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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Haspinger; Haß

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Haspinger - Haß.

mel befestigtes eingreift, oder sind zwischen Kurbel- und Trommelwelle noch mit mehreren derartigen Rädervorgelegen ausgestattet, so daß man größere Lasten damit heben kann. Diese Haspeln werden gewöhnlich Winden (s. d.) genannt. Die einfachen Haspeln finden Verwendung in der Form von Kurbelhaspeln bei Bauten zur Hebung von Baumaterial, bei Schöpfbrunnen, bei primitiven Bergwerksanlagen zur Förderung von Erzen (als doppelt wirkende Haspeln); in der Form von Kreuzhaspeln zur Bewegung von Schützen bei Mühlgerinnen etc.; als Spillenhaspel bei dem gewöhnlichen Steuermechanismus der Schiffe; als Seilradhaspel zum Aufwinden der Getreidesäcke in Windmühlen.

Der Garnhaspel (Weife, Garnweife) ist eine Vorrichtung, mittels welcher Gespinste von den Spulen abgewickelt (gehaspelt) und zugleich in die zum Verkauf oder zur Aufbewahrung geeignete Form von Strähnen gebracht werden. Da gesetzlich oder herkömmlich eine Strähne (ein Strang, Stück, Lopp, Schneller) eine gewisse Anzahl von Fäden enthalten und in eine bestimmte Anzahl von Gebinden geteilt sein muß (s. Garn), so ist der H. mit einer Vorrichtung zum Zählen der Umdrehungen versehen, wodurch er sich von der Winde (Garnwinde) unterscheidet, auf welche die Strähnen ausgebreitet gelegt zu werden pflegen, um sie wieder abzuwickeln u. dgl. Der bei der Handspinnerei benutzte H. wickelt nur einen Faden auf einmal auf und wird stets mit der Hand gedreht; die bei der Maschinenspinnerei üblichen Haspeln dagegen wickeln eine Anzahl Fäden zu gleicher Zeit auf und werden teils mit der Hand, teils durch Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt. Bei beiden Arten besteht der Zählapparat in der Regel aus einem gezahnten Rade, das mittels eines Getriebes oder einer Schraube ohne Ende von der Haspelachse umgedreht wird. Das Gestell des bei der Handspinnerei gebräuchlichen Haspels besteht aus einem Fuß und einer senkrechten Säule, welch letztere in einer Aushöhlung den Zählmechanismus einschließt. Auf einer in der Säule gehenden Welle sind vier, sechs oder acht an den äußersten Enden mit Querhölzern krückenförmig eingerichtete Stäbe (Haspelarme) so angebracht, daß sie ein Rad ohne Kranz bilden, auf welches das Garn gewunden wird, indem man die Welle mittels des an einem der Arme befindlichen Griffes herumdreht. Ein kurzes Schraubengewinde auf der Achse greift in das eben erwähnte Zahnrad ein und schiebt bei jedem Umlauf des Haspels einen Zahn des Rades fort, so daß, da die Anzahl der Zähne der der Fäden eines Gebindes gleich ist, mit jeder Umdrehung des Zahnrades ein Gebinde abgehaspelt ist. Das Ende jeder Umdrehung wird durch einen auf der Seitenfläche des Rades stehenden eisernen oder hölzernen Stift bemerklich gemacht, welcher in diesem Moment eine vorher zurückgedrückte hölzerne Feder wieder abfallen läßt (daher Schnappweife). Zuweilen schlägt auch die abfallende Feder an eine Glocke, oder der Stift hebt statt der Feder einen Hammer auf, der beim Zurückfallen auf ein Brettchen oder eine Glocke schlägt. Öfters, und um das Zählen der Gebinde zu ersparen, greift ein besonderes Getriebe in ein zweites Zahnrad, dessen Achse einen Zeiger trägt, welcher die Zahl der Gebinde angibt. Der bei der Maschinenspinnerei dienende H. wird auf 20-40 oder 50 Gänge eingerichtet, d. h. so viele Spindeln werden gleichzeitig abgewickelt und ebenso viele Strähnen auf einmal gebildet.

