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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gummigänge - Gundelfingen.

sachen und Bedingungen des Gummiflusses der Obstbäume sind noch nicht genügend ermittelt; fast immer bringen starke Verwundungen an den Stellen, wo durch sie eine Ansammlung von plastischen Stoffen bewirkt wird, G. hervor; nicht minder zeigt sich derselbe, wenn die Knospen in größerer Anzahl entfernt sind. Es scheint also, daß die Gummisekretion immer dann eintritt, wenn die zu Neubildungen fähigen Säfte nicht genug normale Verbrauchsherde vorfinden. Gegenmittel gegen die Gummiflüsse bestehen in dem Zurückschneiden der kranken Äste, auch in Längseinschnitten durch die Rinde und bei ungünstigen Bodenverhältnissen in Umsetzen.

Gummigänge (Gummikanäle), Intercellularkanäle der Pflanzen, deren Inhalt aus homogenem Gummischleim besteht, stellen meist kontinuierliche, oft auf weite Strecken durch die Stengel und Blätter im Parenchym der Rinde und des Marks hinlaufende Kanälchen dar (vgl. Absonderung, S. 59 f., und Intercellularkanäle).

Gummigeschwulst, s. Syphilis.

Gummigutt (Gutti), ein Gummiharz, der eingetrocknete Milchsaft aus dem asiatischen Baum Garcinia Morella Desr., wird gewonnen, indem man einen spiralförmigen Einschnitt in die Rinde macht und den ausfließenden Saft in einem Bambusrohr auffängt. Nach dem Erhärten des Saftes wird der Bambus abgelöst, und man erhält das G. in walzenförmigen Stücken von 2,5-6,5 cm Durchmesser. Es ist sehr dicht, vollkommen gleichförmig, undurchsichtig, schön rotgelb, bricht sehr leicht und großmuschelig, gibt ein hochgelbes Pulver, ist geruchlos, schmeckt brennend, scharf kratzend, bildet mit Wasser eine schön gelbe Emulsion, löst sich nur zum Teil in Alkohol und Äther, erweicht bei 100°, ist aber nicht schmelzbar und besteht aus Harz mit wenig Gummi und 5 Proz. Wasser. Die beste Sorte kommt aus den östlichen Ländern Hinterindiens über Singapur oder Bangkok. Geringere Sorten sind bräunlich und auf dem Bruch körnig. Man benutzt das G. als gelbe Wasserfarbe, zu gelben Firnissen und als drastisch wirkendes Arzneimittel, welches kaum dem Krotonöl nachsteht. Vergiftungsfälle durch die berüchtigten Morisonpillen dürften meist auf Rechnung des Gummigutts zu schreiben sein. G. wurde zuerst von einem chinesischen Reisenden, der 1295 Kambodscha besuchte, erwähnt. Nach Europa gelangte die erste Probe durch Jacob van Neck zu Anfang des 17. Jahrh., und schon 1611 wurde es in Bamberg medizinisch benutzt.

Gummiharze (Schleimharze, Gummiresinae) finden sich in den Pflanzen mit Wasser gemengt, als Milchsäfte in eignen Milchgefäßen, in Zellen oder Intercellularräumen als mehr oder weniger trübe Flüssigkeiten oder Balsame, welche an der Luft eintrocknen. Sie enthalten ein in Wasser lösliches Gummi und einen in Alkohol löslichen harzartigen Stoff, außerdem oft noch ätherisches Öl, gewöhnlich auch etwas Kali- und Kalksalze organischer Säuren, namentlich der Apfelsäure. Sie sind weder in Wasser noch in Alkohol vollständig löslich, geben aber mit Wasser eine Emulsion, in welcher das Gummi gelöst und das Harz sehr fein verteilt enthalten ist. Die wichtigsten G. sind: Ammoniacum, Asa foetida, Euphorbium, Galbanum, Gummigutt, Sagapenum, Myrrhe, Weihrauch, welche meist medizinisch benutzt werden.

Gummilack, s. Lack.

Gummipasta, s. Lederzucker.

Gummipflaster, s. Bleipflaster.

