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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Héktor; Hel; Hela; Helbe; Helbig

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Hektor - Helbig.

sie erstarrt. Die zu benutzenden Tinten bestehen aus 1 Teil Methylanilinviolett, 7 Teilen destilliertem Wasser und 1 Teil Alkohol oder aus 2 Teilen essigsaurem Rosanilin (Anilinrot), 10 Teilen Wasser und 1 Teil Alkohol. Die beste Tinte ist eine möglichst konzentrierte wässerige Lösung des reinsten Methylvioletts oder eine konzentrierte Lösung von Eosin. Man schreibt mit diesen Tinten auf Papier, legt letzteres mit der Schrift auf die Leimmasse und überträgt durch mäßigen Druck den ganzen Farbstoff auf den Leim. Die Kopien werden dann in der einfachsten Weise auf schwach befeuchtetem Papier hervorgebracht. Schließlich läßt sich die Schrift von der Leimplatte mit einem feuchten Schwamm entfernen.

Ähnliche Apparate sind der Autograph, Chromograph, Multigraph, Kilograph etc. Gegenüber den mit höchst vergänglichen Anilintinten hergestellten Kopien bezeichnet die Kollographie von Jacobsen einen wirklichen Fortschritt. Nach diesem Verfahren schreibt man mit einer eigenartigen Kampeschetinte auf gut geleimtes Papier, überträgt die Schrift auf die Leimplatte und schwärzt sie mit Hilfe einer Walze mit Buchdruckerschwärze ein. Letztere bleibt nur an den von der Schrift bedeckten Stellen der Leimplatte haften, falls diese zuerst genügend angefeuchtet worden war. Die Kopie wird auch hier durch einfaches Auflegen des Papiers und Ausübung eines mäßigen Druckes erhalten. Für jede neue Kopie muß die Schrift auf der Leimplatte von neuem eingeschwärzt werden, und so kann man bis 150 reine Umdrucke erhalten, von denen die letzten dieselbe Schwärze besitzen wie die ersten, während die hektographischen Kopien zuletzt schwächer ausfallen. Überdies sind die kollographischen Drucke ebenso beständig wie Buch- oder Steindruck und können wie dieser einzeln unter Kreuzband zu ermäßigtem Porto versandt werden, was bei hektographischen Kopien nur in Quantitäten zulässig ist. Zur Reinigung der Leimplatten benutzt man Benzin und heißes Wasser, wenn man nicht vorzieht, dieselben umzuschmelzen.

Bei Zuccatos Trypograph schreibt man mit einem harten Stift auf ein eigens präpariertes Papier, welches man auf eine fein gerauhte eiserne Tafel legt. Das Papier erhält hierbei der Schrift entsprechende Reihen feiner Löchelchen und wird sozusagen in eine Schablone verwandelt. Diese wird jetzt in einem Apparat mit Druckrahmen befestigt, unter sie aber schiebt man jedesmal den zu bedruckenden Bogen gewöhnlichen Papiers. Hierauf überfährt man die Schablone mit einem mit etwas Farbe getränkten Gummiwischer, wobei die Farbe durch die Löchelchen dringt und auf dem Papier eine Kopie der Schrift erzeugt. Eine einzige Schablone soll bis zu 7000 Abdrücke liefern können, die Herstellung aber so schnell fördern, daß man 400 Abdrücke in einer Stunde fertigen kann.

