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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guzman; Guzman Blanco; Guzmán Blanco; Gwalior; Gwalpara; Gwinner

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Guzman - Gwinner.

NW. sehr gebirgig und wird von den bis in die Schneeregion reichenden Kordilleren von Merida (s. Sierra Nevada von Merida) eingenommen. Die Bewässerung ist reichlich, obschon die Flüsse meist kleine Gebirgsflüsse sind; Boden und Klima sind bei der Bildung des Landes sehr verschiedenartig. Die Bevölkerung lebt hauptsächlich vom Landbau; Kaffee, Zucker und Baumwolle gedeihen ebensogut wie Weizen und Mais. Hauptstadt ist Merida.

Guzman, Dominicus de, s. Dominikus.

Guzmán Blanco, 1) Staat der venezuelan. Bundesrepublik (Südamerika), besteht aus den Sektionen G. (früher Aragua), Bolivar und Guarico auf dem Festland und dem insularen Nueva Esparta und hat ein Areal von 87,859 qkm (1595,6 QM.) mit (1883) 503,756 Einw. Der festländische Teil reicht vom Karibischen Meer bis zum Orinoko und umfaßt somit die zwei Parallelketten des Küstengebirges mit ihren fruchtbaren Thälern, wo alle Früchte und Kulturpflanzen der tropischen und gemäßigten Zonen gedeihen, wie auch die südlich von ihnen gelegenen Llanos, die sich vortrefflich zur Viehzucht eignen. Das Bundesgebiet von Caracas liegt innerhalb des Staats, aber Hauptstadt desselben ist Cura. - Die Sektion G. erstreckt sich über die beiden Küstenkordilleren östlich vom Valenciasee und ist einer der gesegnetsten Teile der Republik. Sie hat ein Areal von 6690 qkm (121,5 QM.) mit (1881) 104,967 Einw. - 2) Kolonie im südamerikan. Staat Venezuela, in waldreichem Hügelland, 1800 m ü. M., 120 km westlich von Caracas und 100 km vom Meer, ist 555 qkm groß und hat (1883) 1596 Einw., die Kaffee, Zucker, Yukka, Mais, Kakao etc. bauen. - 3) (Puerto G.) Hafen der Stadt Piritu (s. d.) im Staat Bermudez (Venezuela). Einfuhr 1882-83: 124,584 Bolivares vom Ausland und 1,646,209 Bolivares im Küstenhandel, Ausfuhr 985,748 Bolivares.

Guzman Blanco, Präsident von Venezuela, s. Blanco.

Gwalior (Gwaliar), Vasallenstaat der britisch-ind. Provinz Zentralindien, Besitztum der Familie Sindia, besteht aus einem größern zusammenhängenden Landesteil auf dem Tafelland Malwa und zerstreut liegenden Exklaven, zusammen 75,226 qkm (1366 QM.) groß mit (1881) 3,115,857 Einw. Das nördliche kompakte Gebiet ist mit Ausnahme des äußersten Nordostens hügelig und durch einzeln stehende Felsenkegel aus Sandstein ausgezeichnet. Hauptflüsse sind der Tschambal und der Sind, die sich beide in die Dschamna ergießen. Das Klima ist sehr heiß, und während der Regenzeit herrschen Fieber. Am lohnendsten ist die Kultur von Mohn, der vorzügliches Opium liefert; dann folgt Baumwolle. Marathen bilden den Grundstock der Bevölkerung. Der Religion nach zählte man 1881: 2,768,385 Hindu, 167,320 Mohammedaner, außerdem Dschaina (s. d.), Christen, Sikh u. a. Zu G. gehören außer dem unmittelbaren Gebiet noch zahlreiche kleine Gebiete, welche G. tributpflichtig, aber in ihren Rechten von der englischen Regierung bestätigt sind. An der Spitze der Regierung steht ein Kollegium von neun Mitgliedern. Der Radscha selbst greift vielfach ein. Grundabgaben und Binnenzölle auf Eisen, Tabak und Zucker liefern mit kleinern Steuerquellen eine Jahreseinnahme von 24 Mill. Mk. gegen 20 Mill. Ausgaben. Für die Rechtsprechung sorgen 12 Gerichtshöfe, für die öffentliche Sicherheit ein Polizeikorps von 7423 Mann. Schulen bestehen nur 92 mit 2767 Schülern; das Laschkar College hat 548 Studierende. Die größte Ausgabe erfordert das Heer von 16,050 Mann Infanterie, 6058 Kavallerie, 604 Artillerie mit 210 Kanonen, darunter 40 Feldgeschütze. Eine andre Leidenschaft des gegenwärtigen Fürsten sind großartige Bauten, an deren Ausführung auch deutsche Architekten arbeiten.

