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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Guiffrey - Guillaume.

Großbeamte der französischen Krone, sich doch von dieser fast ganz unabhängig gemacht. Auf Herzog Wilhelm II., Eisenarm, von G., einen Zeitgenossen Hugo Capets, folgte sein Sohn Wilhelm III., der Große, der 1030 starb. Seine Tochter war die Kaiserin Agnes, die Mutter Heinrichs IV. Da sein Nachfolger Wilhelm IV. (gest. 1037) keine Kinder hinterließ, so folgte ihm sein Bruder Odo und, nachdem dieser im Kampf mit dem Grafen Gaufried von Anjou gefallen, der dritte Bruder, Peter, welcher den Namen Wilhelm V. annahm und 1045 in Poitiers starb. Sein jüngster Bruder und Nachfolger, Veit Gottfried, der außer einem Teil von G. seit 1054 auch das Herzogtum Gascogne besaß, nahm den Namen Wilhelm VI. an und kämpfte siegreich gegen die Herren von Buzignan. Sein Sohn Wilhelm VII., der ihm 1087 folgte, nannte sich Herzog von Aquitanien und Graf von Toulouse, welch letzteres Land er 1098 eroberte, aber 1100 wieder abtreten mußte; er starb 1127. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm VIII. unterstützte 1136 den Grafen Gottfried Plantagenet bei dessen Einfall in die Normandie und starb 1137. Da er keinen Sohn hinterließ, so erbte seine an König Ludwig VII. von Frankreich vermählte Tochter Eleonore das Land. Nachdem sich Ludwig VII. 1152 wegen ihres ausschweifenden Lebens und unter dem Vorwand zu naher Verwandtschaft von Eleonore hatte scheiden lassen, heiratete sie Heinrich Plantagenet, der 1154 König von England wurde, und so kam das Herzogtum G. an England. König Heinrich trat 1169 das Herzogtum seinem Sohn Richard Löwenherz ab, der es durch Raoul von Faye verwalten ließ. Die Großen empörten sich gegen diesen, wurden aber von Richard bezwungen; derselbe bekriegte und eroberte 1186-88 auch Toulouse und La Rochelle und trat 1196 G. an seinen Neffen Otto von Braunschweig ab. Letzterer verließ jedoch G., als er 1198 zum deutschen König gewählt wurde, und Eleonore nahm das Land nach dem Tod ihres Sohns, des Königs Richard (1199), wieder in Besitz und behielt es bis zu ihrem Tod (1203). In dem Krieg Philipps IV. gegen Eduard I. von England eroberten die Franzosen G., gaben es aber beim Frieden (1303) wieder an die Engländer zurück, denen es nun bis 1451 verblieb. Damals ließ König Karl VII. von Frankreich nach der Eroberung der Normandie auch G. besetzen. Graf Talbot landete 1452 vergebens, um es wiederzuerobern; nachdem er 1453 bei dem Sturm auf das Lager von Châtillon geblieben war, wurde die englische Armee geschlagen. Seitdem blieb G. bei Frankreich. Ludwig IX. überließ es 1469 seinem Bruder, dem Herzog von Berri, statt der Champagne und Brie. Nach dessen Tod (1472) fiel es an die Krone Frankreich zurück. Vgl. Ducourneau, La G. historique et monumentale (Bordeaux 1842-45, 2 Bde.); Ribadieu, Histoire de la conquête de la G. par les Français (das. 1866); Brissaud, Les Anglais en G. (Par. 1875).

Guiffrey (spr. ghifrä), Jules, franz. Kunstschriftsteller, geb. 29. Nov. 1840 zu Paris, studierte Rechtswissenschaft, wurde Lizentiat und erhielt eine Anstellung im Archivdienst anfangs beim Finanzministerium, seit 1866 im Nationalarchiv. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind zu erwähnen: "L'oeuvre de Charles Jacque" (1866); "Histoire de la réunion du Dauphiné à la France" (1866); "Les Caffieri, sculpteurs et fondeurs-ciseleurs" (1877); "Histoire générale de la tapisserie" (1879); "Comptes des bâtiments du roi sous Louis XIV et XV" (1879); "Antoine van Dyck, sa vie et son oeuvre" (1882), sein Hauptwerk; "Inventaire général du mobilier de la couronne sous Louis XIV" (1886, 2 Bde.); "Histoire de la tapisserie" (1885). 1869 bis 1872 veranstaltete er einen Wiederabdruck der Kataloge der alten Kunstausstellungen der königlichen Akademie von 1673 bis 1800 in 42 Bänden.

