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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Henrys Gesetz; Henschel; Hensel

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Henrys Gesetz - Hensel.

zurück, war aber später wieder Mitglied des zur Ausarbeitung der Föderativverfassung zusammengetretenen Kongresses, wo er anfangs als Gegner, dann als Verteidiger der Föderativsystems auftrat. 1794 zog er sich von allen Geschäften zurück, lehnte auch 1796 seine Wiederwahl zum Gouverneur ab und starb 6. Juni 1797. Ein ausgezeichneter Redner, that er sich als Staatsmann zugleich durch Scharfsinn und Kühnheit hervor. Vgl. Wirt, Life of P. H. (Philad. 1817).

2) Joseph, Naturforscher, geb. 17. Dez. 1797 zu Albany im Staat New York, wurde 1826 an der dortigen Akademie Professor der Mathematik. Er begann 1827 seine elektromagnetischen Untersuchungen und zeigte 1831, daß elektrische Telegraphie möglich sei, wies damals auch die Ausführbarkeit elektromagnetischer Kraftmaschinen nach und wurde 1832 an das College zu Princeton in New Jersey berufen. 1837 unternahm H. eine längere Studienreise nach Europa. 1846 bei der Reorganisation der Smithsonian Institution zum Sekretär derselben ernannt, trug H. durch seine "Jahresberichte", die er seitdem regelmäßig schrieb, wesentlich zum Weltruf des Instituts bei. 1849 zum Vorsitzenden der Amerikanischen wissenschaftlichen Gesellschaft ernannt, wurde er 1869 Präsident der 1863 neuorganisierten amerikanischen Akademie und wirkte seit 1871 als Vorsitzender des wichtigen Leuchtturmdepartements. Er starb 13. Mai 1878. H. schrieb: "Contributions to electricity and magnetism" (1839). Vgl. "A memorial of J. H." (Washingt. 1880).

Henrys Gesetz, s. Absorption 1).

Henschel, 1) Johann Werner, Bildhauer, geb. 14. Febr. 1782 zu Kassel, Schüler von Heyd und der dortigen Akademie, erlernte zugleich die Stück- und Glockengießerei, das Gewerbe seines Vaters, ging 1805 nach Paris, wo er sich in Davids Atelier weiter ausbildete, und kehrte 1810 nach Kassel zurück. Dort schuf er 1818 für die spätere Königin der Niederlande die Gruppe einer halbknieenden Charitas mit zwei Kindern und 1822 das Grabdenkmal für den Grafen Reichenbach auf dem Kirchhof zu Kassel. 1832 wurde er Professor an der Akademie daselbst. Sein Hauptwerk ist die Bildsäule des heil. Bonifacius zu Fulda (1842). Im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ging H. 1844 nach Rom, wo er sein populärstes Werk, die anmutige Brunnengruppe des pompejanischen Bades zu Potsdam (Hermann und Dorothea), fertigte. Er starb in Rom 15. Aug. 1850.

2) Georg, Komponist und Konzertsänger (Baritonist), geb. 18. Febr. 1850 zu Breslau, erhielt seine Ausbildung am Konservatorium in Leipzig durch Moscheles (Klavier), Richter (Kontrapunkt) und Götze (Gesang). Nachdem er 1870 auf dem Beethoven-Fest zu Weimar mit Beifall gesungen, ging er Ende desselben Jahrs nach Berlin, wo er unter Leitung Fr. Kiels und Ad. Schulzes weitere Studien im Kontrapunkt und im Kunstgesang machte. Infolge des großen Beifalls, den er auf den niederrheinischen Musikfesten in Köln (1874) und Düsseldorf (1875) errang, verbreitete sich sein Ruf schnell über ganz Deutschland, Österreich, Holland, Rußland etc. Den größten Erfolg aber hatte H. 1877 in England, namentlich in London, wo er nach einer vorübergehenden Wirksamkeit als Konzertdirigent in Boston (1883-85) seinen ständigen Wohnsitz nahm und 1886 als Gesanglehrer der Kensington-Musikschule angestellt wurde. Von seinen Kompositionen sind zahlreiche Lieder und Duette (darunter "Wanderlieder", "Duette in Kanonform" und "Serbisches Liederspiel"), der 130. Psalm für Gesang und Orchester, eine Serenade in Kanonform für Orchester, Klaviersachen u. a. im Druck erschienen.

