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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Haseh; Hasel; Haselgebirge; Haselhuhn

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Haseh - Haselhuhn.

seiner Teilnahme an der Erlanger Burschenschaft geriet und zehn Monate auf der Festung Hohenasperg zubringen mußte. Er habilitierte sich 1829 zu Leipzig, folgte aber schon im folgenden Jahr einem Ruf als Professor der Theologie nach Jena. 1883 trat er in den Ruhestand. Gleichzeitig wurde er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt und in den Adelstand erhoben. Seine Theologie erstrebt die Ausgleichung des kirchlichen Christentums mit der modernen Bildung, wobei im Gegensatz zur Orthodoxie auf das religiöse Bewußtsein des Subjekts, im Gegensatz zum Rationalismus auf die historische Bedeutung der christlichen Kirche das Hauptgewicht gelegt wird. Wir nennen von seinen Schriften: "Des alten Pfarrers Testament" (Tübing. 1824); "Lehrbuch der evangelischen Dogmatik" (Stuttg. 1826; 6. Aufl., Leipz. 1870); "Gnosis" (das. 1826-28, 3 Bde.; 2. Aufl. 1870); "Hutterus redivivus, oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche" (das. 1828, 12. Aufl. 1883), worüber er in eine lang dauernde litterarische Fehde mit Röhr verwickelt wurde, worauf sich die "Theologischen Streitschriften" (das. 1834-37) beziehen; "Das Leben Jesu" (das. 1829, 5. Aufl. 1865); "Kirchengeschichte" (das. 1834, 11. Aufl. 1886); "Die beiden Erzbischöfe" (das. 1839); "Neue Propheten" (das. 1851, 2. Aufl. 1860); "Jenaisches Fichte-Büchlein" (das. 1856); "Franz von Assisi" (das. 1856); "Das geistliche Schauspiel" (das. 1858); "Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche" (das. 1863, 4. Aufl. 1878); "Caterina von Siena" (das. 1864); "Geschichte Jesu" (das. 1876); "Des Kulturkampfes Ende" (das. 1879); "Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts" (das. 1880). Neuerdings begann er die Herausgabe seiner "Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen" (Leipz. 1885, Bd. 1). Eine Selbstbiographie bis zur Übersiedelung nach Jena gab er in "Ideale und Irrtümer, Jugenderinnerungen" (Leipz. 1872, 2. Aufl. 1873). - Sein Sohn Karl Alfred, geb. 12. Juli 1842 zu Jena, Militäroberpfarrer und Konsistorialrat in Königsberg i. Pr., veröffentlichte: "Lutherbriefe" (Leipz. 1867); "Wormser Lutherbuch" (Mainz 1868); "Sebastian Franck von Wörd, der Schwarmgeist" (Leipz. 1869); "Die Bedeutung des Geschichtlichen in der Religion" (das. 1874); "Herzog Albrecht von Preußen und sein Hofprediger" (das. 1879) u. a. - Hases jüngster Sohn, Oskar, Teilhaber des Verlagsgeschäfts von Breitkopf u. Härtel in Leipzig, schrieb eine wertvolle Monographie zur Geschichte des Buchhandels: "Die Koberger" (2. Aufl., Leipz. 1885).

3) Konrad Wilhelm, Architekt, geb. 2. Okt. 1818 zu Einbeck, studierte auf der polytechnischen Schule zu Hannover, dann in München unter Gärtner und bildete sich auf Reisen durch Italien, Frankreich, Deutschland und die Niederlande weiter. 1849 wurde er Lehrer der Baukunst am Polytechnikum in Hannover und später königlicher Baurat. H. ist einer der begabtesten und energievollsten Vorkämpfer für die Wiederbelebung des gotischen Stils. Anfangs versuchte er sich besonders in Restaurationen, so der Godehardi- und der Michaeliskirche in Hildesheim, der Nikolaikirche in Lüneburg etc. Hierauf erbaute er das Museum in Hannover, die Christuskirche daselbst, die Fassade des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim und das Schloß Marienburg bei Nordstemmen, welch letzteres wegen seiner großartigen Anlage und malerischen Wirkung für den schönsten modernen gotischen Profanbau gilt. Auch restaurierte er das gotische Rathaus in Hannover. Er gab heraus: "Sammlung von Zeichnungen ausgeführter Kirchen, Schulgebäude und Privatbauten" (Hannov. 1873-76, 10 Lfgn.); "Die Gräber in der Schloßkirche zu Quedlinburg" (mit F. v. Quast, Quedlinb. 1877).

