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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grubeschow; Grübler; Grude; Grueber; Gruinales; Gruithuisen; Grulich; Grumbach

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Grueber - Grumbach.

an allein zur Ende führte. An des letztern Stelle war er auch Mitherausgeber der "Allgemeinen Litteraturzeitung". Von seinen zahlreichen, jetzt größtenteils vergessenen Schriften nennen wir nur: "Charakteristik Herders" (mit Danz, Leipz. 1805); "Geschichte des menschlichen Geschlechts" (das. 1806, 2 Bde.); "Wörterbuch der altklassischen Mythologie" (Weim. 1810-15, 3 Bde.); "Wielands Leben" (das. 1815-16, 2 Tle.); "Klopstocks Leben" (das. 1832). Er gab auch "Wielands sämtliche Werke" (Leipz. 1818-1828, mit vervollständigter Biographie) u. a. heraus.

Grueber (spr. grub-), Bernhard, Architekt und Schriftsteller, geb. 1806 zu Donauwörth, studierte in München an der Akademie Malerei und Baukunst, war seit 1830 am Bau der Mariahilfkirche in der Au bei München thätig, sodann an den Vorarbeiten zur Restauration des Regensburger Doms, nach deren Beendigung er 1833 zum Lehrer an der königlichen polytechnischen Schule ernannt wurde. In den Jahren 1834 und 1837 bereiste er Italien; die Frucht davon war das Werk "Vergleichende Sammlung für christliche Baukunst" (Augsb. 1837-41). 1842 erbaute G. im Palais des Fürsten Salm zu Prag einen Prachtsaal, und 1844 wurde er Professor der Baukunst am Polytechnikum daselbst. Zugleich war er praktisch als Architekt in der Errichtung von Neubauten und in der Restauration älterer Baudenkmäler thätig. Er schrieb: "Charakteristik der Baudenkmale Böhmens" (Wien 1856); "Allgemeine Baukunde", Bd. 1: "Baumaterialienlehre" (Berl. 1863); "Die Kaiserburg zu Eger" (Prag 1864); "Die Kathedrale des heil. Veit und die Kunstthätigkeit Kaiser Karls IV." (das. 1869); "Die Elemente der Kunstthätigkeit" (Leipz. 1875) u. a. Von einer starken Schwerhörigkeit befallen und der Anfeindungen seitens der Tschechen müde, zog sich G. 1874 nach Bayern zurück, wo er 12. Okt. 1882 in Schwabing bei München starb.

Grubeschow (poln. Hrubieszow), Kreisstadt im polnisch-russ. Gouvernement Lublin, an der Gutschwa (Zufluß des Bug), nahe der galizischen Grenze, mit einem Mädchenprogymnasium, einer hebräischen Druckerei, einer Tuchfabrik und (1880) 7654 Einw. (darunter viele Juden). G. wurde um 1400 von Wladislaw Jagello gegründet.

Grübler, s. Bremen, S. 384.

Grude, in Sachsen und Thüringen eine Vertiefung auf dem Kochherd, welche man mit heißer Asche füllt, um in dieser angekochte Speisen langsam gar werden zu lassen und warm zu erhalten. Nach dieser alten Einrichtung nennt man G. auch kleine eiserne Kochmaschinen, in welchen durch Koksklein ein mäßiges, anhaltendes Feuer erzeugt wird. Diese Grudeherde (Spar-, Pfennigherde) werden namentlich mit Schwelkoks (Grudekoks) geheizt, welche beim Schwelen der Braunkohle für die Paraffin- und Mineralölfabrikation in den Retorten oder Schwelöfen nach dem Abtrieb des Teers zurückbleiben und mithin den Steinkohlenkoks der Gasanstalten entsprechen. Die Grudekoks sind schwarz, pulverig, leicht entzündlich, brennen aber nur glimmend, nicht mit Flamme und eignen sich vortrefflich zur Erzielung einer milden, gleichmäßigen Hitze. Ihre Anwendung gewährt gegenüber jedem andern Brennmaterial, bei welchem der größte Teil der erzeugten Wärme verloren geht, große Vorteile, und die Grudeherde haben sich daher schnell eingebürgert. Sie empfehlen sich auch aus dem Grund, weil die einmal entzündete G. nicht leicht wieder erlischt, sondern unter der Asche sehr lange fortglimmt, so daß die Feuerung nur sehr geringer Beaufsichtigung bedarf.

