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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hermann der Lahme; Hermann von Altaich; Hermann von Fritzlar

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Hermann der Lahme - Hermann von Fritzlar.

sind in den "Beiträgen zur Statistik des Königreichs Bayern" enthalten (Heft 1-13, Münch. 1850-67) sowie in Raus "Archiv" und in den "Abhandlungen der bayrischen Akademie". H. starb 23. Nov. 1868.

4) Karl Heinrich, Maler, geb. 6. Jan. 1802 zu Dresden, ward Zögling der Akademie daselbst, dann der Akademie zu Düsseldorf unter Cornelius. Mit Götzenberger und Förster malte er gemeinsam die Fresken in der Aula der Universität zu Bonn, worunter die von ihm entworfene Theologie ein Werk von besonders tiefsinniger Erfindung, aber unvollkommener Färbung ist. Später begleitete er Cornelius nach München, wo er an der Ausführung der Fresken in der Glyptothek und in der Ludwigskirche beteiligt wurde. Unter seinen eignen Kompositionen sind die Fresken zu Eschenbachs "Parzival" im Königsbau, das Deckengemälde der protestantischen Kirche: die Himmelfahrt Christi, und eins der Bilder aus der bayrischen Geschichte in den Arkaden des Hofgartens, den Sieg Kaiser Ludwigs des Bayern bei Ampfing darstellend, hervorzuheben. 1841 wurde H. nach Berlin berufen, um die Entwürfe Schinkels für die Vorhalle des Museums auszuführen, trat aber 1842 wieder zurück, da er Schinkels Entwürfe auf Lichteffekte berechnet fand, welche der Freskomalerei nicht zu Gebote stehen. In der Klosterkirche zu Berlin malte er 14 Freskobilder, die Erzväter, die Propheten, die Evangelisten und die Apostel Petrus und Paulus darstellend. Später zeichnete er 15 große Kompositionen, welche die Hauptentwickelungsmomente der deutschen Geschichte, von den in jedem Zeitalter vorherrschenden Architekturformen umgeben, zum Gegenstand haben und durch den Stich vervielfältigt worden sind. Die großen Hoffnungen, die Cornelius auf ihn gesetzt hatte, sind bei seiner schwachen schöpferischen Kraft und dem Zeitgeschmack, welcher schnell über die Cornelius-Schule hinwegging, nicht in Erfüllung gegangen. Er starb 30. April 1880 in Berlin.

5) Karl Friedrich, bedeutender Altertumsforscher, geb. 4. Aug. 1804 zu Frankfurt a. M., studierte seit 1820 in Heidelberg und Leipzig unter Creuzer, Schlaffer, Gottfr. Hermann und Spohn, promovierte 1824, unternahm eine monatliche Reise nach Österreich und Italien, habilitierte sich 1826 in Heidelberg, wurde 1832 ordentlicher Professor in Marburg, 1842 als Nachfolger O. Müllers Professor der Philologie und Archäologie sowie Direktor des philologischen und des pädagogischen Seminars in Göttingen und starb 31. Dez. 1855 daselbst. H. hat fast alle Gebiete der Altertumswissenschaft umfaßt; mit rastlosem Eifer wirkte er auch als Lehrer. Sein Hauptwerk ist das "Lehrbuch der griechischen Antiquitäten" (Teil 1: "Staatsaltertümer", Heidelb. 1831; 5. Aufl. von Bahr und Stark, 1875; Teil 2: "Gottesdienstliche Altertümer", 1846; 2. Aufl. von Stark, 1857; Teil 3: "Privataltertümer", 1852; 2. Aufl. von Stark, 1870), ein Denkmal umfassendster Belesenheit und gründlicher Forschung (eine durch Blümner und Dittenberger geleitete Neubearbeitung des Werkes in 4 Bänden erscheint seit 1882). Außerdem sind besonders zu nennen: "Geschichte und System der Platonischen Philosophie" (Heidelb. 1839, Bd. 1.; leider unvollendet); die nach seinem Tod von G. Schmidt herausgegebene "Kulturgeschichte der Griechen und Römer" (Götting. 1857-58, 2 Bde.); die Bearbeitung des Beckerschen "Charikles" für die 2. Auflage (Leipz. 1854); die treffliche Ausgabe von Lukians "De conscribenda historia" (Frankf. 1828) sowie die Textrezensionen des Platon (Leipz. 1851-53), des Persius und Juvenal (das. 1854). Daran reiht sich eine Menge zum Teil höchst bedeutsamer Abhandlungen zu den griechischen Antiquitäten, der Mythologie und Geschichte, der alten Litteraturgeschichte, der Kunstarchäologie, der alten Philosophie sowie zur Kritik und Erklärung alter Schriftsteller. Nur ein kleiner Teil derselben ist von ihm vereinigt in "Gesammelte Abhandlungen" (Götting. 1849). Vgl. M. Lechner, Zur Erinnerung an K. F. H. etc. (Berl. 1864).