Die Stadt G. liegt am Fuß eines frei stehenden, 104 m hohen Felsens, der oben 1895 m Länge und 609 m Breite hat, stark befestigt und von einer englischen Garnison besetzt ist; sie enthält innerhalb ihrer Mauern zahlreiche interessante Gebäude aus alter und neuer Zeit. Die Stadt zerfällt in eine Altstadt und eine seit 1804 erstandene neue Stadt, Laschkar ("Zeltstadt"), mit (1881) 88,066 Einw. und ist durch Eisenbahn mit Agra verbunden. Sie ist insbesondere der Sitz einer schwunghaften Waffenfabrikation, welche auf der Wiener Weltausstellung 1873 durch schöne Arbeiten vertreten war, und enthält seit kurzem eine vom Maharadscha errichtete Papierfabrik. In G. befindet sich auch eine katholische Mission. Andre bedeutende Städte sind: Udschain mit 32,932, Dschansi mit 26,772, Morar bei G. mit 24,022 Einw., welche die englische Garnison mit Zubehör bilden, Mandsor mit 22,596 Einw. u. a.

Die Gründung der Stadt und des Staats fällt in das Jahr 275 n. Chr.; der Gründer Toramana war anfangs ein Vasall der mächtigen Gupta-Dynastie in Hindostan, hinterließ aber seinem Nachfolger ein selbständiges Reich, das sich bis zur Narbada ausdehnte, aber nach ihm verfiel. 1196 kam die Stadt durch Kapitulation an den mohammedanischen Heerführer Kutb ud din Aibeg; 1232 wurde sie von Altamsch eingenommen und blieb bis 1398 im Besitz der mohammedanischen Könige von Dehli, die aus der starken Feste von G. ein Staatsgefängnis machten. Damals setzte sich ein Tomara auf den Thron, und diese Dynastie behielt die Regierung, bis 1724 die Marathen unter Ranudschi Sindia davon Besitz nahmen, den sie noch gegenwärtig behaupten. War das Land schon unter den Tomaras das Durchzugsland der Heere der Mogulkaiser, deren Einfluß sich jene nicht entziehen konnten, so wurde es unter den Sindias noch schlimmer. Als "Zeit der Wirren" bezeichnet der Volksmund die Zeit von 1800 bis 1818. Von den Folgen der Verwüstungen dieser Zeit erholte sich Malwa erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrh., und mit der Niederwerfung der Marathen in Zentralindien und der Aufrichtung der englischen Herrschaft an der Narbada kehrte dauernde Ruhe ein. Der Umfang des Reichs hat manche Veränderungen erfahren, 1821 betrug derselbe 85,775 qkm. Durch den Vertrag vom 13. Jan. 1844 mußte G. zur Strafe für Aufruhr Territorien abtreten, aber 1857 ließ der Fürst von G., der Maharadscha von Sindia, seine Truppen zu den Engländern stoßen und erhielt zum Lohne neue Gebiete; dann trat er durch Vertrag vom 12. Dez. 1860 alle Territorien südlich von der Narbada ab, erhielt dafür aber wertvollere. Im Krieg Englands gegen Afghanistan bot Sindia Hilfstruppen an; zum Dank für seine Treue zog England unterm 2. Dez. 1885 seine Besatzung aus der Feste G. zurück. Am 20. Juni 1886 starb der regierende Sindia; sein Nachfolger zählt erst sechs Jahre, eine anglo-indische Regentschaft führt zum Vorteil des Landes die Verwaltung.

Gwalpara, ind. Stadt, s. Goalpara.

Gwinner, Wilhelm Heinrich von, Forstmann, geb. 13. Okt. 1801 zu Ötisheim bei Maulbronn, studierte in Tübingen Forstwissenschaft bei Hundeshagen, wurde Assistent bei dem Forstamt Bebenhausen, 1826-41 Lehrer der Forstwissenschaft an der Aka-^[folgende Seite]