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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Havre de Grace; Haw.; Hawádschi; Hawai

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Havre de Grace - Hawai.

und weist eine rasche Zunahme seiner Bevölkerung auf (1856 zählte es erst 62,470 Einw.) Es besitzt mehrere Maschinenbauanstalten und Schiffswerften, Eisen- und Metallgießereien, Seilfabriken, große Zuckerraffinerien, Fabriken für Glas, Tabak, Öl und Chemikalien, Bierbrauereien, Färbereien, Baumwollspinnereien und -Webereien.

Noch größer ist die Bedeutung von H. als Handelsstadt. Nach Marseille ist es der bedeutendste Handelshafen Frankreichs. Der Hafen besteht aus einem Vorhafen und acht Bassins mit einer Fläche von 53 Hektar und einer Kaientwickelung von 8300 m, er umfaßt ferner ein Dock mit großen Entrepots und ein Marinearsenal. Trotzdem genügen die vorhandenen Hafeneinrichtungen dem gesteigerten Verkehr nicht mehr, und es wird daher, anschließend an das Bassin de l'Eure, ein neuntes Bassin hergestellt, welches eine Länge von 1050, eine Breite von 200 m und eine Fläche von 19,3 Hektar erhalten und 2800 m Kais umfassen soll. Auch werden zwei Docks für Schiffsreparaturen gebaut, der bestehende Vorhafen vergrößert, ein neuer Vorhafen ausgeführt und der Hafen durch einen Kanal in direkte Verbindung mit der Seineschiffahrt gebracht. H. steht mit den wichtigsten Seeplätzen in regelmäßiger Dampferverbindung u. ist Endpunkt einer Hauptlinie der Französischen Westbahn. Im Innern der Stadt vermitteln Tramwaylinien den Verkehr. Im Hafen von H. sind 1884 bei der internationalen Schifffahrt 2723 beladene Schiffe mit 2,002,178 Ton. ein- und 1575 beladene Schiffe mit 1,279,945 T. ausgelaufen. Mehr als 4/5 des Tonnengehalts kommt auf Dampfschiffe und über 2/3 auf fremde Flaggen, namentlich die englische. Der Hauptverkehr findet mit England, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Deutschland, Argentinien und Brasilien statt. 1884 belief sich die Wareneinfuhr vom Ausland auf 14,5, die Ausfuhr auf 5,1 Mill. metr. Ztr., zusammen im Wert von 1657 Mill. Frank. Die wichtigsten Artikel sind in der Einfuhr: rohe Baumwolle, Schafwolle, Häute, Kaffee, Getreide und Mehl, Kupfer, überseeische Hölzer, Wein, Öl und Fette; in der Ausfuhr: Seiden-, Schafwoll- und Baumwollwaren, Lederwaren und insbesondere Pariser Industrieartikel, wie Kleider und Wäsche, Schmuckfedern, Knöpfe, Spielwaren, Uhren etc. Zu obigen Verkehrsziffern kommen noch die der Kabotage mit 2763 eingelaufenen Schiffen (294,464 T.) und 2653 ausgelaufenen Schiffen (302,978 T.) und 1,3 Mill. metr. Ztr. eingeführter und 2,4 Mill. metr. Ztr. ausgeführter Waren. Seit den letzten Dezennien ist H. auch ein Haupteinschiffungshafen für Auswanderer (ca. 30,000 jährlich). H. ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Handelsgerichts, einer Zolldirektion, eines Seearrondissements, eines deutschen Berufskonsuls sowie von Konsulaten aller Staaten; es besitzt ein Lyceum, eine hydrographische Schule, eine Gewerbe- und Handelsschule, eine Bibliothek von 30,000 Bänden und ein Kunst-, Antiken- und naturhistorisches Museum. H. hat auch besuchte Seebäder. - Bis 1516 bestand hier nur ein Fischerdorf, in dessen Mitte sich eine Kapelle, Chapelle de Grâce, erhob. König Franz I. begann 1517 den Bau des Hafens und der Stadt. Er befestigte letztere gegen die Engländer und legte am Eingang des Hafens einen besondern Donjon an. Dieser sogen. Turm Franz' I., welcher zuletzt als Signalstation für die Schiffe diente, ist 1862 abgetragen worden. Heinrich II. und Ludwig XIII. verstärkten die Festungswerke namentlich durch eine doppelte Enceinte und Bastionen; unter Ludwig XIV. erhob sich eine mächtige Citadelle, berühmt durch die Fürsten und Feldherren, welche die eifersüchtigen Kardinal-Minister dort einsperrten, sowie durch verschiedene vergebliche Bombardements von seiten der Engländer (besonders 1694), welche nicht hindern konnten, daß die Stadt sich immer mehr hob. Auch unter Ludwig XVI. wurden Arbeiten zur Förderung des Hafens und der Stadt unternommen, welche, durch die Revolution unterbrochen, unter Napoleon I. fortgesetzt wurden. In H. wurden außer den genannten Dichtern noch die Romanschriftstellerin Scudéry, der dramatische Dichter Ancelot und der Paläograph Léon Gautier geboren. Vgl. Morlent, Le H. ancien et moderne (Havre 1825, 2 Bde.); Nerval, Documents relatifs à la fondation du H. (Rouen 1875); Faure, Le H. en 1878 (Havre 1878); Borély, Histoire de la ville du H. (das. 1883, 3 Bde.).