Gruinales, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Polypetalen unter den Dikotyledonen, charakterisiert durch meist fünfgliederige Blütenkreise, einen doppelten Staubblattkreis oder beim Fehlen des äußern durch einen Kreis von basalen Drüsen und verwachsene, oberständige, bei Isomerie vor den Blumenblättern stehende Karpiden, enthält die Familien Lineen, Limnantheen, Balsamineen, Oxalideen, Geraniaceen und Tropäoleen.

Gruithuisen (spr. chreut-heusen), Franz von Paula, Astronom, geb. 19. März 1774 aus dem Schloß Haltenberg am Lech, diente als Feldchirurg in der österreichischen Armee, studierte seit 1801 in Landshut Philosophie und Medizin, ward 1808 Professor der Physik zu Hofwyl, dann Lehrer der Naturkunde zu München und 1826 Professor der Astronomie daselbst; er starb hier 21. Juni 1852. Sein Aufsatz in Kastners "Archiv" über die "Entdeckung vieler deutlicher Spuren der Mondbewohner, besonders eines kolossalen Kunstgebäudes derselben" machte vieles Aufsehen; ebenso kritiklos waren seine "Selenognostischen Fragmente" in den Akten der Leopoldinischen Akademie von 1821. Von ihm rührt die von Civiale praktisch ausgeführte Idee her, durch ein Instrument den Stein in der Harnblase zu zerbröckeln. Er schrieb noch: "Anthropologie" (Münch. 1810); "Organozoonomie" (das. 1811); "Über die Natur der Kometen" (das. 1811); "Beiträge zur Physiognosie und Heautognosie" (das. 1812); "Über die Ursachen der Erdbeben" (Nürnb. 1825); "Analekten für Erd- u. Himmelskunde" (Münch. 1828-36); "Der Mond und seine Natur" (das. 1844).

Grulich, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Senftenberg (570 m ü. M.), an der Mährischen Grenzbahn, hat (1880) 2950 Einw., Flachsbau und Flachshandel, Leinen- und Baumwollweberei, Brettsäge, eine Fachschule für Tischlerei und ist Sitz eines Bezirksgerichts. Nahebei auf dem Muttergottesberg, ein Servitenkloster mit besuchter Wallfahrtskirche.

Grumbach, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis St. Wendel, unweit des Glan, mit Amtsgericht, evang. Kirche (an Stelle des ehemaligen Schlosses der Rheingrafen von G.), Schwefel- und Salzquelle und (1885) 512 Einw.

Grumbach, Wilhelm von, war Sprößling eines der ältesten Rittergeschlechter Ostfrankens und 1. Juni 1503 geboren. Er kam früh zu seiner Ausbildung an den Hof des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, Johann Kasimir, ward hier in ritterlichen Übungen und für den Hofdienst erzogen und verheiratete sich 1523 mit Anna v. Hutten; eine Schwester von ihm war die Gattin Florian Geyers. Nach dem Tode des Markgrafen (1527) lebte er auf den Besitzungen seines Vaters, die er zwischen 1535 und 1537 übernahm; aber wie zu Markgraf Kasimir, so stand er auch zu dessen Sohn Albrecht Alcibiades in einem Dienstverhältnis. G. wird in der deutschen Geschichte deshalb besonders genannt, weil er Anlaß gegeben hat zu einer wilden und weitreichenden Fehde, den sogen. Grumbachschen Händeln, einer letzten Erhebung der Reichsritterschaft gegen das Landesfürstentum, dem Aufleuchten der alten Fehdelust in anders gewordenen politischen Zuständen des Reichs. Daß G. Haupt dieser Adelsunternehmung geworden, ist in seinen persönlichen Händeln mit dem Bistum Würzburg begründet. Nach dem Tode des Bischofs Konrad v. Bibra 1544 wurde Grumbachs Gegner, Melchior v. Zobel, Bischof von Würzburg. Damit war der erste Grund zu schweren Zerwürfnissen gelegt. G. gab sein Amt als würzburgischer Hofmarschall auf, zog sich auf sein Schloß Rimpar zurück und