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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hammerstrauch - Hämorrhoiden.

der Reichsacht und dem Bannfluch trotzend, wandte sich an Papst Benedikt VIII., der trotz des Widerspruchs des Erzbischofs Aribo von Mainz den Gatten das Zusammenleben gestattete. H. lebte fortan am Hof Kaiser Konrads H. und starb 1036. A. Wilbrandt hat diese Begebenheit in einem Trauerspiel: "Der Graf von H.", behandelt.

2) Wilhelm, Freiherr von, deutscher Politiker, geb. 21. Febr. 1838 zu Ratzow in Mecklenburg-Schwerin, besuchte 1851-56 das Gymnasium zu Lüneburg, widmete sich sodann dem Studium der Forstwissenschaft zu Tharandt und Eberswalde, trat 1860 als Forstmann in mecklenburgische Dienste, die er 1863 wieder verließ, um die nach dem Tod seines Vaters ererbten Güter in Hinterpommern zu bewirtschaften, und ward 1876 zum Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses gewählt, wo er sich der altkonservativen Partei anschloß. Er vertrat die strengsten konservativen Grundsätze und betrieb sowohl im Abgeordnetenhaus als im Reichstag, dem er seit 1881 als einer der Führer der Deutschkonservativen angehört, die Vereinigung der evangelischen Konservativen mit dem ultramontanen Zentrum. Auch leitet er seit 1881 die Redaktion der "Neuen Preußischen (Kreuz-) Zeitung". 1886 stellte er im Landtag den Hammersteinschen Antrag auf Befreiung der evangelischen Kirche von der staatlichen Vormundschaft.

Hammerstrauch, s. Cestrum.

Hammerwerk, eine Anstalt, wo Eisen gefrischt wird oder dasselbe sowie auch andre Metalle, als Stahl, Kupfer, Messing etc., mit Hilfe des Feuers und der Hämmer zu verschiedenen Gegenständen verarbeitet werden; daher hat man Eisen-, Stahl-, Kupfer-, Messinghämmer, und die erstern zerfallen wieder in Blech-, Stab- u. Zainhämmer. Vgl. Hammer.

Hammerwurfsrecht, eine im deutschen Recht vorkommende Dienstbarkeit, welche verpflichtet, beim Mähen in einer gewissen Entfernung von dem angrenzenden Waldgrundstück zu bleiben und dabei das uralte Maß des Hammerwurfs einzuhalten.

Hämmling, s. Kastrat.

Hammonia (neulat.), s. v. w. Hamburg.

Hämodoraceen, monokotyle, etwa 80 Arten umfassende, am Kap, in Australien und dem wärmern Amerika einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Liliifloren; Stauden mit zweizeiligen, schwertförmigen, scheidigen Blättern und röhrenförmigen, außen stark behaarten, dreizähligen, meist oberständigen Blüten.

Hämoglobin, s. v. w. Hämatoglobin.

Hämolymphe, s. Gefäße, S. 1004.

Hamon (spr. amóng), Jean Louis, franz. Maler, geb. 5. Mai 1821 zu Plouha (Côtes du Nord), ging, 20 Jahre alt, nach Paris und trat bei Delaroche, später bei Gleyre in die Lehre. Der Anblick von Zeichnungen nach pompejanischen Wandgemälden gab seinem Streben eine bestimmte Richtung, und er wußte sich mit Glück ein eignes Genre, das sogen. neu-pompejanische, zu schaffen. 1852 wurde er als Maler in der Porzellanmanufaktur zu Sèvres angestellt. In der Ausstellung 1849 befand sich ein originell gedachtes Gemälde: ein römischer Theaterzettel, welches Aufmerksamkeit erregte; später (1852) erschien die gefällige, aber etwas rätselhafte Komödie des Menschenlebens und (1853) "Meine Schwester ist nicht hier", ein anmutiges, einfaches und durchaus natürlich gehaltenes Idyll, das für das gelungenste Werk des Malers gilt. Unter seinen spätern Bildern verdienen: ich bins nicht und die Waisenkinder (1855) besondere Hervorhebung. Er starb 29. Mai 1874 in St.-Raphael (Var). Hamons Ideal war das Empfindsam-Zärtliche, Tändelnde, Schelmisch-Graziöse, das jedoch nicht selten ins Affektierte ausartete.

