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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Halbton - Hálek.

und als Schwächungen hellerer oder dunklerer (stärkerer) Farben verwendet werden. Auf ihrer richtigen Anwendung beruht vornehmlich die Wirkung des Kolorits.

Halbton, das kleinste Intervall, das in unserm Musiksystem als Tonfolge oder Zusammenklang zur Anwendung kommt; denn die enharmonisch benachbarten Töne werden identifiziert, die enharmonische Verwechselung hat praktisch die Bedeutung der Ligatur, des ausgehaltenen Tons. Man unterscheidet den diatonischen und chromatischen H. Der diatonische H. findet sich nur zwischen Tönen, die auf benachbarten Stufen der Grundskala ihren Sitz haben, z. B.:

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Im Verhältnis des chromatischen Halbtons stehen Töne, die von demselben Ton der Grundskala abgeleitet sind, z. B.:

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Eine dritte Art des Halbtons, z. B.:

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müssen wir den enharmonischen H. (doppelt verminderte Terz) nennen; das Vorkommen desselben setzt eine (übersprungene) enharmonische Verwechselung voraus. Über die akustischen Tonhöhenbestimmungen der verschiedenen Arten der Halbtöne s. Tonbestimmung.

Halbtuch (Damentuch, Sommertuch), dünne, leichte Tuchstoffe aus feinem Material, nicht fest gewalkt, aber sorgfältig appretiert. Sie werden überall verfertigt, wo Tuchmacherei ihren Sitz hat, und zum Teil nach wärmern Ländern exportiert, sind aber jetzt von den geköperten und gemusterten Paletotstoffen ziemlich verdrängt.

Halbturm, s. Bastei.

Halbvokale, s. Lautlehre.

Halbwollenlama, s. Beiderwand.

Halbzeug, s. Papier.

Halcýon, s. v. w. Eisvogel; vgl. Halkyone.

Halde, geneigte, abhängige Seite eines Bergs, Berghang; bei Berg- und Hüttenwerken aufgeschütteter (gestürzter) Haufe von Erzen (Erzhalde), taubem Gestein (taube H.), Schlacken etc.; Haldensturz bezeichnet das Gerüst, über welchem das betreffende Gefäß auf die Halden entleert wird, sonst auch den Raum zur Aufnahme der Halden. Alte Halden, d. h. Halden verlassener Berg- und Hüttenwerke, können Gegenstand neuer Verleihungen und neuen Betriebes werden, indem die fortgeschrittenere Technik die vorteilhafte Verarbeitung von Erzen und Schlacken ermöglicht, welche früher als wertlos über die H. gestürzt werden müßten. Sich in die H. legen, eine alte Zeche wieder aufnehmen und nur aus den Halden derselben die Erze gewinnen, nicht die Zeche selbst bauen.

Haldeman (spr. häld'män), Samuel Stehman, amerikan. Natur- und Sprachforscher, geb. 12. Aug. 1812 zu Locust Grove in Pennsylvanien, studierte auf dem Dickinson College zu Carlisle und zog 1835 nach Chickins, woselbst er mit seinen Brüdern eine Eisengießerei gründete. Er beschäftigte sich in seinen Mußestunden eifrig mit den Naturwissenschaften, besonders mit Konchyliologie, und gab das jetzt selten gewordene Werk "Monograph of the Limniades, or freshwater univalve shells of the United States" (Philad. 1842) heraus, das besonders in Frankreich günstig aufgenommen wurde. Von seinen sprachwissenschaftlichen Schriften erwähnen wir: "Elements of Latin pronunciation" (1851, 2. Aufl. 1873); "Analytic orthography" (1860), wofür er den von Trevelyan, dem Präsidenten der Phonetischen Gesellschaft Großbritanniens, ausgeschriebenen Preis von 100 Pfd. Sterl. erhielt; ferner: "The rhymes of the poets" (1868), eine Sammlung schlechter Reimbeispiele; "Pennsylvania Dutch", eine Darstellung der pennsylvanisch-deutschen Umgangssprache (1872); "Outlines of etymology" (1877) und "Word-building" (aus dem Nachlaß, 1881). Seit 1869 Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Universität von Pennsylvanien, starb er 10. Sept. 1880 in Chickins.

Halden, Arnold an der, s. Melchthal.

Haldenente, s. v. w. Kormoran.

Haldenstein, Dorf im schweizer. Kanton Graubünden, mit 452 Einw., am Fuß des Calanda; bildete bis 1798 mit den nächsten Umgebungen, nämlich mit den verfallenen Burgen H. (am Felsen oberhalb des Dorfs), Krottenstein und Lichtenstein und der Nachbarschaft Patänia, eine unabhängige Freiherrschaft, welche zuletzt dem Hause Salis zugehörte und seit 1568 unter dem Schutz Graubündens stand. 1761 errichtete der Besitzer U. v. Salis im Schloß H. ein Philanthropien (später nach Marschlins verlegt).

Haldenwang, Christian, Kupferstecher, geb. 14. Mai 1770 zu Durlach, besuchte das Atelier des Kupferstechers Mechel in Basel, erhielt 1796 einen Ruf von dem Chalkographischen Verein nach Dessau und 1804 als Hofkupferstecher nach Karlsruhe. Er starb 27. Juni 1831 in Rippoldsau. Als Landschaftsstecher vereinigte H. Kraft mit Anmut und das freie malerische Spiel mit der zartesten Vollendung. Hauptblätter von ihm sind: die vier Landschaften des Claude Lorrain, genannt die Tageszeiten, in der Eremitage zu Petersburg; die Landschaften nach Claude und Ruisdael, für das Musée Napoléon; die Flucht nach Ägypten nach Elsheimer; die Landschaft mit Diogenes nach C. Poussin; der Wasserfall nach Ruisdael.

Hale (spr. hehl), Matthew, brit. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. 1. Nov. 1609 zu Alderley in der englischen Grafschaft Gloucester, ward Sachwalter unter Karl I., 1652 Sergeant at law, 1653 Judge of common pleas, 1671 von Karl II. zum Lord-Oberrichter an der Kingsbench ernannt, starb 25. Dez. 1676 und schrieb unter anderm: "History of the common law of England" (Lond. 1713, 6. Ausg. 1820); "Moral and religious works" (hrsg. von Thirlwall, das. 1805, 2 Bde.). Vgl. Williams, Memoirs of the life, character and writings of Sir M. H. (Lond. 1835).

Hāleb, Stadt, s. Aleppo.

Hālec (lat. Halex), bei den alten Römern eine Fischsauce; bei den alten Ichthyologen s. v. w. Hering.

Hálek, Víteslaw, böhm. Dichter, geb. 5. April 1835 zu Dolinek in Böhmen, studierte zu Prag, übernahm schon 1858 die Leitung der Zeitschrift "Maj", 1861 die der "Slovanská Beseda"; 1866 gründete er das Familienblatt. "Kvety". Háleks Talent ist ein ausschließlich lyrisches, auch in seinen dramatischen Dichtungen behält dasselbe auf Kosten des beabsichtigten Effekts die Oberhand. Seine besten Dichtungen enthält die Sammlung "V prírode" ("In der Natur", Prag 1872); ferner sind zu nennen: "Vecerní písne" ("Abendlieder", das. 1858) und die lyrisch-epischen Gedichte: "Alfred" (das. 1858), "Mej rima a Husejn" und "Krásná Lejla" ("Die schöne Leila", das. 1859), "Goar" (das. 1864), "Cerný prápor" ("Das schwarze Banner", das. 1867), "Dedicové Bilé