Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guitarre-Violoncell; Guiteau; Guittone d'Arrezzo; Guizot

920

Guitarre-Violoncell - Guizot.

chender Form gebaut. Virdung (1511) nennt "Quinterna" ein Instrument, welches in allem der Laute entspricht, aber kleinere Dimensionen und nur fünf Saiten hat. Prätorius (1618) dagegen gibt der "Quinterna" oder "Chiterna" bereits einen platten Schallkasten ("kaum zween oder drey Finger hoch") und vier oder fünf Saiten. Die Geschichte der G. ist daher ursprünglich die der Laute; sie kam durch die Mauren nach Spanien, von da zuerst nach Unteritalien, wo sich verschiedene Abarten entwickelten (s. Bandola). In Deutschland scheint sie nicht besonders goutiert worden zu sein, da sie dort zu Ende des vorigen Jahrhunderts als etwas ganz Neues wieder auftauchte (1788 durch die Herzogin Amalie von Weimar). Die Stimmung der heutigen G. ist E A d g h e'; durch einen sogen. Capotasto kann die Stimmung erhöht werden. Die vier höhern Saiten sind Darmsaiten, die beiden tiefern dagegen aus Seide verfertigt und mit Draht übersponnen; statt der Darmsaiten hat man neuerdings auch Metallsaiten angewendet. Verschiedene Vervollkommnungen und Umformungen der G. sind versucht worden; doch haben sie sich nicht erhalten; so die Guitare d'amour (Bogenguitarre), die Klavierguitarre, Birnbachs G., die Lyraguitarre, die Flügelguitarre von J. Rott in Nürnberg, welche sieben Saiten mehr besitzt als die gewöhnliche G., u. a. Vgl. Schrön, Die G. und ihre Geschichte (Leipz. 1880).

Guitarre-Violoncell, s. Arpeggione.

Guiteau (spr. ghito), Charles, der Mörder des nordamerikan. Präsidenten Garfield, geb. 1840, französisch-kanadischer Abkunft, war beschäftigungsloser Advokat und Mitglied einer überspannten Religionssekte (der Oneidagesellschaft), bewarb sich nach Garfields Amtsantritt um das Konsulat in Marseille und schoß nach Ablehnung seines Gesuchs 2. Juli 1881 auf den Präsidenten (s. Garfield). Nach einem langen Prozeß, während dessen sich G. sehr frech benahm, ward er 25. Jan. 1882 zum Tod verurteilt und 30. Juni in Washington gehenkt.

Guittone d'Arrezzo ^[richtig: Guittone d'Arezzo] (spr. guittone-), Fra, alter ital. Dichter, geboren zu Santa Firmina, einem Flecken bei Arezzo, lebte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. Er hatte eine gelehrte Erziehung erhalten und verstand außer dem Lateinischen auch Provençalisch, Französisch und Spanisch, welchen Sprachen er auch öfters Wörter in seinen Schriften entlehnt. Nachdem er in seiner Jugend ein ziemlich freies Leben geführt, trat er in den Orden der Cavalieri oder Frati gaudenti und widmete sich von da an ganz der Aufgabe, den Geist desselben zu veredeln, überhaupt gegen die Sittenlosigkeit der Zeit, insbesondere gegen das wüste Parteitreiben der Aretiner, zu predigen. Durch einen ungerechten Richterspruch seines Besitztums beraubt, verließ er Arezzo und starb 1294 in Florenz, nachdem er noch ein Jahr zuvor das Kamaldulenserkloster degli Angioli daselbst gegründet hatte. Seine Gedichte, bestehend in Sonetten (welcher Dichtungsform er ihre gegenwärtige regelmäßige Form gab), Kanzonen und poetischen Briefen, wurden zuerst in den "Rime antiche" (Flor. 1527) gedruckt. Eine besondere, nach Handschriften berichtigte und vermehrte Ausgabe besorgte L. Valeriani (Flor. 1828, 2 Bde.); eine neuere erschien 1867. Noch hat man von G. eine Anzahl Briefe, die ältesten in italienischer Sprache (Rom 1745). Vgl. Romanelli, Di G. e delle sue opere (Campobasso 1875); Koken, Guittones von Arezzo Dichtung etc. (Leipz. 1886).