Gummiresinae, s. Gummiharze.

Gummischuhe, s. Kautschuk.

Gummisirup, s. Dextrin.

Gummispeck, s. Kautschuk.

Gummistein, s. Opal.

Gummistrumpf, ein eng anschließender elastischer Strumpf, welcher gegen die Beschwerden der Krampfadern am Bein getragen wird.

Gummiträger, s. Guttiferen.

Gummosis, s. Gummifluß.

Gumpelzhaimer (Gumpeltzheimer), Adam, Komponist, geboren um 1560 zu Trostberg in Oberbayern, trat 1575 als Musiker in die Dienste des Herzogs von Württemberg und wurde 1581 Kantor in Augsburg, wo er 1625 starb. Er hat sich namentlich als Komponist geistlicher Lieder bekannt gemacht, die in verschiedenen Sammlungen im Lauf des 16. und 17. Jahrh. erschienen und zum Teil noch bis zur Gegenwart ihren Kunstwert bewahrt haben. Auch veröffentlichte er 1595 ein "Compendium musicae latinum germanicum" (12. Aufl. 1675), von dem auch eine deutsche Ausgabe ("Singkunst in 10 Kapiteln", 1610) existiert.

Gumpoldskirchen, Marktflecken in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Baden, an der Südbahn und am Fuß des aussichtsreichen Anninger (675 m), mit einer Kirche aus dem 15. Jahrh., Kommende des deutschen Ritterordens und (1880) 2079 Einw., welche ausgezeichneten Weinbau (weißen "Gumpoldskirchner"), Steinbrüche, Fabrikation von Zündern, Papier, Holzwaren etc. betreiben.

Gumprecht, Otto, Musikschriftsteller, geb. 1823 zu Erfurt, studierte in Breslau, Halle und Berlin Jurisprudenz und beabsichtigte, sich der akademischen Laufbahn zu widmen, übernahm jedoch 1849 die musikalische Kritik der in letzterer Stadt erscheinenden "Nationalzeitung" und hat sich seitdem bis in die neueste Zeit durch seine gediegenen und geistvollen Besprechungen musikalischer Leistungen als einen der glänzendsten Vertreter des deutschen Musikfeuilletons bewährt. Die bedeutendsten Arbeiten des seit einer Reihe von Jahren erblindeten Mannes erschienen in erweiterter Form als "Musikalische Charakterbilder" (Leipz. 1869) und "Neue musikalische Charakterbilder" (das. 1876), deren Inhalt zum Teil in die spätern Sammlungen: "Unsre klassischen Meister" (das. 1883-85, 2 Bde.) und "Neuere Meister" (2. Aufl., das. 1883, 2 Bde.), überging.

Gumri, Stadt, s. Alexandropol.

Gumti, bedeutender Fluß im nördlichen Indien, hat am Fuß des Himalaja, in 28° 37' nördl. Br. und 80° 7' östl. L., in 184 m Höhe, in einem Sumpf seinen Ursprung, durchströmt in stark gewundenem Lauf Audh in südöstlicher Richtung, ist von Lakhnau an während des ganzen Jahrs schiffbar, während dies oberhalb wegen Stromschnellen nur bei hohem Wasserstand der Fall ist. In Lakhnau wird er von fünf Brücken, bei Dschaunpur von einer Eisenbahnbrücke mit 16 Bogen von je 28 m Weite überspannt und fällt 94 km unterhalb letzterer Stadt in den Ganges.

Gümüschchane, Hauptstadt eines Liwas im Wilajet Trapezunt in Kleinasien, amphitheatralisch an den steilen Abhängen einer weiten Gebirgsschlucht 1500 m ü. M. gelegen, mit etwa 800 Häusern, treibt beträchtlichen Handel mit Obst, Töpfergeschirr und Fellen. Die ehemals ergiebigen Silbergruben liegen jetzt danieder. Am 24. Aug. 1829 wurde hier der Pascha von Trapezunt von den Russen geschlagen.

Gumuti (Gomuti), s. Arenga.

Gundebald, s. v. w. Gundobad.

Gundelfingen, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Dillingen, an der Brenz und