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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guimarães; Guimbarde; Guimpe; Guinea

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Guimarães - Guinea.

Guimarães (spr. ghimarangsch), Stadt in der portugies. Provinz Minho, Distrikt Braga, einer der ältesten, merkwürdigsten und malerischten Orte des Königreichs, hat mehrere interessante Kirchen, darunter die im 14. Jahrh. erbaute de Nossa Senhora da Oliveira mit schöner gotischer Kapelle und reichem Kirchenschatz, alte Ringmauern, Schloßruinen und (1878) 8205 Einw., welche lebhafte Industrie in Messer- und andern Stahlwaren, Leder, Papier, Leinwand und regen Handelsverkehr betreiben. In der Nähe die Schwefelbäder Taipas und Vizela. G. wurde im 11. Jahrh. von Heinrich von Burgund zur Residenz des Landes erhoben, die erst 1511 von König Emanuel nach Lissabon verlegt wurde.

Guimbarde (franz., spr. ghängbárd, ehedem auch Mariée), veraltetes Kartenspiel, in welchem die Coeurdame (G.) der höchste Trumpf war.

Guimpe (franz., spr. ghängp), Brustschleier der Nonnen (deutsch Wimpel); auch Bezeichnung für ein ärmelloses, von Frauen unter dem Kleid getragenes Leibchen.

Guinea (spr. ghi-; hierzu die Karte "Guinea etc."), ein im 15. Jahrh. entstandener Name für den Teil der Westküste Afrikas, welcher sich vom Kap Palmas (4° 55' nördl. Br.) bis Kap Negro (16° südl. Br.) erstreckt und in zwei Teile: Ober- u. Niederguinea, zerfällt, als deren Grenze man Kap Lopez im Mündungsgebiet des Gabun annimmt. Es sind dies die beiden nahezu senkrecht aufeinander treffenden, westöstlich und nordsüdlich verlaufenden und den Golf von G. mit seinen beiden Buchten von Benin und Biafra einschließenden Küstenlinien, ein außerordentlich einförmiges Gestade, das nur an sehr wenigen Stellen ins Meer vorspringt (Kap Drei Spitzen, das Nigerdelta mit Kap Formoso, Kap Lopez). Außer jenen beiden großen Buchten hat das Land daher auch keine nennenswerten Einschnitte. An der Küste ist es fast durchweg flach und steigt nur an wenigen Stellen, so namentlich im Camerungebirge, zu nennenswerten Höhen auf; meist erhebt es sich in 50-60 km Entfernung terrassenförmig von dem mit Lagunen vielfach besäumten, sehr niedrigen Strande. Daher sind die dem Meer zufließenden Gewässer teils sehr kurz, teils nur auf kurze Strecken von der Mündung aus befahrbar, bis Stromschnellen ein weiteres Vorgehen verhindern. In die Flüsse der den Golf von G. begrenzenden Nordküste, wie in den Akba, Assini, Tenda, Busempra, Volta u. a., können Schiffe vom Meer aus nicht einlaufen. Ihre Mündungen, hinter welchen sich große, seichte, weithin dem schmalen, niedrigen Strand folgende Lagunen hinziehen, werden sämtlich durch unpassierbare Barren verstopft; wenige derselben sind, wie der Volta, auf größere Strecken kleinern Fahrzeugen zugänglich. Dagegen bietet der Niger, welcher, an seiner Mündung sich vielfach verzweigend, ein großes Delta bildet, in mehreren Mündungsarmen eine gute und bereits lebhaft befahrene Straße nach dem Innern. In die Bai von Biafra mündender Altcalabar und der Camerun. Der ansehnliche, aber der Schiffahrt wenig dienliche Ogowe bezeichnet die Grenze zwischen Ober- und Niederguinea. Die bedeutendsten Flüsse des letztern sind: der Kuilu, der mächtige Congo und der Coanza. Auch der Beschiffung dieser Flüsse vom Meer aus auf weitere Strecken treten Stromschnellen hindernd entgegen. Einige derselben bilden in der flachen Küstenstufe kurz vor ihrer Mündung langgestreckte Lagunen, welche nur durch schmale und niedrige Landzungen vom Meer getrennt werden. Mit wenigen Ausnahmen (Mündung des Niger, Camerun, Gabun, Congo) ist die Küste hafenlos, daher muß der Verkehr zwischen dem Land und den draußen ankernden Schiffen durch Boote geschehen, was wegen der hier oft furchtbaren Brandung, der Kalema (s. d.), sehr schwierig und gefährlich ist. An Inseln ist die Küste sehr arm, die bedeutendste ist Fernando Po in der Biafrabai; in südwestlicher Richtung davon liegen Principe, São Thomé und Annobom. Die Inseln in der Coriscobai und an der Camerunküste sind klein. Nach den Produkten, welche kurz nach der Entdeckung der Küste von ihren einzelnen Teilen in den Handel kamen, hat dieselbe in Oberguinea verschiedene Namen erhalten, die von W. nach O. in nachstehender Reihe aufeinander folgen. Von der Grenze von Sierra Leone bis Kap Palmas reicht die Pfeffer- oder Kruküste, benannt nach den früher von hier stark ausgeführten Paradieskörnern, dem Malaguettapfeffer (daher auch Malaguettaküste), und nach dem Negerstamm der Kru, der hier seine Heimat hat. Dieser Küstenstrich wird von dem Negerfreistaat Liberia eingenommen. Dann folgt bis zum Vorgebirge der Drei Spitzen die Zahn- oder Elfenbeinküste, ebenfalls nach dem früher bedeutendsten, jetzt kaum noch vorkommenden Ausfuhrartikel benannt, in seinem westlichen Teil Besitz Liberias, in seinem östlichen Frankreichs und Englands. Die Goldküste reicht bis zur Mündung des Volta. Ihren früher sehr wohl verdienten, später wenig zutreffenden Namen scheint sie in neuester Zeit wieder zu Ehren bringen zu wollen; sie ist zum kleinern Teil französischer, zum größten englischer Besitz. Die Sklavenküste, auch Beninküste genannt, bis zur Mündung des Benin, gehört Deutschland, dem Königreich Dahomé und England, das den nachfolgenden Küstenstrich besitzt, die Mündungen des Niger und Altcalabar (oil rivers) bis zum Rio del Rey, von wo das deutsche Camerungebiet beginnt, das südwärts bis zum Campofluß reicht. Darauf beginnt die französische Kolonie Gabun, nur auf eine kurze Strecke am Kap San Juan durch spanischen Besitz unterbrochen. Mit Frankreich teilen sich Portugal und der Congostaat in den Besitz von Niederguinea, das in die Landschaften Loango, Congo, Ambriz, Angola und Benguela zerfällt.

