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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Haddington - Hadik.

Das Gedicht ist trotz einer manchmal ermüdenden Länge nicht arm an hübschen und wirklich dichterischen Zügen. Herausgegeben von J. A. ^[Johann Andreas] Schmeller (Stuttg. 1850) und Stejskal (Wien 1880).

Haddington, Hauptstadt der nach ihr benannten schott. Grafschaft, am Tyne, hat die Ruinen einer berühmten Kirche ("Lothians Lampe"), ein Museum, Manufaktur von Rübsamkuchen und künstlichem Dünger, großen Getreidehandel und (1881) 4043 Einw.

Haddingtonshire (East Lothian, Ost-Lothian), Grafschaft im südöstlichen Schottland, grenzt im N. und O. an den Firth of Forth und die Nordsee, umfaßt 703 qkm (12,8 QM.). Die Grafschaft ist größtenteils fruchtbares Hügelland, das im S. zu den mit Moor bedeckten Lammermuirhügeln ansteigt (Sayrs Law 528 m hoch). Zahlreiche, meist sandige Baien liegen an der Felsenküste. Der einzige größere Fluß ist der fischreiche Tyne. Die Bevölkerung betrug 1881: 38,502 Seelen (eine Zunahme von nur 1,9 Proz. seit 1871). In keinem Teil Schottlands steht die Landwirtschaft auf höherer Stufe. Von der Oberfläche sind 57 Proz. Ackerland, 10 Proz. Weide, 6 Proz. Wald. An Vieh zählte man 1885: 11,327 Rinder, 132,447 Schafe. Kohlen und Eisen werden gewonnen. Die Industrie ist unbedeutend.

Haddon Hall, Schloß des Herzogs von Rutland in Derbyshire (England), am Wye, 3 km von Bakewell, stammt aus dem 15. und 16. Jahrh. und ist eins der schönsten Beispiele eines herrschaftlichen Schlosses aus dem spätern Mittelalter. H. wird nicht bewohnt, befindet sich aber in gutem Zustand.

Hadeland, Landschaft im südlichen Teil des norweg. Christiansamtes, ist mit dichtem Nadelwald bedeckt und enthält den langen, von Wald umschlossenen Randsfjord, auf welchem durch Dampfboote große Holzmassen herabgeflößt werden, und von welchem eine Eisenbahn über Hönefos nach Drammen führt.

Hadeln, Landschaft u. Kreis im preuß. Regierungsbezirk Stade, 326 qkm (5,92 QM.) groß mit (1885) 17,094 fast nur evang. Einwohnern, liegt am linken Ufer der Elbe kurz vor ihrer Mündung und Dithmarschen gegenüber (s. Karte "Hannover"). Ein hoher Deich mit einem vorliegenden Felsenbollwerk schützt H. gegen die Sturmfluten, die hier namentlich 1717 und 1825 sehr verheerend auftraten. Der Boden ist fruchtbare Marsch; im SO., S. und SW. umsäumen jedoch das Ländchen mächtige Torfmoore, welche nach der Abtorfung übrigens das schönste Wiesen- und Ackerland gewähren. Der Hauptfluß ist die schiffbare Medem, die unterhalb Otterndorf in die Elbe mündet. Außerdem bestehen zahllose Kanäle zur Entwässerung, unter denen der Hadelnsche Kanal nicht allein der Schiffahrt dient, sondern auch durch eine vorzügliche Regelung des Wasserabflusses das Sietland (das südliche Moorland) zu einem Kulturland umgeschaffen hat. Die Ortsnamen Ilienworth, Lüdingworth etc. erinnern an die Worthen (Wurthen), die ersten meerumwogten Wohnsitze der Chauken, dagegen die auf Bruch (Altenbruch, Osterbruch etc.) an Ansiedelungen von jenen Worthen aus in dem später angeschwemmten Lande. Die ganze Landschaft zeigt holländischen Charakter. Hauptort ist Otterndorf (s. d.). - Zur Zeit Karls d. Gr. gehörte H. zur Grafschaft Lesum, ward aber nachher vom Erzbischof Adalbert von Bremen an die Grafen von Stade in Lehen gegeben, worauf es Kaiser Lothar dem welfischen Hause schenkte. Durch Herzog Bernhard, den Nachfolger Heinrichs des Löwen, dem es nach des letztern Fall huldigte, kam es an die Herzöge von Lauenburg und nach deren Aussterben (1689) wegen Erbfolgestreitigkeiten unter Sequester, bis es endlich 1731 Braunschweig-Lüneburg zugesprochen wurde. Bis 1852 befand sich das Land im Vollbesitz des Altsachsenrechts. Damals verlor es durch die hannöversche Regierung einen großen Teil desselben; doch hat es sein Konsistorium, sein Prediger- und Lehrerwahlrecht, seine Stände, in den Kirchspielsgerichten (die früher auch erste Justizinstanz waren) seine autonome Gemeindeverwaltung und sein Spezialhypothekenwesen bewahrt. Das kleine Völkchen wußte in den kriegerischen Zeitläuften der Reformation seine Freiheiten mit den Waffen in der Hand zu verteidigen und den Kriegsadel, welcher unter dem Erzbischof Christoph von Bremen im benachbarten Land Kehdingen das Feudalwesen einführte, fern zu halten. Vgl. "Chronik des Landes H." (Otternd. 1843).

