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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gußgerechtigkeit; Gußmauerwerk; Gußnaht; Gussone; Gussow; Gußstahl; Gußwaren; Gustatio; Gustav

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Gußgerechtigkeit - Gustav (G. Wasa).

Gußgerechtigkeit (Servitus fluminis), die Servitut, vermöge deren der Berechtigte das Regenwasser von den eignen Gebäuden oder Grundstücken auf den Grund und Boden des Nachbars, z. B. durch eine Dachrinne, fallen lassen oder das Regenwasser vom Besitztum des Nachbars auf sein eignes Grundstück ableiten darf.

Gußmauerwerk, ein aus Mörtel und Steinbrocken durch schichtenweises Eingießen in hölzerne Kasten, deren Seitenwände nach Erhärtung der Masse abgenommen werden, hergestelltes Mauerwerk.

Gußnaht, linienartige Erhöhung auf Gußwaren, entstanden durch das Eindringen des Gußmaterials in die Fugen der Form. Die Gußnähte werden in der Regel entfernt, nur bei Kunstguß bleiben sie stehen, wenn man Garantie geben will, daß der Abguß nicht durch ungeschickte Bearbeitung bei der Entfernung der Nähte gelitten hat, vielmehr völlig treu der Form entspricht.

Gussone, bei botan. Namen für G. Gussone, geb. 1787 zu Villamaina, Direktor des botanischen Gartens in Bocca di Falco bei Palermo, starb 1866 in Neapel. Flora Siziliens.

Gussow, Karl, Maler, geb. 1843 zu Havelberg, ging zum Besuch der Kunstschule nach Weimar, wo er sich anfangs an A. v. Ramberg und dann an Pauwels anschloß, unter dessen Leitung er sein großes technisches Talent ausbildete. 1866 wurde er dessen Mitarbeiter an dem Bilde des Kriegs der nordamerikanischen Union gegen die Südstaaten. Nachdem er Italien besucht, trat er mit einigen mythologischen Stoffen auf: Diana auf der Jagd und Faun und Nymphen, widmete sich aber bald der Genremalerei, wobei er eine stark realistische Auffassung offenbarte, die sich bald zu großer Kühnheit und höchster Lebendigkeit steigerte. Seine ersten Bilder auf diesem Gebiet sind: die Kriegsnachrichten und die Kirchgängerin. Es folgten bis 1874: das nähende Mädchen, beim Kunstgelehrten im Atelier, mein Schatz, die Erzählung des Landwehrmanns. Nachdem er 1870 als Lehrer an der Kunstschule in Weimar angestellt worden war, wurde er 1874 an die Kunstschule in Karlsruhe und 1875 an die Kunstakademie nach Berlin berufen, wo er auf der Kunstausstellung von 1876 mit drei Genrebildern mit lebensgroßen Figuren: das Kätzchen (eine Bauernfamilie um ein Kätzchen versammelt), der Blumenfreund und verlornes Glück, erschien, in welchen die Energie der Charakteristik bis hart an die Grenze der Übertreibung geführt war, die aber eine ungewöhnliche Kraft des Kolorits in einer kühlen Tonart entfalteten. In derselben Richtung bewegen sich die Genrebilder: Willkommen (1877, eine Gruppe jubelnder Bauerndirnen), die Venuswäscherin, die beiden Alten (1880). Seitdem mäßigte er sein Kolorit zu größerer Harmonie und Feinheit, was namentlich seinen zahlreichen Porträten und den weiblichen Halbfiguren, unter denen das Austernmädchen (1883) die bedeutendste ist, zu gute kam. Zuletzt hat er fast nur Bildnisse gemalt, die durchweg koloristische Schöpfungen von höchster Virtuosität sind. 1880 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. In demselben Jahr gab er seine Lehrthätigkeit an der Akademie auf, leitet seitdem jedoch eine Privatschule.

Gußstahl, s. Eisen, S. 420.

Gußwaren (Gußwerk), alle aus Eisen oder andern Metallen gegossenen Waren, als Ofenplatten, Töpfe, Tiegel etc.

Gustatio (lat.), beim römischen Hauptmahl das Voressen, s. Mahlzeit.