Das Klima Guineas ist bei den hier herrschenden hohen Graden von Wärme und Feuchtigkeit Europäern durchaus unzuträglich. Dagegen entwickelt sich unter diesen Einflüssen, wo der Boden gut ist, die Vegetation auf das üppigste, und in seinen pflanzlichen Produkten besteht der Reichtum Guineas. Hauptprodukte sind: Palmöl und Palmkerne von der große Wälder bildenden Ölpalme (Elaïs guineensis), die Kautschuk liefernde Landolphia, Erdnüsse (Arachis hypogaea), Kaffee, ferner Gummikopal, Sesam, Orseille, Adansoniafasern vom Affenbrotbaum (Adansonia digitata), Indigo, Reis, Rizinus, Tabak, Sandel-, Rot-, Ebenholz u. a. Die Tierwelt ist vertreten durch Elefanten (die aber bereits weit ins Innere verscheucht sind, woher auch das an dieser Küste ausgeführte Elfenbein, ca. 275,000 kg im Jahr, stammt), Flußpferde, Büffel, Affen (darunter Gorilla und Schimpanse), Löwen, Leoparden, Krokodile, Schlangen. Unsre Haustiere wollen in G. nicht gedeihen. Von nutzbaren Mineralien haben sich Spuren an verschiedenen Plätzen gefunden, namentlich von Brauneisenstein, Quecksilber, Kohle, Petroleum, Schwefel, Kupfer, Gold; nur das letztere wird bisher an der Goldküste ausgebeutet. Für die Vermehrung der Hilfsquellen dieses Gebiets, die sogar des augenblicklichen Gewinnes wegen von den Eingebornen auf das leichtsinnigste zerstört werden, ist bisher fast