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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hartenstein; Harterz; Härteskala; Hartford; Hartglas; Hartgummi; Hartguß

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Hartenstein - Hartguß.

lehen den Burggrafen von Meißen, kam dann unter die Hoheit der Markgrafen von Meißen, wurde 1406 an die Herren von Schönburg verpfändet und ging 1414 in deren Besitz über. Es verblieb ihnen auch, als 1559 der größte Teil der Grafschaft H. von Kursachsen angekauft wurde. Seit 1701 ist es der Hauptort einer Linie der jetzigen Fürsten von Schönburg (s. d.). 1 km südlich Dorf Stein, Station der Zwickau-Schwarzenberger Bahn.

Hartenstein, Gustav, philosoph. Schriftsteller, geb. 18. März 1808 zu Plauen im sächsischen Vogtland, gebildet zu Grimma und Leipzig, habilitierte sich 1833 mit der Abhandlung "De Archytae Tarentini fragmentis philosophicis" (Leipz. 1833) in der philosophischen Fakultät daselbst und ward 1834 zum außerordentlichen und 1836 zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt. Seine philosophische Richtung wurde vorzüglich durch Herbarts Forschungen entschieden, zu deren richtigem Verständnis und weiterer Entwickelung er in den Schriften: "Die Probleme und Grundlehren der allgemeinen Metaphysik" (Leipz. 1836) und "Die Grundbegriffe der ethischen Wissenschaften" (das. 1844) als einer der scharfsinnigsten und eifrigsten unter den Jüngern desselben erheblich mitwirkte. Unter seinen kleinern Arbeiten sind, neben den von ihm besorgten Gesamtausgaben der Werke Kants (Leipz. 1838, 10 Bde.; neue Aufl. 1867-69, 8 Bde.) und Herbarts (das. 1850, 12 Bde.), die polemische Schrift "Über die neuesten Darstellungen und Beurteilungen der Herbartschen Philosophie" (das. 1838), die Abhandlungen: "De ethices a Schleiermachero propositae fundamento" (das. 1837, 2 Hefte), "De materiae apud Leibnitium notione" (das. 1846, Supplem. 1856 u. 1857), "Darstellung der Rechtsphilosophie des Hugo Grotius" (das. 1850), "Über den wissenschaftlichen Wert der Aristotelischen Ethik" (1859), "Über Lockes Lehre von der menschlichen Erkenntnis, in Vergleichung mit Leibniz' Kritik derselben" (1861) in den "Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften" zu erwähnen. Dieselben erschienen unter dem Titel: "Historisch-philosophische Abhandlungen" (Leipz. 1870) gesammelt. 1848 übernahm H. das Ephorat der Leipziger Universitätsbibliothek; 1859 siedelte er nach Jena als Privatmann über, wo er noch lebt.

Harterz, s. Brauneisenerz.

Härteskala, s. Härte.

Hartford (spr. hártförd), Hauptstadt des nordamerikan. Staats Connecticut, eine der schönsten Städte der Union, liegt am schiffbaren Connecticut. Unter seinen öffentlichen Gebäuden ist das 1874 vollendete Staatenhaus im Stadtpark das hervorragendste. Auch das Rathaus ist ein schönes Gebäude in klassischem Stil. H. hat (1880) 42,015 Einw. und treibt nicht nur lebhaften Handel, sondern ist auch ein Hauptsitz des Assekuranzgeschäfts und hat bedeutende Fabriken, wie die von Colt gegründete Waffenfabrik, Werkstätten für den Bau von Dampf- und Nähmaschinen, Papiermühlen, Fabrikation von Kurzwaren, Zigarren, plattierten Waren, Wollenstoffen etc. Unter seinen Wohlthätigkeitsanstalten sind: eine 1817 gegründete Taubstummenanstalt (die älteste der Union) und ein Irrenhaus. An Bildungsanstalten besitzt es in dem bischöflichen Trinity College (1823 gegründet) eine Universität, dann ein theologisches Institut der Independenten und das von Wadsworth gegründete Athenäum mit Museum etc. Seine sechs größern Bibliotheken enthalten 126,000 Bände. H. wurde 1633 von Holländern gegründet, verdankt aber seinen Namen englischen Ansiedlern, die 2 Jahre später kamen.