Guignes (spr. ghīnj), 1) Joseph de, franz. Orientalist, geb. 19. Okt. 1721 zu Pontoise, studierte in Paris die orientalischen Sprachen, wurde 1745 Sekretär an der königlichen Bibliothek, 1757 Professor der syrischen Sprache am Collège royal, 1769 Aufseher der Altertümer im Louvre und 1773 Mitglied der Akademie. Durch die Revolution seiner Stelle beraubt, starb er 19. März 1800 zu Paris in großer Dürftigkeit. Mit besonderm Eifer betrieb G. das Studium des Chinesischen. Sein Hauptwerk ist die "Histoire générale des Turcs, des Mogols etc." (Par. 1756-1758, 4 Bde.). Auch übersetzte er den "Schu-King" (Par. 1771) und veröffentlichte eine große Anzahl "Mémoires".

2) Louis Joseph de, Sohn des vorigen, geb. 20. Aug. 1759, ging 1784 nach China, begleitete 1794 die holländische Gesandtschaft nach Peking und gab nach seiner Rückkehr (1801) die "Voyage à Pekin etc." (Par. 1809, 3 Bde.) sowie das von Basilius de Glemona bearbeitete "Dictionnaire chinois-français et latin" (das. 1813-53; neue Ausg. von Mangieri, 1853) heraus. G. starb 1845.

Guignets Grün (spr. ghinjä), s. Chromhydroxyd.

Guildford (spr. ghillfŏrd), Hauptstadt der engl. Grafschaft Surrey, in malerischer Gegend am Wey, der sich hier durch die nördlichen Downs eine Bahn bricht, mit der Ruine eines normännischen Schlosses, Theater, Lateinschule, Papier- und Pulvermühlen, Brauereien und (1881) 10,850 Einw.

Guildhall (engl., spr. ghíld-hahl), s. v. w. Halle der Gilden, jetzt im Sinn von Rathaus gebraucht.

Guilford Court House (spr. ghillfŏrd kohrt haus'), Ort im nordamerikan. Staat Nordcarolina, Grafschaft Guilford. Hier 15. März 1781 Schlacht zwischen den Briten unter Cornwallis und den Amerikanern unter Greene, worin erstere siegten.

Guiliélma Mart., Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit hohem, etwas schlankem, schwarz-stachligem Stamm, fiederspaltigen Blättern, stachligen Blattstielen, monözischen, grünen oder gelben Blüten und großen, eiförmigen, fleischigen oder mehligen, gelbroten Beeren. G. speciosa Mart. ist ein 18 m hoher Baum in Südamerika mit beinahe sphärischer Krone, die fast federartig erscheint, da die Blattsegmente nach allen Seiten hin abstehen und selbst kraus und wellenförmig sind. Die Früchte haben die Größe einer Aprikose, sind dreieckig-oval und meist samenlos. Die samenhaltenden Früchte sind doppelt so groß. Der Baum vertritt im Amazonendistrikt die Kokospalme und findet sich in den Indianerdörfern häufig kultiviert; man genießt die Früchte gekocht oder gebraten, verbäckt das Mehl zu Kuchen oder bereitet daraus durch Gärung mit Wasser ein säuerliches Getränk. Das Holz wird im Alter ungemein hart und widersteht dann der Axt. Die Samen (graines de Paripou) enthalten über 31 Proz. Fett.

Guiliélmus (lat.), s. v. w. Wilhelm.

Guill., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ant. Guillemin (s. d.).

Guillaume (franz., spr. ghijōm), s. v. w. Wilhelm.

Guillaume (spr. ghijōm), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 3. Febr. 1822 zu Montbard (Côte d'Or), machte seine ersten künstlerischen Studien in Dijon und kam