Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Häresie; Hares Spirale; Harfe; Harfeninstrumente

159

Häresie - Harfeninstrumente.

2) Onno Zwier van, Staatsmann und Dichter, Bruder des vorigen, geb. 2. April 1713 zu Leeuwarden, war wie jener ein Anhänger des Prinzen von Oranien und verlebte als hoher Staatsbeamter den größten Teil seines Lebens unter den Aufregungen der Politik. Nach dem Tod Annas, der Witwe Wilhelms IV., zog er sich auf seine Güter zurück, wo er sich der Poesie widmete und 2. Sept. 1779 starb. Sein vorzüglichstes Gedicht ist das Epos "De Geusen" (Amsterd. 1772), welches den niederländischen Freiheitskampf feiert und zuerst unter dem Titel: "Aan het Vaterland" erschien (neue Ausg., von Bilderdijk und Feith besorgt, das. 1785, 2 Bde., aber mit vielen Umgestaltungen des Textes). H. schrieb auch lyrische Gedichte, zwei Trauerspiele: "Agon, Sulthan van Bantam" und "Willem de Erste", und ein Lustspiel: "Pletje en Agnietje". Seine gesammelten Werke sind mit denen seines Bruders und beider Biographie neu veröffentlicht worden von J. van Vloten (Deventer 1874).

Häresie (Häresis, griech.), Wahl; das Erwählte, besonders eine selbsterwählte Lebens- oder Lehrart, Schule oder Sekte; das Lehrsystem einer solchen; in der christlichen Kirche s. v. w. Ketzerei, Irrlehre. Daher Häretiker, s. v. w. Ketzer (s. d.); häretisch, ketzerisch; Häresiarch, Haupt der Ketzer, Erzketzer; Häresiomastix, Ketzergeißel; Häresiologie, Beschreibung der Ketzereien; Häresiologium, Verzeichnis der Ketzer.

Hares Spirale (spr. hehrs), s. Deflagrator.

Harfe (ital. Arpa, franz. Harpe, engl. Harp), eins der ältesten Saiteninstrumente, das schon in einer der heutigen ähnlichen Form vor Jahrtausenden in Ägypten in Gebrauch gewesen zu sein scheint. Unter den Instrumenten, deren Saiten mit der Hand oder einem Plektron gerissen werden, ist die H. das größte. Bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts war die H. ein Instrument, das Modulationen in andre Tonarten nur sehr schwer ausführen konnte, da ihre Saiten nicht in (chromatischer) Halbtonfolge, sondern diatonisch gestimmt werden und jede Saite einzeln mittels eines Hakens, der die Saite verkürzte, umgestimmt werden mußte. Dieser Haken war schon ein Fortschritt (in Tirol zu Ende des 17. Jahrh.). Erst 1720 führte Hochbrucker das gemeinsame Umstimmen aller gleichnamigen Töne durch Pedaltritte ein, so daß die Hände des Spielers fürs Spiel frei blieben. Endlich erfand Erard 1820 die Doppelpedalharfe, welche jede Saite zweimal um einen Halbton höher zu stimmen gestattet. Diese jetzt vollkommenste Art der H. steht in Ces dur mit einem Umfang vom Kontra-Ces bis zum viergestrichenen fis; durch die erstmalige Anwendung der sieben Pedale werden die sieben Bee beseitigt, so daß die Stimmung C dur ist; die zweite Verkürzung macht aus C dur Cis dur. Schnellere chromatische Gänge sind auch heute noch auf der H. unmöglich, desgleichen Akkorde, die neben einem Stammton einen chromatisch veränderten derselben Stufe enthalten. Die ältere Art der H. hat einen vierkantigen Resonanzkörper, der aus Resonanzdecke und Resonanzboden, beide mittels zweier Seitenwände (Zargen) miteinander verbunden, besteht und sich allmählich von oben nach unten erweitert, so daß er am Befestigungspunkt der kürzesten Saite am engsten, an dem der längsten Saite am weitesten ist. Bei den neuern Instrumenten ist der Körper nicht mehr vierkantig, sondern nur die Resonanzdecke ist flach, während Boden und Seitenwände durch eine halbrund gewölbte Kastenzarge ersetzt sind; die Höhe des ganzen Resonanzkörpers beträgt 150-170 cm. Die H. ist mit Darmsaiten bezogen. In der Mitte des Bodens ist der Länge nach eine schmale Leiste von hartem Holz mit den Löchern zum Einhängen der Saiten befestigt; an das obere schmale Ende des Resonanzkörpers setzt im spitzen Winkel der Hals an, welcher schlangenförmig gebogen ist. In demselben haften die Stimmnägel, um welche die Saiten geschlungen sind, die mittels des Stimmhammers gestimmt werden. Damit der Hals der bedeutenden Zuglast der zwischen ihm und dem Resonanzkörper ausgespannten Saiten den nötigen Widerstand zu leisten vermöge, wird er durch einen zwischen seinem äußersten Ende und dem Fuß des Instruments eingesetzten, meist säulenartig gestalteten Träger gestützt. Durch diese drei Teile: Resonanzkörper, Hals und Träger erhält die H. die Form eines Dreiecks, dessen längster Schenkel der Träger ist. Man spielt die H. im Sitzen, indem man sie, den Resonanzboden gegen die Brust geneigt, zwischen den Knieen und Armen hält, während die rechte Hand vorzugsweise in den höhern, die linke mehr in den tiefern Lagen thätig ist. Charakteristisch für das Instrument ist das Spiel gebrochener Akkorde, das darum Arpeggio heißt. Eine Spezialmanier der Doppelpedalharfe ist das Martellement, die wiederholte Angabe desselben Tons im Wechsel zwischen zwei durch das Pedal auf gleiche Höhe gebrachten Saiten:

