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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grüneisenstein; Grünenwald; Gruner

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Grüneisenstein - Gruner.

und Geschichte des Totentanzes", "Der Salomonische Tempelbau", "Über den Kunsthaß in den ersten drei Jahrhunderten der Kirche") hervorzuheben: "Über die bildliche Darstellung der Gottheit" (Stuttg. 1828); "Über das Sittliche der bildenden Kunst bei den Griechen" (Leipz. 1833); "Die altgriechische Bronze des Tuxschen Kabinetts in Tübingen" (Stuttg. 1835); "Nikolaus Manuel; Leben und Werke eines Malers, Dichters, Kriegers, Staatsmanns und Reformators im 16. Jahrhundert" (das. 1837); "Ulms Kunstleben im Mittelalter" (mit Ed. Mauch, Ulm 1840). Sein "Christliches Handbuch in Gebeten und Liedern" (Stuttg. 1846, 7. Aufl. 1883) fand große Verbreitung. Mit K. Schnaase und J. ^[Julius] Schnorr v. Carolsfeld war G. Begründer und Mitherausgeber des "Christlichen Kunstblattes" (Stuttg., seit 1858).

Grüneisenstein (Grüneisenerz, Kraurit, Dufrenit, Melanochlor), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert rhombisch, findet sich meist mikrokristallinisch in kugeligen, traubigen, nierenförmigen Aggregaten von radialfaseriger Textur, ist dunkelgrün, schimmernd, fast undurchsichtig, Härte 3,5-4, spez. Gew. 3,3-3,4, besteht aus phosphorsaurem Eisenoxyd Fe2P2O8 ^[Fe_{2}P_{2}O_{8}] + H6Fe2O6 ^[H_{6}Fe_{2}O_{6}]. Aus Brauneisenerz im Siegenschen, Waldgirmes, Hirschberg in Reuß, Hauptmannsgrün im Vogtland, Limoges.

Grünenwald, Jakob, Maler, geb. 30. Sept. 1821 zu Bünzwangen, in Württemberg, mußte als Kind Vieh hüten, Wild treiben bei Treibjagden u. dgl., sollte Schullehrer werden, kam dann aber zur Ausbildung seiner künstlerischen Begabung zu einem Lithographen nach Göppingen in die Lehre und trat dort auf zwei Jahre in die Blechfabrik von Rau, wo er Lackmalereien machte. 18 Jahre alt, ging er nach Stuttgart, wo er Aufnahme in der Kunstschule fand. Von Steinkopf, Leipold, Dietrich und Albert Wagner gefördert, erhielt er den Auftrag zu einem Altarbild: Petrus empfängt den Himmelsschlüssel (für Spaichingen). Darauf wurde er Schüler von Rustige, malte ein kleines Bild: Pilger vor Jerusalem, das sofort verkauft wurde, und erfreute sich nun großer Erfolge. Unter Neher wandte er sich mehr der religiösen Malerei zu, malte: Christus Kranke heilend (in England), die Kreuzigung (Altarbild für Hohentingen) u. a., bis er 1855 nach München ging, wo er fast nur noch Genrebilder schuf. Hervorzuheben sind: der Hagelschlag (in der Staatsgalerie zu Stuttgart), das Brautpaar (gestochen von Barfuß), der unterbrochene Hochzeitszug, Schäfers Heimkehr (gestochen von Barfuß) u. a. Auch führte er im Nationalmuseum die Sendlinger Schlacht als Freskobild aus. Seit 1877 ist G. Professor und Lehrer an der königlichen Kunstschule zu Stuttgart.

