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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hackfrüchte; Hackländer

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Hackfrüchte - Hackländer.

streifte er die Gebirge des mittlern Italien bis nach Ravenna, erwarb sich die Gunst des Papstes Pius VI. durch die Zeichnung seines Geburtsorts Cesena und blieb dann längere Zeit in Rom. Im J. 1777 bereiste er Sizilien und im folgenden Jahr Oberitalien und die Schweiz. Sein Ruf war bereits ein europäischer geworden. Im Frühling 1782 zog der König Ferdinand von Neapel H. in seine Nähe; beim Ausbruch der Revolution floh H. nach Florenz, wo sein Bruder Abraham einen Kupferstichhandel anlegte und er sich ein Landgut kaufte. Hier starb er 28. April 1807. Seine Gemälde sind zahlreich, viele auch durch Kupferstiche verbreitet. Er ist einer der letzten Manieristen der Richtung Claude Lorrains. Sein Ruf, welcher durch seine Eitelkeit gemacht worden ist, entspricht in keiner Weise seiner Begabung, welche auf der niedrigen Stufe eines Vedutenmalers steht. Seine zahlreichen Ölgemälde, Gouachen und Sepiazeichnungen sind in den Sammlungen von ganz Europa zu finden, aber trotz der Begeisterung Goethes nach Gebühr vergessen. Radiert hat er: Gegenden aus Frankreich, Pommern und der Insel Rügen (36 Blätter, 1763), sechs Gegenden aus Schweden (1766), ebenso viele aus der Normandie, vier neapolitanische Ansichten (1779). Vgl. Goethes biographische Skizze "Philipp H." (1811).

Hackfrüchte, alle Wurzel-, Knollen-, Kohl- und Handelsgewächse, welche, wie bei der Drillkultur auch das Getreide, während ihrer Vegetation behackt oder beschaufelt und behäufelt zu werden pflegen. Der Hackfruchtbau hat an Ausdehnung sehr gewonnen, seitdem man die H. mit Gespannwerkzeugen, als Pferdehacken, Häufelpflügen, Kultivatoren, Furcheneggen etc., bearbeiten und auf diese Weise viele Menschenhände ersparen gelernt hat. Ein Hauptvorteil ist dabei die Reinigung des Ackers von Unkraut und zwar ohne Brache sowie das öftere Auflockern desselben, um ihn für die folgende Saat zweckmäßig vorzubereiten. In England wurde der Hackfruchtbau schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts eingeführt (Jethro Tull). In Deutschland geschah dies erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts, besonders durch Thaer, Schubart v. Kleefeld und Zeitgenossen. Bis dahin kannte man nur Getreidebau auf den Äckern; jetzt wechselt man mit diesem und Futter (Blattpflanzen), Handelsgewächsen und Hackfrüchten. Diese bilden vortreffliche Vorfrüchte für das Getreide. Den ausgedehntesten Anbau finden die H. in den sogen. Fabrikwirtschaften, auf leichterm Boden in Form der Kartoffel zur Spiritusbereitung, auf mildem Lehmboden in Form von Zuckerrüben zur Zuckerfabrikation. Man findet in besonders intensiven Fabrikwirtschaften oft 30-60 Proz. der gesamten Fläche mit Hackfrüchten bebaut.