^[img]

Besondere ältere und neuere Arten der H. sind: die alte gälische H. (Cláirseach, Clàrsach, Claasagh) und die cymbrische H. (Telyn, Telein, Télen), die bei den Barden Großbritanniens im Gebrauch waren; die Doppelharfe (Arpa doppia, Davidsharfe) mit aufrecht stehendem Resonanzboden, der von beiden Seiten mit Saiten bezogen war; die Spitzharfe (Arpanetta, Harfenett), ebenso, von kleinern Dimensionen; Pfrangers chromatische H. (unpraktisch wegen der zu großen Saitenzahl) und Lights (1798) Harfenlaute (Dital harp), eine Verschmelzung der H. und Laute (vgl. Groves "Dictionary of music", 1880 ff.). Die vorzüglichsten neuern Komponisten für die H. sind: Nadermann, Dizi, Marin, Parish-Alvars, Oberthür u. a. Auch Spohr hat für seine erste Gattin, eine treffliche Harfenspielerin, mehrere schöne Salonstücke mit Begleitung der Violine für die H. geschrieben. Nicht minder haben die neuern Komponisten von Opern und Instrumentalwerken die H. mit glücklichem Erfolg angewendet. Eine treffliche Harfenschule ist die von Wenzel (neue Ausg. 1877).

Harfe, Sternbild, s. v. w. Georgsharfe.

Harfeninstrumente (franz. Instruments à cordes pincées), zusammenfassender Name derjenigen Saiteninstrumente, deren Saiten nicht mit dem Bogen gespielt, sondern mit den Fingern oder einem Plektron gerissen oder mit Hämmern geschlagen werden, daher einen Ton von schnell abnehmender Stärke geben, der bald erlischt. Die H. sind weiter einzuteilen in H. im engern Sinn (Instrumente ohne Griffbrett, deren einzelne Saiten daher stets nur denselben Ton geben; von Ausnahmen, wie der Pedalharfe, zunächst abgesehen) und Lauteninstrumente (mit Griffbrett). Zur erstern Art gehören die sämtlichen Saiteninstrumente des griechischen Altertums (Lyra, Kithara, Phorminx, Magadis, Barbitos etc.), die lyren- und harfenartigen Instrumente der Ägypter, Ché und Kin der Chine-^[folgende Seite]