, -Regimenter und -Brigaden, zuletzt (wie auch Rußland) ein ganzes Grenadierkorps. Aber gegen Ende vorigen Jahrhunderts konnten die Granatwerfer gegen die in ihren Bewegungen schneller gewordene Kavallerie nicht mehr standhalten und kamen deshalb außer Brauch. Die Garde Napoleons III. hatte bis zu ihrer Auflösung 1870 Grenadierregimenter (s. Elite). In Deutschland bedingt jetzt der Name G., der bei den Garde- und den ersten zwölf Linienregimentern für die ersten beiden Bataillone beibehalten ist, keinen Unterschied in dem Ersatz und dem Werte der Truppe. Rußlands G. zu Pferde sind ein Kürassierregiment der Garde. Die G. zeichneten sich besonders durch hohe Mützen (Grenadiermützen) von Tuch und mit Blech beschlagen (bei den Preußen und Russen) oder von Bärenfell (bei den Österreichern, Sachsen und zum Teil bei den Franzosen) aus, welche seiner Zeit eingeführt wurden, weil der breitrandige Hut der Infanterie die G. am Granatwerfen hinderte. Jetzt tragen die deutschen Grenadierregimenter bei Paraden Haarbüsche auf den Helmen; die alten Grenadiermützen haben sich nur noch bei dem preußischen 1. Garderegiment zu Fuß und der Schloßgardekompanie ausschließlich als Paradestück erhalten.

Grenadillholz (rotes Ebenholz), Name verschiedener Nutzhölzer, z. B. das Holz der westindischen Inga vera (Kokosholz, Cuba Grenadilla), das Holz der Couroupita nicaraguensis (echtes G.) oder der Brya Ebenus. Letzteres findet sich besonders im deutschen Handel, ist sehr hart und schwer, leichtspaltig, dient zu Holzblasinstrumenten.

Grenadine (franz., Granatenseide), feste Seide zu schwarzen Spitzen und Posamentierartikeln; leichte seidene, halbseidene oder wollene gazeartige Gewebe, oft mit eingewebten dichtern Mustern, auch damastartig gewebte Leinwand.

Grenadinen, Inselkette zwischen den britisch-westindischen Inseln St. Vincent und Grenada, 34 qkm groß mit 7300 Einw., wovon (1881) 5154 auf den 28 qkm großen Carriacou kommen. Viehzucht ist Hauptbeschäftigung, aber auch Baumwolle, Korn und Erdnüsse werden angebaut.

Grenage (spr. -ahsch'), eine Vergoldungsmethode, welche eine körnige, glänzende Vergoldung liefert.

Grenelle (spr. grönäl, Garanella), ehemals Dorf, jetzt ein Stadtteil des 15. Arrondissements von Paris, noch innerhalb der Enceinte, auf dem linken Ufer der Seine und an der Pariser Gürtelbahn gelegen, mit hübscher Kirche, einem Theater, zahlreichen Fabriken (namentlich chemischen), Färbereien, Schlachthäusern etc.

Grenier (spr. grönjeh), Edouard, franz. Dichter, geb. 1819 zu Baumes les Dames (Doubs), war längere Zeit Gesandtschaftssekretär und widmete sich dann dichterischen Arbeiten. Wir nennen von seinen Schriften, die beim Publikum wie von seiten der Kritik günstige Aufnahme fanden: "Petits poèmes" (1859, 4. Ausg. 1871), von der Akademie gekrönt (darin die Gedichte: "La mort du juif errant", "L'infini", "Elkovan" etc.), und "Poèmes dramatiques" (1861; enthaltend: "Stéphen", "In excelsis", "Le premier jour de l'Éden" und "Promethée délivré"); ferner die Gedichtsammlung "Amicis" (1868; darin das preisgekrönte Poem "La mort du président Lincoln"); die Dichtungen: "Seméïa" (1869, ebenfalls gekrönt), "Marcel" (1874) und "Francine" (1884); die Tragödie "Jacqueline Bonhomme" (1879); endlich "Penseroso, réflexions et maximes" (1885). Seine "Poésies complètes" erschienen 1882. Auch eine Übertragung von Goethes "Reineke Fuchs" (1860) hat G. veröffentlicht.

Grenoble (spr. grönóbl), Hauptstadt des franz. Departements Isère, ehemals der Provinz Dauphiné, im breiten, prachtvollen Thal der Isère, oberhalb der Dracmündung, Knotenpunkt der Eisenbahnen Lyon-G., Valence-Chambéry und G.-Veynes, von schneebedeckten Alpenzügen umgeben, ist Festung ersten Ranges mit Enceinte und detachierten Forts, welche das Isère- und Dracthal sperren. Sie zerfällt in zwei ungleiche Hälften, deren größere am linken Flußufer liegt, und die durch drei Brücken miteinander verbunden sind. Unmittelbar über der Stadt erheben sich die beiden Forts Rabot und La Bastille, welche eine herrliche Aussicht gewähren. An Stelle der alten Enceinte, welche seit 1880 weiter hinausgeschoben worden ist, entsteht ein neuer Stadtteil; auch die enge, schlecht gebaute alte Stadt wird vielfach verschönert. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die Kirche St.-André (um 1220 gegründet, mit dem Grabmal Bayards), die Kirche Notre Dame mit prachtvollem Sakramentshäuschen aus dem 15. Jahrh., die Kirche St.-Laurent mit merkwürdiger Krypte, der schöne gotische Justizpalast, die Präfektur, das Stadthaus, das Bibliotheks- und Museumsgebäude, das Theater, das Spital für Geisteskranke etc. Auch die Kais an der Isère und die schönen Spaziergänge sind erwähnenswert. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 48,485. In industrieller Hinsicht spielt die erste Rolle die Handschuhfabrikation, die in 115 Etablissements 2000 Arbeiter und 20,000 Näherinnen in der Stadt und Umgegend beschäftigt und jährlich ca. 6 Mill. Paar Handschuhe im Wert von 17 Mill. Frank liefert. Außerdem bestehen zahlreiche Fabriken für Likör, Hanfprodukte, Strohhüte, Gips, Zement und Eisenwaren. Auch der Handel mit Getreide, Holz, Likör ("Chartreuse"), Käse (Sassenage und St.-Marcellin) und Wein ist bedeutend. Die Stadt hat drei Fakultäten (der Rechte, der Wissenschaften und der Litteratur) mit 275 Studierenden, ein bischöfliches theologisches und ein kleines Seminar, eine Artillerieschule, eine medizinische Vorbereitungsschule, ein Lyceum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Gewerbeschule, eine Forstschule und einen botanischen Garten. Außerdem besitzt sie eine Bibliothek (170,000 Bände und 7500 zum Teil kostbare Manuskripte) und Museen für Gemälde und Skulpturen, Münzen, Altertümer, Naturalien. G. ist Sitz eines Bischofs und eines Präfekten, eines Appellhofs und Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, einer Bankfiliale, einer Handels- und einer Gewerbekammer. In der Nähe das Kloster La Chartreuse (s. d.). Die Umgegend von G., besonders das von der Isère durchflossene Thal oberhalb G., heißt Graisivaudan (s. d.). - Der älteste Name von G. ist Cularo; seit dem 4. Jahrh., wo G. bereits Bischofsitz war, hieß es Gratianopolis, nach dem Kaiser Gratianus, der Cularo 379 wieder aufbauen ließ, welches die Römer niedergebrannt hatten. Die Stadt gehörte im Mittelalter zu Burgund, dann seit 1032 mit Burgund zum römischen Reich deutscher