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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hierophant - Highland.

bekannte sich freimütig und beredt zu den Grundsätzen Huß' und Wiclefs, worauf er 30. Mai 1416 verbrannt wurde. Vgl. Helfert, Hus und H. (Prag 1853); Becker, Die beiden böhmischen Reformatoren J. Hus und H. (Nördling. 1858). Vgl. Faulfisch.

Hiërophánt (griech.), der "Enthüller der heiligen Geheimnisse", der an der Spitze der Priester im Tempel der Demeter zu Eleusis stand. Seine Würde war in dem Geschlecht des Eumolpos, des sagenhaften Stifters der Eleusinischen Mysterien, erblich. Wie der Pontifex maximus zu Rom, war der H. erster Priester in Attika, und nur nach gewissenhafter Verwaltung niederer Priesterstellen konnte man das Amt desselben erlangen, welches einen unsträflichen und keuschen Wandel erheischte und in Eleusis lebenslänglich war. Dem H. lag es namentlich ob, den Eingeweihten die geheimnisvollen Heiligtümer zu zeigen und auszulegen (daher der Name); bei der Feier der Eleusinien sang er mit dem Daduchos (s. d.) im Namen des Volkes das Lob der Demeter und ihrer Tochter. Die Hierophantiden, die Vorsteherinnen der Eleusinischen Mysterien, standen unter einer Oberpriesterin und hatten dieselbe Würde und Funktion wie der H. Ehelosigkeit war, wenigstens früher, bei ihnen kein Erfordernis, doch durften sie nicht in zweiter Ehe leben; sehr oft standen sie schon in höherm Alter und wegen ihrer Frömmigkeit in so hohem Ansehen, daß man ihnen Denkmäler errichtete.

Hiërophylacium (griech.), Aufbewahrungsort der heiligen Geräte, Sakristei.

Hiëropöen (griech., "Opferveranstalter"), bei den alten Griechen Tempelbeamte, welchen außer der Besorgung der Opfer die Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten des Heiligtums und die Aufsicht über die Gelder und Kostbarkeiten desselben oblagen.

Hiëroskopie (griech., "Opferschau", auch Hieromantie), bei den alten Griechen Wahrsagung aus Betrachtung der Opfertiere, wahrscheinlich aber nicht griechischen Ursprungs und erst nachhomerisch. Sie begriff zumeist die Prüfung der Eingeweide, die, wenn sie Glück verheißen sollten, in normalem Zustand sein mußten. Zuerst betrachtete man die Leber (beziehentlich die Lappen derselben, dann auch ihre Farbe, Glätte und sonstige Beschaffenheit), sodann das Herz, die Galle, die Lunge, die Milz und die die Eingeweide umgebenden Häute. Die H. wurde übrigens nicht bei jedem Opfer, sondern bloß bei bedeutenden Unternehmungen, als Krieg, Einschiffung eines Heers, namentlich aber vor Beginn einer Schlacht, angestellt. Man entnahm auch Zeichen aus der Art und Weise, wie die Opferteile auf dem Altar verbrannten, aus dem Emporsteigen oder Niedersinken des Dampfes etc. Darum wurde auch auf das Zurechtlegen der Holzscheite besondere Sorgfalt verwandt. Im alten Etrurien und Rom lag die H. den Haruspices (s. d.) ob. Das Ganze der H. bildet einen Teil der Mantik (s. d.).

Hiërosolyma, bei den Griechen und Römern Name für Jerusalem.

Hiërothek (griech.), Heiligenschrein; Reliquiarium, besonders wenn es einen Teil des Kreuzes Christi enthält.

Hiërothet (griech.), Anordner des Gottesdienstes.

Hiërotik (griech.), Lehre vom Heiligen, von der Heiligung.

Hierro, Insel, s. Ferro.

Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!, Worte, mit welchen Luther nach gewöhnlicher Annahme seine Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms (18. April 1521) geschlossen haben soll. Nach neuerer Ermittelung ist der Ausruf indessen auf die im Sprachgebrauch der damaligen Zeit gewöhnlichen Worte: "Gott helfe mir, Amen!" einzuschränken. Vgl. Hundeshagen und Riehm in "Theologische Studien und Kritiken" 1869, Heft 3.

Hietzing, Dorf westlich von Wien, in der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus, das "schönste Dorf Österreichs" genannt, an den Park von Schönbrunn (s. d.) angrenzend, Ausgangspunkt des Dampftramways nach Perchtoldsdorf, beliebter Sommeraufenthaltsort der Wiener, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine schöne Kirche, viele hübsche Landhäuser, eine Villa des Herzogs von Cumberland, ein Denkmal des Kaisers Maximilian von Mexiko, mehrere von Wienern vielbesuchte Vergnügungslokale, einen schönen Friedhof und (1880) 3006 Einw. H. war 1866-71 Wohnsitz des entthronten Königs Georg V. von Hannover.

Hieven, seemännisch, s. v. w. aufwinden, hochbringen.

Hie Welf, hie Waiblingen!, Parteiruf, s. Ghibellinen.

Hiften, s. v. w. Hagebutten.

Hifthorn (Hiefhorn, von Hift oder Hief, s. v. w. Stoß ins Jagdhorn), kleines Horn von Holz oder Horn zum Signalgeben bei Jagden, von den Jägern an einem breiten ledernen Riemen (Hiftriemen, Hornfessel) über die linke Schulter getragen, gehört gegenwärtig meist nur noch zum Festanzug des Jagdpersonals. Es gibt drei Arten: Zinken mit hellem Laut; Halbrüdenhörner mit mittlerm, Rüdenhörner mit tiefem Ton.

Higginson (spr. higgins'n), Thomas Wentworth, angloamerikan. Schriftsteller, geb. 22. Dez. 1823 zu Cambridge bei Boston, studierte im Harvard College und in der theologischen Schule zu Cambridge und bekleidete dann eine Unitarierpredigerstelle zu Newburyport, die er 1850 aufgab, um sich mit allem Eifer der Abolitionistenbewegung anzuschließen. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs warb er in Kansas, wohin er sich gewendet hatte, mehrere Kompanien Soldaten und wurde Hauptmann, 1862 Oberst des ersten aus Schwarzen bestehenden Regiments, mußte aber infolge einer Verwundung 1863 seinen Abschied nehmen und ließ sich nun zu Newport in Rhode-Island nieder, wo er seitdem, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, lebt. Von seinen zahlreichen, einen gesunden moralischen und patriotischen Geist bekundenden Werken nennen wir: "Outdoor-papers" (1863); "Harvard memorial biographies" (1866); "Malbone: an Oldport romance" (1869); "Army life in a black regiment" (1869, neue Ausg. 1882); "Oldport days" (1873); die Schulbücher: "Young folk's history of the United States" (1875; auch deutsch, Stuttg. 1876) und "Young folk's book of American explorers" (1877); die vortrefflichen Essays: "Atlantic essays" (1872) und "Short studies of American authors" (1880), welch letztere Aufsätze über Hawthorne, Poe, Howells, Henry James jun. u. a. enthalten; "Common sense about women" (1881); die Biographie "Margaret Fuller-Ossoli" (1884) und "Larger history of the United States of America" (1885).

High-church (spr. hei-tschörtsch), die engl. "Hochkirche", s. Anglikanische Kirche.

Highgate (spr. heigeht), Vorstadt von London in der Grafschaft Middlesex, 8 km nordnordwestlich von der Londonbrücke, auf 129 m hohem Hügel (den seit 1884 die erste Drahtseilbahn Englands erklimmt), mit dem schönsten Kirchhof der Metropole, einem Blatternhospital und zahlreichen andern Wohlthätigkeitsanstalten und (1881) 9259 Einw.

Highland (engl., spr. heiland), Hochland; Highlands, insbesondere die schottischen Hochlande, deren Be-^[folgende Seite]