Héktor, der älteste Sohn des Königs Priamos von Troja und der Hekabe, Gemahl der Andromache, Vater des Astyanax (Skamandrios), erscheint in Homers "Ilias" als das Ideal eines Kriegshelden und zugleich als der liebevollste Gatte, Vater und Sohn. Ergreifend ist namentlich sein Abschied von Andromache, ferner jene Schilderung, wie er unter den Klagen des Priamos und der Hekabe zum letzten Streit mit Achilleus auszieht, und der von Andromache, Hekabe und Helena um ihn angestimmte Klagegesang. Fast noch in höherm Grad als Achilleus unter den griechischen Helden ist H. unter den Trojanern Homers Lieblingsgestalt. An Mut, Entschlossenheit, Klugheit und Ausdauer über alle seine Genossen hervorragend, erscheint er allenthalben, wo der Kampf am heftigsten tobt, die Verteidigung des Vaterlandes als sein höchstes Ziel betrachtend. Von den Göttern sind ihm besonders Apollon und Ares gewogen. Zu seinen Hauptthaten in der Schlacht gehören die Verteidigung des verwundeten Sarpedon, sein Zweikampf mit Aias dem Telamonier, die Erstürmung des griechischen Walles und Sprengung des Thors. Dann steckt er die Schiffe der Griechen in Brand und erschlägt den Patroklos; bald darauf wird er nach hartem Kampfe von Achilleus getötet. Letzterer wirft den Leichnam mit wilder Freude vor der Totenbahre des Patroklos in den Staub und bestimmt ihn den Hunden zum Fraß; allein Aphrodite schützt ihn durch Salben mit ambrosischem Öl vor Verwesung, und als ihn Achilleus dreimal um das Grab des Patroklos schleift, schirmt ihn Apollon vor jeder Verletzung. Auf Zeus' Veranlassung gibt endlich Achilleus den Leichnam dem Priamos, der sich bittend in das Zelt des Siegers gewagt hatte, zurück; H. wird darauf im Hof des Königspalastes ausgestellt und ihm ein feierliches Leichenbegängnis bereitet. Sein gewöhnliches Beiwort bei Homer ist "der Helmbuschschüttelnde".

Hel (Hell, auch Hölle), ein für Taue, Werkzeuge zu täglichem Gebrauch etc. bestimmter abgeschlagener Raum im vordersten Raum eines Schiffs.

Hel (bei den Goten Halja, altdeutsch Hellia), in der nordischen und deutschen Mythologie Tochter Lokis und der Riesin Angurboda, halb schwarz und halb menschenfarbig, ursprünglich wohl eine Gewittergeburt (wie der heulende Sturmeswolf Fenrir, der als ihr Bruder galt), entsprechend dem Ausdruck, welchen man noch öfters beim Gewitter hört: "es ist, als wäre die Hölle losgelassen"; wurde, als sie Loki aus Jötunheim nach Asgard brachte, nach Niflheim in die Tiefe der Erde hinabgestürzt (wie der niederfahrende Donner) und thront dort in Helheim, eine ewige Feindin der Asen, als Göttin der Unterwelt und des Todes. Eine goldgedeckte Brücke führt über den Fluß Gjöll in ihr Reich, in welches nur die an Krankheiten und Altersschwäche Gestorbenen kommen, und wo an ihrer von einem mächtigen Eisenzaun umgebenen Behausung der Hund Garm wacht. Ihr Anblick ist erschrecklich; unersättliche Gier und Unbarmherzigkeit zeichnen sie aus. Auch das deutsche Mittelalter zeigt noch die Vorstellung von einer gefräßigen, hungrigen, unersättlichen Hölle (s. d.), während der griechische Hades sowie der lateinische Orkus männlich gedacht wurden.

Hela, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Danzig, Kreis Neustadt, mit 2 Leuchttürmen und (1885) 432 evang. Einwohnern, meist Fischern. Der Ort liegt auf der Südspitze der Halbinsel. H., welche 36 km lang, 1-3 km breit ist, größtenteils aus Sandboden und Dünen besteht, im breitern Süden aber auch eine Kiefernwaldung enthält und einen Meerbusen, die Putziger Wiek, bildet. In dem schmalen nordwestlichen Teil liegen vier polnische, kath. Fischerdörfer.

Helbe, Flüßchen in Thüringen, durchfließt die Schwarzburger Unterherrschaft und mündet nach 52 km langem Lauf bei Griefstedt links in die Unstrut.

Helbig, Wolfgang, Archäolog, geb. 2. Febr. 1839 zu Dresden, studierte 1856-61 in Göttingen und Bonn Philologie und Archäologie, absolvierte am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin sein Probejahr und begab sich im Herbst 1862 als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts nach Rom. Nach Brunns Abgang wurde er 1865 zum zweiten Sekretär des Instituts ernannt. Größere Reisen führten ihn durch ganz Italien, nach Griechenland und Nordafrika, nach Frankreich und Rußland. Außer