Hartglas, s. Glas, S. 392.

Hartgummi, s. Kautschuk.

Hartguß, aus besonderm Metall und auf besondere Weise erhaltener Eisenguß von großer Härte und Festigkeit. Das Material zum H. gewinnt man entweder direkt aus manganhaltigem Braun- oder Spateisenstein durch Verhüttung mit Holzkohle oder häufiger durch Zusammenschmelzen von stahlhartem weißen und weichem tiefgrauen Roheisen, bisweilen unter Zusatz von Mangan, Schmiedeeisen oder Stahl: Gewöhnlich wird nun dies Material in metallene Koquillen (Schalen-, Koquillenguß, Kapselguß) gegossen, welche die Wärme schnell ableiten und dadurch die chemische Bindung des Kohlenstoffs in der äußern Schicht des Gußstückes, mit andern Worten die Bildung einer äußern Schicht von weißem Roheisen bewirken, welches nach dem Innern zu ohne merkbare Grenze in halbiertes und endlich in graues Roheisen übergeht. Die verschiedenen Schichten des Hartgusses können, dem Zweck des Gußstückes entsprechend, in ihrer Stärke reguliert werden und zwar sowohl durch die Modifizierung der Mischungsverhältnisse der Grundstoffe als auch vor allem durch die Dimensionen der Koquille im Verhältnis zu der Masse des ganzen Stückes und durch eine entsprechende Vorwärmung der Koquille. Da aber die Bearbeitung der auf Koquillen gegossenen Flächen wegen ihrer Härte große Schwierigkeiten bietet, so läßt man die Koquille sich nur auf diejenigen Teile des Gußstückes erstrecken, welche eine harte Oberfläche erfordern. Erst nach langen Bemühungen ist es gelungen, mit Anwendung von besonders konstruierten und gehärteten Schleifsteinen und Schmirgelscheiben eine praktisch brauchbare Bearbeitungsmethode für die harten Flächen zu finden. Kaum geringere Bedeutung als die in Koquillen gegossenen haben für den Maschinenbau die ohne Anwendung von Koquillen erzeugten Hartgußfabrikate, welche sich vor dem gewöhnlichen Gußeisen durch ihre große Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und Durchbiegungen auszeichnen und diese Eigenschaft lediglich der sorgfältigen Auswahl und Mischung der Materialien verdanken.

Die Benutzung des Hartgusses ist eine sehr vielseitige. Man verwendet ihn zu Eisenbahnschienen, Kreuzungs- und Herzstücken, Rädern für Eisenbahn- und Pferdebahnwagen und Lokomotiven, Signalglocken, Läufersteinen, Mühlenbahnen, Rammbären, Hämmern und andern Werkzeugen, Ambossen, Gesenken, Lochplatten, Zieheisen, vor allem aber zu Walzen aller Art, dann zu Maschinenteilen, besonders für landwirtschaftliche Maschinen, wo er den Stahl mehr und mehr verdrängt hat, und zu Geschossen. Der ohne Koquillen hergestellte H. dient zu Bremsklötzen, Balanciers, gekröpften Wellen, Kurbeln, Bleuelstangen, Dampfkolben und Kolbenringen, Pumpenkolben und ganzen Drucksätzen in Bergwerken, ferner zu hydraulischen Cylindern, Schmelzgefäßen, Kesseln, in welchen Salzlösungen oder Säuren gekocht werden sollen, zu Planroststäben etc. In Bezug auf Kugelguß in Koquillen leistet Gruson zu Buckau bei Magdeburg das Bedeutendste, hauptsächlich infolge genauer Kenntnis des richtigen Schwindmaßes für die beste Gußtemperatur des zur Anwendung gebrachten ausgezeichneten Roheisens (vom Harz), von welchem ein in Masse (fettem Sand) gegossener Barren von 2,6 cm im Quadrat, auf 94 cm weit voneinander entfernte Stützpunkte gelegt, ohne zu zerbrechen, 600-700 kg trägt und dabei nur eine 1,64-2,29 cm betragende, nach der Entlastung wieder verschwindende Einbiegung zeigt. Mit solchem