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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grolmann; Gromátik; Gromie; Gronau; Groningen

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Grolmann - Groningen.

hier ein Denkmal errichtet. Aus seinen Materialien und unter seiner Leitung hat sein Adjutant, Oberstleutnant v. Damitz, die "Geschichte des Feldzugs von 1815 in den Niederlanden und Frankreich" (Berl. 1837-38, 2 Bde.) und "Geschichte des Feldzugs von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich" (das. 1842-43, 4 Bde.) bearbeitet.

3) Wilhelm Heinrich von, Bruder des vorigen, geb. 28. Febr. 1781 zu Berlin, studierte in Göttingen und Halle die Rechte, ward 1801 Auskultator beim Stadtgericht in Berlin, 1802 Referendar beim Landgericht daselbst, 1804 Assessor bei der damaligen Regierung in Marienwerder, dann 1806 Regierungsrat, 1808 Kammergerichtsrat in Berlin und 1810 zugleich Mitglied des kurmärkischen Pupillenkollegiums. Beim Ausbruch des Kriegs 1813 wurde er Major und Kommandeur eines kurmärkischen Landwehrbataillons, focht mit demselben in dem Treffen bei Hagelsberg und nahm an den Blockaden von Magdeburg und Wesel thätigen Anteil. Im Juli 1814 kehrte er zu seinem Richteramt zurück, übernahm jedoch 1815 wieder das Kommando seines Landwehrbataillons und zeichnete sich bei Fleurus und Wavre rühmlich aus, so daß er das Eiserne Kreuz erster Klasse erhielt. Nach dem zweiten Pariser Frieden trat er 1816 wieder in sein früheres Dienstverhältnis, wurde indes bald zum Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts in Kleve ernannt, kam 1819 in das damals bestehende Ministerium zur Revision der Gesetzgebung nach Berlin, ward nach Auflösung desselben 1821 Vizepräsident des Oberlandesgerichts zu Magdeburg, 1827 Vizepräsident des Kammergerichts zu Berlin, 1831 Präsident des Instruktionssenats und 1836 des Oberappellationssenats, 1840 auch Mitglied des Staatsrats. Er nahm 1845 seine Entlassung und starb 1. Jan. 1856.

Grolmann, Karl Ludwig Wilhelm von, Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. 23. Juli 1775 zu Gießen, ward daselbst 1798 außerordentlicher, 1800 ordentlicher Professor der Rechte, 1804 Oberappellationsgerichtsrat und 1815 Kanzler der Universität. Seit 1816 in Darmstadt Vorsitzender der Gesetzkommission, seit 1819 Staatsminister, seit 1821 Minister des Innern wie der Justiz und Ministerpräsident, starb er 14. Febr. 1829. Von seinen Schriften verdienen Erwähnung: "Grundsätze der Kriminalrechtswissenschaft" (Gieß. 1798, 4. Aufl. 1825); "Theorie des gerichtlichen Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten" (das. 1800, 5. Aufl. 1826); "Handbuch über den Code Napoléon" (das. 1810-12, 3 Bde.).

Gromátik (griech.), die Kunst des Feldmessens oder Absteckens; Gromatiker, Feld- oder Ackermesser; vgl. Agrimensor.

Gromie, s. Rhizopoden.

Gronau, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, auf einer Insel der Leine, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein ehemaliges Dominikanerkloster (1680 gegründet, 1810 aufgehoben), Zucker- und Papierfabrikation, Ziegeleien und (1885) 2563 meist evang. Einwohner. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, Kreis Ahaus, an der Dinkel, Knotenpunkt der Linien Münster-G.-Enschede der Preußischen und Hengeloo-Landesgrenze-G. der Niederländischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Dortmund-G.-Enschede, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß des Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-Rheda, bedeutende Baumwollspinnerei, Weberei und Färberei und (1885) 1570 Einw.