Hackländer, Friedrich Wilhelm von, Novellist und Lustspieldichter, geb. 1. Nov. 1816 zu Burtscheid bei Aachen, verwaiste früh, widmete sich dem Kaufmannsstand, trat nach zwei Jahren bei der preußischen Artillerie ein, kehrte aber, da ihm der Mangel an Vorkenntnissen die Aussicht auf Avancement verschloß, zum Handelsstand zurück. Das Glück lächelte ihm indes erst, als er sein frisches Erzählertalent litterarisch mit "Vier Könige" und "Bilder aus dem Soldatenleben" (Stuttg. 1841) geltend zu machen begann. Die frische, auf eignen Erlebnissen beruhende Wahrheit und der liebenswürdige Humor dieses Büchleins, dem später die weitern Skizzen "Das Soldatenleben im Frieden" (Stuttg. 1844, 9. Aufl. 1883) folgten, erregten allgemeine Aufmerksamkeit und verschafften H. insbesondere die Zuneigung des Barons v. Taubenheim, der ihn zum Begleiter auf seiner Reise in den Orient (1840-41) wählte. Litterarische Früchte derselben waren: "Daguerreotypen" (Stuttg. 1842, 2 Bde.; 2. Aufl. als "Reise in dem Orient", 1846) und der "Pilgerzug nach Mekka" (das. 1847, 3. Aufl. 1881), eine Sammlung orientalischer Märchen und Sagen. Durch den Grafen Neipperg dem König von Württemberg empfohlen, arbeitete H. einige Zeit auf der Hofkammer in Stuttgart und wurde im Herbst 1843 zum Sekretär des Kronprinzen ernannt, den er auf Reisen durch Italien und Sizilien, Norddeutschland und Belgien und 1846 auch zu seiner Vermählung nach Petersburg begleitete. Im Winter 1849 aus dieser Stellung entlassen, begab er sich nach Italien, wo er im Hauptquartier Radetzkys dem Feldzug in Piemont beiwohnte, war darauf im Hauptquartier des damaligen Prinzen von Preußen (jetzigen Kaisers Wilhelm) Zeuge der Okkupation von Baden und nahm dann in Stuttgart seine schriftstellerische Thätigkeit wieder auf. Im J. 1859 wurde er vom König Wilhelm von Württemberg zum Direktor der königlichen Bauten und Gärten ernannt, begab sich noch in demselben Jahr, bei Ausbruch des italienischen Kriegs, auf Einladung des Kaisers Franz Joseph in das österreichische Hauptquartier nach Italien, wo er bis nach der Schlacht bei Solferino blieb, und wurde 1861 für sich und seine Nachkommen in den österreichischen Ritterstand erhoben. Beim Regierungsantritt des Königs Karl (1865) plötzlich seines Amtes enthoben, lebte er seitdem abwechselnd in Stuttgart und in seiner Villa zu Leoni am Starnberger See, in welch letzterer er 6. Juli 1877 starb. Die litterarische Thätigkeit hatte H. während seiner verschiedenen amtlichen Obliegenheiten und Reisen eifrig fortgesetzt, aus der Teilnahme am piemontesischen Feldzug Radetzkys und der Belagerung von Rastatt im Sommer 1849 erwuchsen die Schilderungen "Bilder aus dem Soldatenleben im Krieg" (Stuttg. 1849-1850, 2 Bde.); den "Wachstubenabenteuern" (das. 1845, 3 Bde.; 6. Aufl. 1883), den "Humoristischen Erzählungen" (das. 1847, 5. Aufl. 1883) und "Bildern aus dem Leben" (das. 1850, 5. Aufl. 1883) folgten größere humoristische Romane: "Handel und Wandel" (Berl. 1850, 2 Bde.; 3. Aufl., Stuttg. 1869), voll ergötzlicher Reminiszenzen aus seiner kaufmännischen Lehrzeit, "Namenlose Geschichten" (das. 1851, 3 Bde.) und "Eugen Stillfried" (das. 1852, 3 Bde.). Hackländers Lustspiel "Der geheime Agent", bei der von Laube 1850 ausgeschriebenen Konkurrenz mit einem Preis gekrönt, ward auf allen deutschen Bühnen mit Erfolg aufgeführt, auch mehrfach übersetzt. Weniger Glück machten: "Magnetische Kuren" und die Possen: "Schuldig" (1851), "Zur Ruhe setzen" (1857) und "Der verlorne Sohn" (1865). Geteilten Beifall fand sein Roman "Europäisches Sklavenleben" (Stuttg. 1854, 4 Bde.; 4. Aufl. 1876). Mit den "Soldatengeschichten" (Stuttg. 1854, 4 Bde.) begann eine gewisse Vielproduktion, in der Wiederholungen unvermeidlich waren, und die zuletzt in manieristische Flüchtigkeit auslief. Wir nennen noch: "Ein Winter in Spanien" (Stuttg. 1855, 2 Bde.), das Resultat einer 1853 nach Spanien unternommenen Reise; "Erlebtes. Kleinere Erzählungen" (das. 1856, 2 Bde.); "Der neue Don Quixote" (das. 1858, 5 Bde.); "Krieg und Frieden" (das. 1859, 2 Bde.); "Tag und Nacht" (2. Aufl., das. 1861, 2 Bde.); "Der Wechsel des Lebens" (das. 1861, 3 Bde.); "Tagebuchblätter" (das. 1861, 2 Bde.); "Fürst und Kavalier" (das. 1865); "Künstlerroman" (das. 1866); "Neue Geschichten" (das. 1867); "Hinter blauen Brillen" (Wien 1869); "Der letzte Bombardier", Roman (Stuttg. 1870); "Geschichten im Zickzack" (das.