Haseh, Längenmaß in Turkistan, = 1,067 m.

Hasel (Fisch), s. Ellen.

Hasel, Fluß des südlichen Thüringer Waldes, entspringt am Döllberg bei Suhl, nimmt die Lauter und die Schwarza auf und mündet nach 30 km langem Lauf bei Grimmenthal in die Werra.

Haselgebirge, die Hauptmasse der Steinsalzablagerungen der nordöstlichen Alpen, Thone mit Steinsalzbrocken, Gips und scharfkantigen Trümern der benachbarten Gesteine. Das H. von Hallein-Berchtesgaden, Aussee, Ischl, Hallstatt enthält gegen 60 Proz. Steinsalz, aber nur selten umfangreichere Einlagerungen, welche direkt abgebaut werden können. Man gewinnt das Salz aus dem H., indem man Wasser in vorgerichtete Hohlräume eintreten läßt, um eine Sole zu bilden, welche verdampft wird.

Haselhuhn (Bonasa Steph.), Gattung aus der Ordnung der Scharrvögel, der Familie der Waldhühner (Tetraonidae) und der Unterfamilie der echten Waldhühner (Tetraoninae), gedrungen gebaute Vögel mit am untern Teil nacktem Lauf, an den Rändern gefransten Zehen, abgerundetem, weichem Schwanz und stark verlängerten, aufrichtbaren Scheitelfedern. Das H. (Rotthuhn, B. sylvestris Brehm, s. Tafel "Hühnervögel"), 47 cm lang, 63 cm breit (das Weibchen ist um 1/5 kleiner), ist auf der Oberseite rostrotgrau und weiß gefleckt, auf dem Oberflügel treten weiße Längsstreifen und Flecke hervor, die Kehle ist beim Männchen schwarz; die Schwingen sind graubraun, rötlichweiß gefleckt, die Steuerfedern schwärzlich, grau getuscht, die mittlern rostfarben gebändert und gezeichnet; das Auge ist nußbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß hornbraun. Das H. findet sich von den Alpen bis zum Polarkreis und vom Atlantischen bis zum Großen Ozean, besonders in Nord- und Nordosteuropa und in Sibirien, aber nur in gewissen Gegenden, besonders im Gebirge und im dichten, gemischten Laubwald. Es streift viel umher, geht auch auf die Felder und auf die Heide, kehrt aber immer wieder zum Wald zurück. Zur Zeit des Laubfalls bevorzugt es Nadelwälder, läuft sehr schnell und gewandt, fliegt anstrengend und geräuschvoll, lebt gern versteckt und gesellig, aber einweibig, und der Hahn tanzt bei der Balz (März, April) nicht, wie der Auer- und Birkhahn. Die Henne legt in eine gut verborgene Mulde 8-12 und mehr sehr kleine, rötlich braungelbe, rot- und dunkelbraun gefleckte Eier, welche das Weibchen in drei Wochen mit großem Eifer ausbrütet. Während der Brutzeit schweift der Hahn umher, doch findet er sich später bei der Familie wieder ein und wird ihr treuer Führer. Die Nahrung besteht aus Beeren, Gras, Knospen, Blüten und Insekten. In der Gefangenschaft ist das H. zuerst sehr ängstlich, gewöhnt sich aber allmählich ein, indes ohne eigentlich zahm zu werden. Man erlegt es auf der Suche mit dem Vorstehhund, den Hahn auch außer der Balz im September und Oktober durch Anlocken mittels einer aus einem Gänseflügelknochen gefertigten Lockpfeife. Der Lockruf wird durch den Jägerspruch: "Zieh, zieh, zieh bei der Hitz' bei der Höh'" bezeichnet. Der Fang in Laufdohnen und Stecknetzen ist unweidmännisch, wird aber von Wilddieben gern betrieben. Junges Haselwild liefert einen besonders feinen Braten, die Schießzeit ist nach dem Wildschongesetz für Preußen von Anfang September bis Ende Januar, jedoch können die Bezirksregierungen Anfang und Schluß bis zu 14 Tagen verschieben.