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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Groenlo; Groen van Prinsterer; Grog

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Groenlo - Grog.

10,177 Arbeiter beschäftigten und für 9,2 Mill. Rubel Waren produzierten. Davon sollen 7 Mill. auf die Wollindustrie kommen, die in 181 Tuch- und Wollwarenfabriken mit 6245 Arbeitern sowie einer Wollschlägerei mit 69 Arbeitern geübt wird. Entwickelt sind auch die Tabaksindustrie (1884: 23 Fabriken) und die Branntweinbrennerei. Der nicht unbedeutende Handel mit Holz, Getreide, Leinsamen, Flachs, Hanf, Wolle etc., hauptsächlich auf dem Niemen und Bug nach Preußen, ist vollständig in den Händen der Juden, ebenso der Kleinhandel in den Städten. Von den vielen Jahrmärkten sind nur zwei erwähnenswert: der Pferdejahrmarkt zu Zechanowez (mit 3000 Pferden jährlich) und der zu Selva (mit 1000 Pferden); letzterer war früher ein wichtiger Markt für Tuch, Wollen- u. Baumwollenstoffe, Galanterie- und Metallwaren, wovon jährlich für ca. 2 Mill. Rub. hier verkauft wurden; seit Eröffnung der Petersburg-Warschauer Eisenbahn fiel der Umsatz auf ½ Mill. Rubel und wird mit jedem Jahr geringer. Schulen waren 1882: 560 mit 30,375 Schülern, darunter 3400 weiblichen Geschlechts. Das Gouvernement ist eingeteilt in die neun Kreise: Bialystok, Bjelsk, Brest, G., Kobrin, Prushany, Slonim, Sokolka und Wolkowysk. Bis 1795 gehörte G. zu Polen (Schwarzrußland), kam dann an Rußland, wurde 1796 mit Wilna zu einer russischen Provinz gemacht und 1802 zu einem besondern Gouvernement erhoben.

Die gleichnamige Hauptstadt, am rechten Ufer des Niemen und an der Eisenbahn Petersburg-Warschau, hat ein altes und ein neues Schloß (ersteres jetzt Militärhospital), 6 griechisch-kathol. Kirchen und 2 Klöster, 5 römisch-kathol. Kirchen und 2 Klöster, eine lutherische Kirche, 2 Synagogen und 28 Bethäuser, eine Kadettenschule, 2 Gymnasien, eine medizinische Akademie, ein Theater, Fabriken für Tuch und Tabak, blühenden Handel und (1882) 42,238 Einw., darunter viele Juden. In der Nähe Drußkenik, mit Mineralquellen, die jährlich von etwa 2000 Badegästen besucht werden. Zwei beliebte Wallfahrtsorte, wohin jährlich 20-30,000 Pilger wandern, sind die römisch-kathol. Rushanostoksche Kirche bei Dombrowo, 30 km von G., und die griechisch-kathol. Kirche bei Wassilkow, 11 km von Bialystok. - G. wird als russischer Ort zuerst 1183 erwähnt und kam 1241 an Litauen. Es war eine Zeitlang Residenz des Königs Stephan Báthori, der hier 1586 starb. 1705 schlossen Peter d. Gr. und August II. hier das Bündnis gegen Karl XII., wobei der Weiße Adlerorden gestiftet wurde. Seit 1673 ward hier allemal der dritte Reichstag gehalten. In G. unterschrieben 1793 die polnischen Reichsstände nach langem Widerstreben die zweite Teilung Polens, und hier legte 25. Nov. 1795 Stanislaus August seine Krone nieder. Im Juni 1885 wurde ein großer Teil der Stadt durch eine Feuersbrunst zerstört.

Groenlo (spr. grunlo, auch Grol genannt), Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, an der Slinge (zur Berkel), mit 2 Kirchen, einer Synagoge, einigen Fabriken (namentlich für Baumwollwaren), Ackerbau, Handel mit Eiern und (1883) 2447 Einw. Die von Karl V. befestigte Stadt wurde 1577 von den Niederländern, 1606 von den Spaniern erobert und diesen erst 1627 durch den Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien entrissen.

