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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hemicephalus - Hemsterhuis.

Hemicephalus (griech., "Halbkopf", Katzenkopf, Krötenkopf, auch Akranie), s. Anenkephalie.

Hemicidaris, s. Echinoideen.

Hemicykel (Hemicyklus, griech.), Halbkreis.

Hemicyklisch (griech., "halbkreisförmig"), Bezeichnung einer Blüte, deren Glieder zum Teil spiralig, zum Teil quirlig angeordnet sind, wie bei Ranunkulaceen, Magnoliaceen und Anonaceen.

Hemidactylus, s. Geckonen.

Hemidomen (Hemiprismen und Hemipyramiden), Formen des monoklinen und triklinen Kristallgesteins, s. Kristall.

Hemiedrie (griech.), s. Kristall.

Hemierwurz, Pflanze, s. Veratrum.

Hemiglobe (griech.), Halbkugel.

Hemikranie, s. v. w. Migräne.

Hemimorphie (griech.), s. Kristall.

Hemimorphit, s. v. w. Galmei.

Hemiolïe (Hemiole, griech., lat. Proportio hemiolia), in der Mensuralmusik Name der mehr oder weniger ausgedehnten Gruppen geschwärzter Noten, welche hier und da inmitten der allgemein seit dem 15. Jahrh. üblichen weißen Notierung auftraten. Die geschwärzte Note gilt ein Drittel weniger als die gleichgeformte weiße, daher der Name H. (s. v. w. 2:3).

Hemiopie (griech., "Halbsehen"), eine Form des schwarzen Stars, wobei das Gesichtsfeld nur teilweise verfinstert ist. S. Star (schwarzer).

Hemiplegie (griech.), halbseitige Lähmung, eine Folge mannigfacher Gehirnleiden; s. Gehirnerweichung, Schlagfluß.

Hemipteren, s. Halbflügler.

Hemisphäre (griech.), Halbkugel, besonders Hälfte der Erd- oder Himmelskugel; auch jede der beiden Hälften des Gehirns; hemisphärisch, halbkugelig.

Hemistichion (griech.), Halbvers.

Hemithren, s. Marmor.

Hemitonium (griech.), Halbton, kleine Sekunde.

Hemitropie (griech.), s. Kristall (Zwillinge).

Hemling, Hans, Maler, s. Memling.

Hemlockextrakt, aus Hemlocktannenrinde dargestelltes, in der Gerberei und Zeugdruckerei benutztes Extrakt.

Hemlocktanne, Pflanzengattung, s. Tsuga.

Hemming, Nikolaus, dän. Theolog, wegen seiner reichen schriftstellerischen Thätigkeit Praeceptor Daniae genannt, geb. 1513 auf Laaland, blieb der ausgleichenden Richtung Melanchthons, dessen Schüler er in Wittenberg gewesen war, auch als Professor der Theologie und Vizekanzler der Universität zu Kopenhagen treu. Da er sich der Einführung der Konkordienformel widersetzte und sein 1576 erschienenes Glaubensbekenntnis den deutschen Lutheranern kryptocalvinistisch vorkam, wurde er 1579 auf Betrieb des Kurfürsten von Sachsen entfernt und als Kanonikus nach Roeskilde versetzt, wo er 23. Mai 1600 starb.

Hemmingstedt, Pfarrdorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Süderdithmarschen, mit (1885) 496 Einw., berühmt durch die siegreiche Schlacht der Dithmarschen unter Wolf Isebrand gegen König Johann von Dänemark 17. Febr. 1500, die auch nach dem Dorf Eppenwöhrden benannt wird.

Hemmschuh (Radschuh), Vorrichtung zur Verzögerung der Fahrgeschwindigkeit eines Fuhrwerks, bestehend aus einer schwach gekrümmten eisernen Platte, welche mittels einer hinlänglich starken Kette an dem Achsholz des Vorderwagens oder dem Langbaum befestigt und vor das zu hemmende Hinterrad gelegt wird. Dieses fährt auf den H. und ist nunmehr genötigt, mit demselben zu gleiten. Hierdurch wird der Widerstand beträchtlich gesteigert und die Fahrgeschwindigkeit vermindert. Der H. ist nur bei sehr steil abfallenden Straßen in Anwendung zu bringen, da er die Fahrbahn schnell ruiniert, weshalb bei schwächerm Fall das bekannte Hemmzeug (Schleifzeug) benutzt wird.