Gruner, 1) Justus von, preuß. Staatsmann, geb. 28. Febr. 1777 zu Osnabrück, besuchte das Gymnasium daselbst, studierte die Rechte in Halle und Göttingen, lebte dann als praktischer Jurist in Osnabrück und gab mehrere Schriften über das Strafrecht und die öffentliche Sicherheitspflege heraus. 1802 trat er in den preußischen Staatsdienst, ward zuerst Kammerrat in Franken, 1804 in die oberste Verwaltung nach Berlin berufen und 1805 Direktor der Kriegs- und Domänenkammer in Posen. Der Krieg von 1806 machte seiner dortigen Thätigkeit bald ein Ende, und G. begab sich nach Ostpreußen, wo Stein und Hardenberg seine Fähigkeiten kennen lernten. Nachdem er die Kriegs- und Domänenkammer in Pommern geleitet, ward er 1809 Polizeipräsident von Berlin und 1811 als Geheimer Staatsrat Chef der gesamten höhern Staatspolizei. Ein eifriger Patriot und unversöhnlicher Feind der Franzosen, fügte er diesen großen Schaden zu und war der Mittelpunkt der Vorbereitungen für die nationale Erhebung. Als Preußen 1812 das Bündnis mit Napoleon schloß, schied G. aus dem preußischen Staatsdienst aus und begab sich nach Prag zu Stein. Er leitete von hier aus die Ausführung des Steinschen Plans einer Volkserhebung in Norddeutschland. Um aber einem von Frankreich drohenden Auslieferungsantrag auszuweichen, ließ die österreichische Regierung G. verhaften und ein Jahr bis zum Herbst 1813 in Peterwardein in Haft behalten. Darauf übernahm er die Verwaltung von Berg, organisierte das Generalgouvernement des Mittelrheins und war 1814-15 Generalgouverneur von Berg. Überall beseitigte er, von Görres unterstützt, in kurzer Zeit die französischen Elemente, sammelte die deutsch-patriotischen Kräfte und organisierte die Streitmittel für den Kampf gegen Frankreich. 1815 kurze Zeit Chef der deutschen Polizei in Paris, leitete er die Rückgabe der Kunstschätze. Nach dem Frieden wurde G. zwar geadelt, aber wegen seiner liberalen Gesinnung nicht im innern Staatsdienst verwendet, sondern zum Gesandten in der Schweiz ernannt. Doch starb er schon 5. Febr. 1820 in Wiesbaden.

2) Ludwig, Kupferstecher, geb. 24. Febr. 1801 zu Dresden, begann seine Studien in der Malerei 1815 unter Klinger, widmete sich dann unter Krüger der Kupferstecherei und ging 1825 nach Mailand, wo er unter Longhi und P. Anderloni seine Studien fortsetzte. 1828 besuchte er das südliche Frankreich und Spanien, wo er dem Escorial ein dreimonatliches Studium widmete. 1832 zurückgekehrt, vollendete er den Stich des Porträts von Mengs und ging dann nach England und Schottland. Madonnen nach Raffael sowie die Aussetzung Moses' (aus der Sammlung zu Blenheim) waren die Arbeiten, die ihn dort beschäftigten. Nach Mailand zurückgekehrt, lieferte er das Porträt des Giulio de' Medici, Moses nach Murillo und das Pax vobiscum nach Raffaels Bild im Besitz des Grafen P. Tosi zu Brescia. Im J. 1837 wandte sich G. nach Rom, wo er hauptsächlich nach Marc Anton studierte und Stiche von einer Folge von Mosaiken unter dem Titel: "I mosaici della cappella Chigi" (Rom 1839) fertigte. Daraus folgten die Fresken an der Decke des Saals des Heliodor. Im J. 1842 ging G. aufs neue nach England, um Zeichnungen nach den Raffaelschen Kartons in Hamptoncourt in der Größe des Originals auszuführen. Später gab er das Prachtwerk "Fresco decorations and stuccos in Italy" (Lond. 1844, 2. Aufl. 1854) und auf Befehl der Königin "The decorations of the garden pavilion in the grounds of Buckingham Palace" (das. 1846) heraus. Es folgte der Stich nach dem Traum des Ritters von Raffael in der Nationalgalerie. Von der britischen Regierung beauftragt, für die Kunstanstalten ein Buch mit Vorlegeblättern in Farbendruck nach den besten Mustern Italiens herzustellen, lieferte er 1850 das Prachtwerk "Specimens of ornamental art", Zu seinen Stichen gehören ferner: Christus am Ölberg nach Raffael (? London, Nationalgalerie) und die Almosenverteilung des heil. Lorenz, aus der Fiesolekapelle im Vatikan. Dann gab er heraus die Raffael-Karyatiden aus dem Vatikan in 15 Blättern (1852). Bald darauf wurde er zum Direktor am königlichen Kupferstichkabinett zu Dresden ernannt. In dieser Stellung veröffentlichte er: "Die Basreliefs an der Vorderseite des Doms zu Orvieto" (Text von Braun, Leipz. 1858); "Lo scaffale, or presses in the sacristy of Santa Maria delle Grazie