6) Konrad, philosoph. Schriftsteller, Sohn von H. 2), geb. 30. Mai 1819 zu Leipzig, wo er studierte, 1849 Privatdozent, 1860 außerordentlicher und 1881 Honorarprofessor wurde. Er schrieb: "Grundriß einer allgemeinen Ästhetik" (Leipz. 1857); "Philosophische Grammatik" (1858); "Geschichte der Philosophie in pragmatischer Behandlung" (1867); "Philosophie der Geschichte" (1870); "Die Ästhetik in ihrer Geschichte und als wissenschaftliches System" (1875); "Die Sprachwissenschaft nach ihrem Zusammenhang mit Logik, menschlicher Geistesbildung und Philosophie" (1875); "Der Gegensatz des Klassischen und Romantischen in der neuern Philosophie" (1877); "Hegel und die logische Frage der Philosophie in der Gegenwart" (1878) u. a.

Hermann der Lahme (Hermannus contractus), einer der bedeutendsten Quellenschriftsteller der deutschen Geschichte, Sohn des schwäbischen Grafen Wolverad von Altshausen, geb. 1013, von Jugend auf gichtbrüchig, ward seit 1020 im Kloster Reichenau erzogen und später Mönch daselbst. Obwohl er an den Beinen gelähmt war und kaum verständlich sprechen konnte, erwarb er sich doch eine erstaunliche Gelehrsamkeit und zog viele Schüler nach Reichenau, die ihm wegen seiner milden Freundlichkeit und der Anmut seiner Unterhaltung mit größter Verehrung anhingen. Er starb 24. Sept. 1054 auf dem väterlichen Gut zu Altshausen bei Saulgau. Sein wichtigstes Werk ist das "Chronicon ab urbe condita ad annum 1054" (Basel 1529 u. 1536) mit der Fortsetzung (bis 1066) seines Schülers Bertold, der auch ein mit vieler Wärme geschriebenes Lebensbild seines geliebten Lehrers hinzufügte, wegen seiner chronologischen Genauigkeit hochgeschätzt und im Mittelalter vielbenutzt, für die Jahre 1040-54 eine Quelle ersten Ranges. Neueste Ausgabe in Pertz' "Monumenta Germaniae historica", Bd. 5; deutsch von Nobbe (Berl. 1851). Ein andres H. zugeschriebenes, verloren gegangenes Geschichtswerk, die Thaten Konrads II. und Heinrichs III., ist wahrscheinlich nur von ihm verbessert, aber von Wipo verfaßt. Sein dichterisches Talent bewies H. in dem an Nonnen gerichteten Lehrgedicht "De octo vitiis principalibus" (hrsg. in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 13). Über Mathematik und Astronomie sind Werke von H. erhalten. Man schreibt ihm auch die Kirchengesänge: "Salve regina", "Alma redemptoris" und "Veni sancte Spiritus" zu. Vgl. Hansjakob, Herimann der Lahme (Mainz 1875).

Hermann von Altaich, Geschichtschreiber des Mittelalters, geb. 1200, 1242-73 Abt von Niederaltaich in Bayern, gest. 1275, schrieb vortreffliche Annalen von Niederaltaich von 1137 bis 1273, welche bis 1305 von andern fortgesetzt sind, aber erst von 1250 an ausführlich und wertvoll werden; sie behandeln die Kloster- und Reichsgeschichte mit Sachkenntnis und mit Benutzung von Urkunden. Sie sind herausgegeben von Jaffé in Pertz' "Monumenta Germania historica", Bd. 17 und 24. Vgl. Kehr, H. und sein Fortsetzer (Götting. 1883).

Hermann von Fritzlar, einer der bessern Prosaisten seiner Zeit, lebte im 14. Jahrh. und verfaßte zwischen