Hemmung, in der Physiologie die Unterbrechung gewisser Bewegungen und vegetativer Vorgänge durch die Thätigkeit bestimmter Nerven. Der Begriff der H. ist von Ed. Weber in die Physiologie eingeführt worden und zwar auf Grund von Beobachtungen, welche am Nervus vagus angestellt worden sind. Später hat man so viel weiteres Material für die Existenz zentrifugaler Hemmungswirkungen beigebracht, daß die heutige Physiologie von besondern Hemmungsnerven spricht, welche nicht wie die übrigen zentrifugalen Nerven bei ihrer Reizung die von ihnen versorgten Organe zur Thätigkeit anregen, sondern im Gegenteil die Thätigkeit der Organe verringern oder ganz unterbrechen. Das auffälligste Beispiel von H. bietet das Herz dar. Durchschneidet man bei einem Hund, während das Herz regelmäßig und kräftig schlägt, den Nervus vagus und zwar am Halse, so tritt eine Beschleunigung der Herzthätigkeit ein; reizt man aber nach der Durchschneidung den peripheren Nervenstumpf kurze Zeit mit einem unterbrochenen elektrischen Strom, so stellt sich Verlangsamung des Herzschlags und sogar Stillstand des Herzens ein. Die Pulsationen hören vollständig auf, und das Herz liegt schlaff und unbeweglich da, bis es nach Sistierung der Nervenreizung wieder zu schlagen beginnt. Hieraus ergibt sich, daß der Vagus ein Hemmungsnerv für das Herz ist. Der Vagus wirkt aber nicht direkt auf den Herzmuskel ein, vielmehr werden seine Reize auf ein eigentümliches nervöses Werkzeug übertragen, welches im verlängerten Mark gelegen ist und als Hemmungszentrum oder Vaguszentrum bezeichnet wird. Auch der große Eingeweidenerv (nervus splanchnicus major) ist ein Hemmungsnerv, da seine Reizung die wurmförmige Bewegung des Darms aufhebt. Ebenso spielen Hemmungsnerven bei der Absonderung der Drüsen und andern vegetativen Prozessen eine Rolle.

Hemmung (franz. Échappement), bei Uhren eine Vorrichtung, welche den Gang des Räderwerkes behufs Regulierung in kleinen gleichmäßigen Intervallen unterbricht.

Hemmungsbildung, Hemmungstheorie, s. Entwickelungsgeschichte und Mißbildungen. Über H. in der Botanik s. Anamorphose.

Hemmvorrichtungen, s. Bremse, Hemmschuh, Lafette und Wagen.

Hempstead (spr. hemmsted), Dorf auf Long Island, im nordamerikan. Staat New York, 33 km östlich von Brooklyn, 1640 von Holländern gegründet, die es Heemstede nannten; dasselbe hat (1880) 2521 Einw.

Hemsterhuis (spr. -heus), 1) Tiberius, ausgezeichneter holländ. Philolog, geb. 1. Febr. 1685 zu Groningen, studierte daselbst und in Leiden, ward 1704 Professor der Philosophie am Athenäum zu Amsterdam, 1720 Professor der griechischen Sprache zu Franeker und 1740 der griechischen Sprache und Geschichte in Leiden, wo er 7. April 1766 starb. H. war einer der bedeutendsten Humanisten des 18. Jahrh.; er gab dem verfallenen Studium der griechischen Sprache zuerst eine wissenschaftliche Grundlage und wurde der Stifter der holländischen Hellenistenschule, aus welcher Ruhnken, Valckenaer u. a. hervorgingen. Seine epochemachenden Hauptwerke sind: "Pollucis Onomasticum" (Amsterd. 1706, 2 Bde.); "Luciani