Groen van Prinsterer (spr. gruhn), Wilhelm, niederländ. Staatsmann, Geschichtschreiber und Publizist, geb. 1801 zu Voorburg, besuchte das Gymnasium im Haag und studierte in Leiden Jurisprudenz. Seitdem vorzugsweise mit historischen und politischen Studien beschäftigt, ließ er als deren erstes Erzeugnis "Verspreide geschriften" (Haag 1826, Teil 1) erscheinen. 1829 ward er zum Kabinettssekretär des Königs ernannt, aber 1833 auf seinen Wunsch dieser Stellung enthoben, um in völlig freier Muße sich umfassenden geschichtlichen Arbeiten widmen zu können. So erschienen die "Archives, ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau" (Leid. 1835-64, 1. Serie, 10 Bde.; 2. Serie, Bd. 1-5). Das Werk selbst bietet einen Reichtum neuen wohlgeordneten Quellenmaterials für die Geschichte des 16. und 17. Jahrh. Daneben schrieb er ein umfassendes "Handboek der geschiedenis van het vaderland" (4. Aufl., Amsterd. 1874, 4 Bde.). Die kirchlichen und politischen Tagesfragen nahmen in nicht geringerm Grad als die Vergangenheit seines Vaterlandes sein Interesse in Anspruch. Schon damals bekannte sich G. zur antirevolutionären Partei, die auch in der Politik die Grundsätze strengen Christentums durchgeführt sehen wollte und überall an den historischen Grundlagen des Bestehenden festhielt; 1840 schrieb er in diesem Sinn "Bijdrage tot herziening der grondwet in nederlandschen zin". In demselben Jahr wurde G. zum Abgeordneten gewählt. Als eine Art politischen Glaubensbekenntnisses erschien das Werk "Ongeloof en revolutie" (Haag 1847). In die Verfassungskämpfe der Jahre 1848 und 1849 und in die sich vollziehende Umgestaltung des öffentlichen Lebens griff G. bestimmend ein durch Flugschriften, wie: "Verscheidenheden van staatsregt en politiek" und "Grondwets herziening en eensgezindheit". Von 1849 bis April 1865, wo er freiwillig zurücktrat, war er fast ununterbrochen Mitglied der Zweiten Kammer und Hauptvorkämpfer seiner Partei. Für weitere Kreise gab er seinen Ideen einen Ausdruck in der Zeitung "Der Nederlander", deren Leitung 1850-55 fast ausschließlich seinen Händen anvertraut war. Daneben legte er seine Ansichten in zahlreichen Flugschriften nieder, welche teilweise, wie die unter dem Titel: "Vrijheid van christelijk national onderwijs, in verband met scheiding van kerk en staat" (Amsterd. 1864) erschienene, von ansehnlichem Umfang sind. Außerdem hat er auch in einer langen Reihe "Parlementaire studiën en schetsen" (zuletzt Amsterd. 1865-67, 3 Tle.) herausgegeben. Gesinnungsgenossen sah G. in Stahl und seinen Anhängern: im Innern bekämpfte er, wie diese, den Liberalismus; nach außen wollte er die Wiener Verträge als einzigen Schutz der Unabhängigkeit kleiner Staaten aufrecht erhalten wissen. Um so schmerzlicher ward er berührt, als das aus dieser Partei hervorgegangene Ministerium Bismarck 1864 Dänemark und 1866 Österreich besiegte und die bestehenden Zustände vollständig umwandelte. Diesem Schmerz und seinen Besorgnissen von der Zukunft gab er in seinen Schriften: "La Prusse et les Pays-Bas. A mes amis à Berlin" und "L'empire prussien et l'apocalypse" (Amsterd. 1867) Ausdruck. Daneben bekämpfte er das niederländische Schulgesetz, welches allerdings übereilterweise den Religionsunterricht ganz aus der Volksschule verbannt hatte. Sein letztes historisches Werk war "Maurice et Barnevelt" (Utrecht 1875). Er starb 19. Mai 1876. Vgl. Stuart, In memoriam. Notice biographique (Utrecht 1876); Vos, G. en zijn tijd (Dordrecht 1886, Bd. 1).

Grog, Getränk aus Rum, Kognak, Arak, Zucker und heißem Wasser. Der Name G. verdankt seine Entstehung dem Admiral Vernon, auf dessen Anordnung 1740 den Leuten der Rum nicht mehr rein,