Gustav (eigentlich Gustaf, altnord. Gûdstafr, "Kriegsstab", d. h. Held), schwed. Vorname. Die bemerkenswertesten Träger dieses Namens sind:

1) G. I. (G. Erichson, von seinem Hauswappen, einem Garnbündel, Wasa genannt), König von Schweden, der älteste Sohn des Reichsrats und Ritters Erich Johansen, der väterlicherseits aus dem Hause Wasa und mütterlicherseits aus dem Hause Sture abstammte, ward 12. März 1496 zu Lindholm in Upland geboren. Nachdem er seit 1509 kurze Zeit eine Schule zu Upsala besucht, nahm ihn Sten Sture der jüngere 1512 an seinen Hof und ließ ihn durch den Bischof von Linköping erziehen. Früh widmete sich G. dem Waffenhandwerk. In der Schlacht von Brännkyrka (1518), in der Sten Sture über Christian II. von Dänemark siegte, trug er das schwedische Banner, ward aber, als er bei den darauf folgenden Verhandlungen mit fünf andern als Geisel auf die dänische Flotte geschickt wurde, verräterisch ergriffen und als Gefangener nach Schloß Kalloe im nördlichen Jütland abgeführt. Am 30. Sept. 1519 entkam er jedoch in Bauernkleidern nach Lübeck und landete, vom Rate dieser Stadt unterstützt, 31. Mai 1520 wieder in Schweden, das damals fast ganz in dänischer Gewalt war. Verkleidet irrte G. in unbekannten Gegenden umher, bis er endlich in Dalarne ein Unterkommen als Tagelöhner fand. Die Scheuer, wo er auf den Rankhytta gedroschen, wird als Reichsmonument erhalten. Aber auch hier spürten ihm Christians Soldaten nach, und mehrmals entging er der Entdeckung nur wie durch ein Wunder. Das Stockholmer Blutbad (im November 1520), durch das Christian II. Schweden völlig unterjochen wollte, betraf G. besonders hart, denn sein Vater und sein Schwager wurden hingerichtet; der blutige Frevel erweckte aber in den Schweden die Sehnsucht nach Abschüttelung des fremden Joches. Als G. Weihnachten 1520 in Mora zuerst zu den Dalekarlen von der unwürdigen Knechtschaft, die man von den Dänen erdulde, und der Freiheit, die man erkämpfen müsse, redete, schlossen sich etliche Hundert Bauern ihm als ihrem "Herrn und Hauptmann" an. Im Februar 1521 besetzte er Falun und den Kupferberg, und viele Bergleute und die Bürgerschaft von Gefle fielen ihm zu. Er eroberte Westerås und zog, nachdem er den Erzbischof Gustav Trolle zurückgeschlagen, Pfingsten 1521 in Upsala ein. Am 24. Aug. wurde er in Wadstena zum Reichsverweser ausgerufen. Die Belagerung von Stockholm hatte aber keinen günstigen Fortgang, da die Dänen die See beherrschten. Christian II. suchte seine Herrschaft durch weitere Schreckensthaten zu retten; Gustavs Mutter und Schwester wurden im Kerker getötet, in dem sie seit dem Blutbad von Stockholm schmachteten. Erst als Christian II. aus Dänemark selbst vertrieben wurde, ergab sich 23. Juni 1523 Stockholm, nachdem auf dem Reichstag zu Strengnäs die Union von Kalmar für immer gelöst und G. 7. Juni zum König gewählt worden war. Seine Aufgabe war schwierig, denn der Adel und der Prälatenstand beanspruchten die entscheidende Stimme in allen öffentlichen Angelegenheiten; die Dienstleistungen der Hansa hatte G. mit Freibriefen, welche die Einkünfte arg schmälerten, bezahlen müssen. Nachdem er sich gegen Restaurationsversuche Christians II. durch ein Bündnis mit dem neuen König von Dänemark, Friedrich I., zu Malmö 1524 gesichert, beschloß er, das Königtum im Innern durch Beseitigung der reichen Hierarchie und Einführung der Reformation zu kräftigen. Nachdem ein Aufstand, welchen Priester und Mönche in den nördlichen