Haden, s. v. w. gemeiner Buchweizen.

Hadena, Queckeneule, s. Eulen (Schmetterlinge).

Hadendoa, Volksstamm, s. Bedscha.

Haderer, die Hauzähne im Oberkiefer der Keiler.

Hadern, s. v. w. Lumpen, s. Papier.

Hadernschneider, s. Papier.

Hadersleben (Haderslev), Kreisstadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, an der Haderslebener Föhrde, einem schmalen, vom Kleinen Belt aus 14 km sich landeinwärts erstreckenden Meeresarm und an der Linie Woyens-H. der Preußischen Staatsbahn, hat 2 Kirchen (darunter die schöne Marienkirche), ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt, ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, ein Lehrerseminar, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik, eine Tabaks- und Zigarrenfabrik, einen kleinen Hafen und (1885) 7635 evang. Einwohner, von denen ein kleiner Teil Dänen sind. - H. erhielt 1292 von Herzog Waldemar IV. Stadtrecht. Zum Herzogtum Schleswig gehörig-wurde ^[richtig: gehörig, wurde] es im 15. Jahrh. Gegenstand des Streits zwi,schen ^[richtig: zwischen] den Herzögen von Schleswig und Holstein. Infolge davon riß es König Erich der Pommer an sich und schlug es zu Dänemark, aber König Christoph III. gab es dem Herzog Adolf von Schleswig zurück. H. ist der Geburtsort der dänischen Könige Friedrich II. (1534) und Friedrich III. (1609).

Haderwasser, Quelle am Berg Horeb (Sinai), welche Moses mit seinem Stab aus dem Felsen gelockt haben soll, als die durch Wassermangel leidenden Israeliten sich gegen ihn aufgelehnt (mit ihm "gehadert") hatten (2. Mos. 17). Ein zweites H. (4. Mos. 20) lag bei Kades in der Wüste Zin.

Hades (Aides), s. v. w. Pluton (s. d.); auch dessen Reich, die Unterwelt (s. d.).

Hadesi, s. Arabien, S. 721.

Hadik (Haddik), Andreas, Reichsgraf H. von Futak, österreich. Feldmarschall, geb. 16. Okt. 1710 auf der Insel Schütt aus einem ungarischen Geschlecht, trat 1732 in ein Husarenregiment und zeichnete sich unter Prinz Eugen schon 1734 als Führer von Streifkorps aus. Er wurde 1748 Generalmajor, 1756 Feldmarschallleutnant und führte 1757 im Oktober den bekannten Zug nach Berlin aus, welches er 24 Stunden besetzt hielt. Maria Theresia verlieh ihm hierfür das Großkreuz des Maria-Theresia-Ordens. 1758 avancierte er zum General der Kavallerie. 1762 befehligte er die Reichsarmee und siegte 15. Okt. bei Freiberg. 1763 zum Grafen erhoben, erhielt er das Zivil- und Militärgouvernement Siebenbürgens (1764). 1769 war er Präsident des Karlowitzer Kongresses, 1772 nahm er Galizien in Besitz, 1774 wurde er Feldmarschall und Hofkriegsratspräsident und 1776 Reichsgraf. Im bayrischen Erbfolgekrieg befehligte er nach Josephs Rückkehr nach Wien die österreichische Hauptarmee, ebenso 1789 im Türkenkrieg; doch nötigte ihn