Hensel, 1) Sophie Friederike, geborne Sparmann, Schauspielerin, geb. 1738 zu Dresden, bildete ihr Talent seit 1754 bei der Schuchschen Gesellschaft in Danzig aus, bei der damals auch Ekhof spielte, verheiratete sich 1755 mit dem Schauspieler J. Gottlieb H., von dem sie sich 1759 wieder trennte, und ging dann zur Ackermannschen Gesellschaft in Hamburg über, in der sie (auch während der durch Lessing berühmt gewordenen "Hamburger Entreprise" eines Nationaltheaters) als erste tragische Schauspielerin glänzte, aber auch durch ihre Rollensucht und Eitelkeit Spaltungen hervorrief. 1771-72 spielte sie in Wien, heiratete dann den Theaterdirektor Seyler, mit dem sie 1779-81 in Frankfurt und Mannheim auftrat, wirkte seit 1785 als schon alternde Frau unter Schröder in Hamburg, dann am Hoftheater zu Schleswig, wo sie 22. Nov. 1789 starb. Das Höchste leistete sie in leidenschaftlichen und majestätischen tragischen Rollen; auch als Schriftstellerin hat sie sich durch Bearbeitung von Bühnenstücken versucht.

2) Wilhelm, Maler, geb. 6. Juli 1794 zu Trebbin, ward 1810 Zögling der königlichen Bauschule zu Berlin, widmete sich aber bald, seiner Neigung folgend, der Malerei. Seine Studien wurden durch den Befreiungskrieg unterbrochen, welchen er als Freiwilliger mitmachte. Zweimaligen Aufenthalt in Paris benutzte er, die dortigen Kunstschätze kennen zu lernen. Seine Erfolge als Dichter mit den "Bundesblüten" (Berl. 1816) und mit dem Lustspiel "Ritter Hans" hätten ihn fast der Malerei abwendig gemacht. Durch Familienverhältnisse genötigt, mehr an Erwerb als an Ausbildung zu denken, malte und zeichnete er nun Porträte, fertigte Zeichnungen für Almanache und lieferte unter anderm für einen Saal im Schauspielhaus zu Berlin Darstellungen aus berühmten Tragikern sowie die auch durch den Stich bekannt gewordenen Gruppen zu dem Hoffestspiel "Lalla Rukh". 1825 ging er mit königlicher Unterstützung nach Italien, wo er sich mit der Ausführung einer Kopie der Transfiguration von Raffael und mit einem großen Bild eigner Komposition, Christus und die Samariterin, beschäftigte. Aus dieser Zeit rührt auch seine Vittoria Caldoni von Albano her, wie sie von ihren Freundinnen Abschied nimmt, um ins Kloster zu gehen. 1828 kehrte H. nach Berlin zurück, wurde königlicher Hofmaler, Professor und Mitglied des Senats der Akademie. Seine künstlerische Thätigkeit ward 1848 unterbrochen, indem er an die Spitze des bewaffneten Künstlerkorps trat und eifrig für die Organisation der konservativen Partei wirkte. Zu seinen Hauptwerken zählen: Christus in der Wüste, Kaiser Wenzel, italienische Landleute am antiken Brunnen, Mirjam den Reigen der Jungfrauen eröffnend (1836), Christus vor Pilatus (1834, Garnisonkirche zu Berlin), der Herzog von Braunschweig vor der Schlacht bei Quatrebras auf dem Ball zu Brüssel: Hensels Werke sind sehr zahlreich, da er große Gewandtheit und Leichtigkeit der Erfindung besaß. Auch treffliche Zeichnungen in Stift und Sepia sowie Radierungen hat man von ihm; am bekanntesten sind die zu Tiecks "Genoveva" und "Phantasus". Er hinterließ eine Sammlung von über 1000 Bleistiftbildnissen ausgezeichneter Zeitgenossen. Er starb 26. Nov. 1861. - Seine Gattin Fanny, Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, geb. 14. Nov. 1805 zu Hamburg, gest. 14. Mai 1847 in Berlin, war eine äußerst begabte, auch durch gründliches Studium ge-^[folgende Seite]