Hämon, Sohn des Königs Kreon von Athen, Verlobter der Antigone (s. d.).

Hämophilie (Hämorrhaphilie), s. Bluterkrankheit.

Hämoptysis (griech., Hämoptoe), s. v. w. Bluthusten.

Hämorrhagie (griech.), s. v. w. Blutung.

Hämorrhoidalgefäße (Vasa haemorrhoidalia), Blutgefäße des Mastdarms, sowohl Arterien als Venen, vorzugsweise die letztern, welche auch Güldene Adern heißen und zu den so häufig vorkommenden Mastdarmblutungen oder Hämorrhoiden (s. d.) Veranlassung geben.

Hämorrhoidalknoten, s. Hämorrhoiden.

Hämorrhoidarius (griech.), ein an Hämorrhoiden Leidender, bezeichnet gewöhnlich in scherzhaftem Sinn ältere Männer, welche eine sitzende Lebensweise führen und durch ihr hypochondrisches Wesen den Verdacht erregen, als litten sie an Hämorrhoiden.

Hämorrhoiden (griech.), Blutfluß, dann im engern Sinn Mastdarmblutung, auch wohl Goldene Ader genannt. Der Name der H. ist im Volksmund verbreitet wie kaum ein zweiter Kunstausdruck der Heilkunde, es hat sich um ihn ein reichhaltiger Sagenkreis gebildet, der so wunderliche bunt durcheinander gewürfelte Vorstellungen in unsre nüchterne und allem Mystischen abholde Gegenwart hinübergebracht hat, daß man heutzutage kaum noch die Bedeutung des einst hochwichtigen vielköpfigen Krankheitswesens versteht. So spricht heute niemand mehr von H. des Mundes, der Gebärmutter, der Blase, wir kennen keine "versetzten H." oder "H., welche sich aufs Gehirn oder den Magen geschlagen haben"; H. sind vielmehr Blutungen, welche aus krankhaft erweiterten Mastdarmvenen erfolgen, Hämorrhoidalknoten sind diese knolligen oder wurmförmig gewundenen Krampfadern (varices) selbst.

Das Entstehen der H. fällt meist in das höhere Lebensalter, ist bei Männern häufiger als bei Frauen und hängt immer von einer Erkrankung der Venenwand selbst ab. Begünstigende Momente für die Entstehung sind langes Verweilen harter Kotballen im Mastdarm, welche den Blutumlauf mechanisch erschweren, Stauungen im Pfortaderkreislauf, z. B. Leberkrankheiten, sitzende Lebensweise, welche teils Stauung befördernd, teils durch die dabei stattfindende Erhitzung der Aftergegend wirken mag, angestrengtes Reiten, Mißbrauch starker Abführmittel und warmer Klystiere, Geschwülste, welche den Blutabfluß hindern, langes Zurückhalten des Harns, chronische Entzündungen der Mastdarmschleimhaut etc. Dem Sitz nach unterscheidet man äußere und innere Hämorrhoidalknoten; die erstern sind teils von Haut, teils von Schleimhaut, die innern nur von Schleimhaut überzogen, sie erreichen Erbsen-, Haselnuß-, selten Kirschgröße, fühlen sich ziemlich derb an, sind zuweilen gestielt oder sitzen wie Polypen mit breiter Basis der Aftermündung auf. Die Symptome, welche die äußern Knoten hervorrufen, bestehen in höchst lästigem Jucken, in Schmerzen beim Stuhlgang, Stuhldrang unmittelbar nach der Entleerung; ferner führen sie zu lästigen Entzündungen, oberflächlichen Verschwärungen, zuweilen zu Brand und gefährlichen Venenentzündung. Die innern Knoten sind mitunter mit Katarrh oder Mastdarmschleimhaut verbunden (sogen. Schleimhämorrhoiden), sie sind sonst weniger lästig, reizen durch das Gefühl der