Groningen (spr. grö-), niederländ. Provinz, umfaßt den nordöstlichsten Teil des Königreichs, grenzt nördlich an die Nordsee, östlich an den Dollart und die preußische Provinz Hannover, südlich an die Provinz Drenthe, westlich an Friesland und umfaßt 2297,6 qkm (41,7 QM.). Das Land ist eine Tiefebene; nur im S. der Hauptstadt zieht ein Hügelzug, der Hondsrug, aus welchem man Steine gewinnt. Auch gibt es Hügel im S. und O., doch niemals höher als 12 m. Im übrigen hat der nördliche Teil dicken Thonboden mit herrlichem Acker- und Wiesenland, der südliche Sand- und Torfboden. Die Sumpfstrecken im SO. (Bourtanger Moor) sind jetzt größtenteils trocken gelegt und urbar gemacht. Flüsse besitzt G. nicht, dagegen ist es reich an Kanälen. Unter den Seen sind der Südlaarder, Schild-, Leekster und Foxholster See die bedeutendsten. Das Klima ist besonders an der Küste feucht und veränderlich, und Fieberepidemien richten oft starke Verwüstungen an. Den Haupterwerbszweig der Einwohner, deren Zahl 1885: 265,687 betrug, darunter 90 Proz. Reformierte, 7 Proz. Katholiken und 3 Proz. Juden, bilden Ackerbau, Viehzucht, die besonders geschätzte Pferde und Rinder und vortreffliche Butter liefert, und Schiffbau. 51,4 Proz. der Oberfläche sind Ackerland, 25,9 Proz. Wiesen. Erzeugnisse der Industrie sind: wollene Strümpfe, Wollzeuge, Leinwand, Papier, Töpferwaren und Kartoffelmehl. Der Handel ist lebhaft, namentlich mit Vieh. Die Provinz ist eingeteilt in die drei Bezirke: Appingedam, G. und Winschoten. S. Karte "Niederlande".

Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Vereinigung der kleinen Flüsse Hunse und Aa, welche für größere Schiffe fahrbar gemacht sind, und ist durch Kanäle mit dem Dollart sowie mit dem Zuidersee verbunden; Eisenbahnlinien führen von G. nach Harlingen, Meppel und Delfzijl. Eine Gracht umgibt die alte Stadt und scheidet diese von der neuen. Der Markt ist einer der größten in Holland. Unter den Gebäuden sind auszuzeichnen: die reformierte St. Martinikirche am Markt im gotischen Stil, mit 95 m hohem Turm, die katholische Broederkerk, das Rathaus, das 1850 eingerichtete Gebäude der Universität, die Börse, das Theater, ein großes Gefängnis. G. hatte 1885: 50,628 Einw. und unterhält Fabriken für Leinen- und Wollzeuge, Tabak und Zigarren, Bürsten und Kacheln, ferner Buch- und Steindruckereien, Färbereien, Wollkämmereien, Buchweizenmühlen, lebhaften Handel mit Getreide, Raps, Wolle, Vieh, Butter und Käse. Im Hafen liefen 1885: 432 beladene Seeschiffe mit 166,804 cbm Gehalt ein, 407 mit 166,949 cbm Gehalt aus. Die Universität (1614 gegründet, 1883 mit 362 Studenten) hat eine Bibliothek, eine Sternwarte, einen botanischen Garten, ein naturhistorisches Museum, ein Kabinett für germanische Altertümer, ein anatomisches Theater, ein Nosocomium academicum (zugleich Krankenhaus der Stadt und Provinz). Außerdem hat G. eine Akademie der Zeichen-, Bau- und Schiffahrtskunst, ein Gymnasium, zwei höhere Knabenschulen, ein Lehrerseminar und ein Taubstummeninstitut (seit 1790) mit dem Denkmal des Gründers (Predigers Guyot). Die von Coehoorn erbauten Festungswerke der Stadt sind jetzt geschleift. G. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - G. kommt 837 bereits als ansehnlicher Ort, 1166 zuerst als Stadt vor. Anfangs zu Friesland gehörig, wurde Groningerland seit dem 10. Jahrh. durch kaiserliche Vögte regiert, die seit dem 11. Jahrh. den Titel Burggrafen von G. führten. Die Stadt war dabei reichsfrei und seit 1282 Hansestadt. Als die Bischöfe von Utrecht auf die Oberherrschaft über G. Anspruch machten, verteidigte sich die Stadt mit Erfolg