Havre de Grace, Hafenstadt im nordamerikan. Staat Maryland, an der Mündung des Susquehanna, mit (1880) 2816 Einw. H. wurde 1776 gegründet, 1812 von den britischen Truppen eingeäschert.

Haw., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Adrian Hardy Haworth, englischer Entomolog und Botaniker, geb. 1772, gest. 1833 in Little Chelsea. Sukkulenten.

Hawádschi (arab., "Kaufmann"), in Ägypten Bezeichnung der Europäer.

Hawai (Sandwichinseln), Inselreich in der nördlichen Hälfte des Stillen Ozeans, dessen von SO. nach NW. sich erstreckende Inselkette vom Wendekreis des Krebses mitten durchschnitten wird (s. beifolgendes Kärtchen und Karte "Ozeanien"). Es besteht aus 8 größern Inseln und 13 nordwestlich davon gelegenen wüsten Inselchen und Riffen. Für Ansiedelung kommen nur die ersten in Betracht; ihr nördlichster Punkt ist Kap Nord auf der Insel Kauai unter 22° 16' nördl. Br., ihr südlichster Kap Kalae auf der Insel H. unter 18° 52', ihr östlichster Kapoho (Kamukahi) Point ebenda unter 154° 43' westl. L. v. Gr., ihr westlichster das Felseneiland Kaula unter 160° 32'. Der Archipel ist ein Werk der untermeerischen vulkanischen Kräfte; Laven, unter denen der Basalt vorherrscht, sind fast die einzigen vorhandenen Gesteine, der Madreporenkalkstein tritt nur an einzelnen Stellen und in wenig bedeutendem Maß über das Meer hervor. Während die vulkanische Thätigkeit aber auf den westlichen Inseln längst erloschen ist und die zerfallenen Krater sich bereits mit üppiger Vegetation bedeckt haben, dauert dieselbe auf der östlichsten Insel, H., noch immer fort unter heftigen Lavaergüssen aus den offenen Kratern mächtiger Vulkankegel. Die höchsten Berge auf der Insel H. (s. d.) überschreiten 4200 m, erreichen aber die Schneegrenze nicht. Selbst kleine Flüsse sind selten, und schiffbare (auf ganz kurze Strecken) hat nur Kauai. Das Klima ist im ganzen mild und angenehm bei großer durch die Höhenlage bedingter Verschiedenheit; in Honolulu ist die Mitteltemperatur des Sommers 25,5°, des Winters 22,5° C. Die eine Hälfte des Jahrs (März bis Oktober) ist warm und trocken, die andre (November bis Februar) veränderlich. Stürme sind selten; der überhaupt nicht reichliche Regenfall nimmt von O. nach W. schnell ab. Das Klima ist gesund; einheimische Krankheiten waren außer dem Aussatz wenig bekannt, alle mit letzterm Behaftete werden in ein einsames Thal der Insel Molokai geschafft, um dort zu sterben. Die eingeschleppten Pocken, Typhus u. a. haben öfters große Verheerungen angerichtet. Die Flora von H. gliedert sich in vier Zonen: eine schmale arme Uferzone mit Kokospalme, Pandanus, Brotfruchtbaum u. a., eine zweite tropische, welche vom Fuß der Berge sich auf-^[folgende Seite]