Guizot (spr. ghiso), François Pierre Guillaume, hervorragender franz. Staatsmann und Schriftsteller, wurde 4. Okt. 1787 zu Nîmes (Gard) von protestantischen Eltern geboren. Sein Vater, welcher Advokat war, starb in der Schreckenszeit 8. April 1794 unter der Guillotine, und der Knabe G. begleitete hierauf seine Mutter nach Genf, wo er auf dem Gymnasium eine gründliche Bildung erhielt. 1805 begab er sich nach Paris, um die Rechte zu studieren, übernahm 1807 eine Hauslehrerstelle im Haus des Herrn Stapfer aus Bern, und nachdem er sich 1812 mit der 14 Jahre ältern bekannten Schriftstellerin Pauline de Meulan verheiratet, wurde er vom Marquis de Fontanes zum Professor der Geschichte an der schönwissenschaftlichen Fakultät zu Paris ernannt. Als Schriftsteller hatte er sich schon früher versucht, und zwar war er zuerst mit einer Ausgabe von Girards "Nouveau dictionnaire universel des synonymes de la langue française" (1809, 2 Bde.; 8. Aufl. 1874) vor das größere Publikum getreten, welcher bald die Werke: "De l'état des beaux-arts en France et du Salon de 1810" (1811), "Vie des poètes français du siècle de Louis XIV" (1813, Bd. 1), die "Annales de l'éducation" (1811-15, 6 Bde.) sowie die Übersetzung von Rehfues' "Spanien im Jahr 1808" (1811, 2 Bde.) folgten. Nach der Restauration wurde er 1814 vom Minister des Innern, Abbé Montesquiou, zum Generalsekretär ernannt, saß im Zensurausschuß und half das neue strenge Preßgesetz ausarbeiten. Nach Napoleons Rückkehr von Elba begab er sich nach Gent an den Hof Ludwigs XVIII. und wurde nach der zweiten Restauration zum Generalsekretär der Justiz ernannt, trat zwar schon 1816, da seine Maßregeln gegen die realistischen Exzesse (weißer Schrecken) im Süden erfolglos waren, zugleich mit dem Justizminister Barbé-Marbois zurück; doch nur, um bald darauf vom König zum Requetenmeister und Staatsrat befördert zu werden, in welcher Stellung er mit Decazes, Royer-Collard und seinen andern politischen Freunden die Partei der Doktrinäre (s. d.) gründete. Infolge seiner Denkschrift über die damaligen Zustande der Kammern erhielt er Anfang 1819 zugleich die Generaldirektion der Kommunal- und Departementalverwaltung. Gleichzeitig mit dem Ministerium Decazes 1820 entlassen, trat G. wieder als Lehrer der neuern Geschichte bei der Faculté des lettres sowie bei der Normalschule ein, doch ward letztere schon 1822 aufgehoben; gleichzeitig verlor er auch seine Stelle als Zensor. Seine von 1820 bis 1822 gehaltenen Vorlesungen sind enthalten in der "Histoire des origines du gouvernement représentatif" (1851, 2 Bde.; 4. Aufl. 1880). Außerdem veröffentlichte er damals einige kleinere Schriften: "Du gouvernement représentatif et de l'état actuel de la France" (4. Aufl. 1821); "Des conspirations et de la justice politique" (1820); "Les moyens de gouvernement et d'opposition dans l'état actuel de la France" (1821); "Sur la peine de mort en matière politique" (1822). 1824 wurden ihm infolge seiner Angriffe auf das Ministerium Villèle auch seine geschichtlichen Vorträge an der Faculté des lettres untersagt, und erst unter dem Ministerium Martignac (1828) konnte er sie wieder beginnen. Von nun an lag er im offenen Kampf mit den Bestrebungen der Regierung und wirkte denselben als Mitglied und endlich als Präsident der Gesellschaft "Aide-toi, et le ciel t'aidera", die damals lediglich zum Schutz der Unabhängigkeit der Wahlen gegründet war, auf alle Weise entgegen, während er zugleich als Schriftsteller eine außerordentliche Thätigkeit entwickelte. Seine Vorträge von 1828 bis 1830 erschienen unter dem Titel: "Cours