Haspinger, Joh. Simon, als Ordensgeistlicher Joachim genannt, Tiroler Patriot, geb. 28. Okt. 1776 zu St. Martin im Gsieß im Pusterthal, studiert für den geistlichen Stand bestimmt, in Bozen und Innsbruck und kämpfte inmitten der Studienzeit 1796, 1797 und 1799-1801 in den Scharen der Tiroler Landesverteidigung mit Auszeichnung und vielfacher Anerkennung gegen die Franzosen, trat 1802, nachdem er medizinische Studien getrieben, in den Kapuzinerorden, erhielt 1805 die Priesterweihe und das Amt als Prediger im Kloster zu Schlanders im Vintschgau. Es stak aber in ihm mehr kriegerisches Feuer als klösterliche Beschaulichkeit. Im Zentralkloster seines Ordens in Klausen zwischen Bozen und Brixen war er der rechte Mann, das Bauernvolk gegen die verhaßte Bayernherrschaft in Harnisch zu bringen. H. gehörte bald zu dem Geheimbund der Tiroler Patrioten von 1808 und nahm 1809 an dem Befreiungskampf Tirols hervorragenden Anteil. Er hatte sich schon früher öfters als Feldprediger an die Spitze der Kompanien gestellt, nunmehr Vertauschte er die Rolle des Geistlichen ganz mit der des Kriegers und trug namentlich zu den beiden Siegen auf dem Isel (29. Mai und 13. Aug.) wesentlich bei; auch bewirkte er im Eisackthal die Vernichtung einer ganzen sächsischen Kolonne durch die berufenen "Steinbatterien" (Anfang August). Der immer siedende Kopf des "Pater Jochem" oder des "Rotbarts" träumte von einer Massenerhebung und allgemeinen Razzia der Gebirgsvölker Österreichs gegen die Fremdherrschaft und den Übermut Napoleons. Aber seit der Schlappe Haspingers im Salzburgischen, welches er besetzt hatte (3. Nov.), verlor der Befreiungskampf rasch an Halt und Boden. Die tollkühne zweite Erhebung (im November) unter Andreas Hofer war das leidige Werk des fanatischen, rauflustigen H. Doch sah er sich bald verlassen und dem schlimmsten Los preisgegeben. 1810 von den Bayern geächtet, mußte er Tirol verlassen, durchzog Graubünden, hielt sich dann zu Tschengls im Vintschgau neun Monate lang verborgen, betrat wieder die Schweiz, kam nach Italien, setzte seinen Weg mitten durch die französische Armee fort und traf 31. Okt. 1810 in Wien ein. 1812 erhielt er die geheime Mission, einen Volksaufstand vorzubereiten und Kundschafterdienste in Oberitalien zu thun. Er war seit 1815 Pfarrer zu Traunfeld in Niederösterreich, wurde 1836 pensioniert und lebte sodann zu Hietzing bei Wien, begleitete aber 1848 wieder als Feldprediger eine Kompanie Tiroler Feldjäger nach Italien und ließ sich 1854 zu Salzburg im kaiserlichen Schloß Mirabell nieder, wo er 12. Jan. 1858 starb. Seine Leiche ward nach Innsbruck gebracht und hier neben derjenigen Andreas Hofers beigesetzt. Vgl. Schallhammer, Biographie des Johann H. (Salzb. 1856).

Haß, diejenige Abneigung, welche aus bewußter (wie die Antipathie aus unbewußter) Ungleichartigkeit, und insofern der Gegensatz der Liebe als derjenigen Zuneigung, welche aus bewußter (wie die Sympathie aus unbewußter) Ungleichartigkeit entspringt. Der H. ist Abstoßung, die Liebe Anziehung ungleichnamiger, wie Feindschaft und Freundschaft (s. d.) Abstoßung und Anziehung gleichnamiger Pole. Feindschaft findet zwischen Brüdern, H. dagegen zwischen Angehörigen verschiedener Rassen (Weißen und Farbigen) statt. Derselbe erstreckt sich daher auch auf leblose Objekte (gerade um des Bewußtseins ihres Gegensatzes zu unsrer Lebendigkeit willen) als Widerwille, Abscheu und, wenn er von lebhaften, sinnlichen Unlustgefühlen, welche bis zu körperlichen Erregungen sich steigern, begleitet wird, Ekel. Den höchsten Grad erreicht er im Menschenhaß, der jedoch ohne Überhebung über seinesgleichen nicht denk-^[folgende Seite]