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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hitzschlag

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Hitzig - Hitzschlag.

1839-40, 2 Bde.) den Schluß der "Werke" desselben bildet. Hitzigs Individualität soll in Werners "Söhnen des Thals" in der Person des Tempelritters Robert d'Heredon dargestellt sein.

2) Ferdinand, hervorragender Exeget und Kritiker des Alten Testaments, geb. 23. Juni 1807 zu Hauingen in Baden, widmete sich seit 1824 zu Heidelberg, Halle und Göttingen dem Studium der orientalischen Sprachen und habilitierte sich 1829 zu Heidelberg in der theologischen Fakultät. Von hier folgte er 1833 einem Ruf nach Zürich als ordentlicher Professor der Theologie, um 1861 wieder nach Heidelberg überzusiedeln, wo er 22. Jan. 1875 starb. Wir nennen von seinen Schriften: "Begriff der Kritik, am Alten Testament praktisch erörtert" (Heidelb. 1831); "Übersetzung und Auslegung des Propheten Jesaias" (das. 1833); "Die Psalmen" (neue Ausarbeitung, Leipz. 1863-65, 2 Bde.); "Ostern und Pfingsten" (Heidelb. 1838); "Die zwölf kleinen Propheten" (4. Aufl., Leipz. 1881); "Der Prophet Jeremia" (2. Aufl., das. 1866); "Der Prediger" (das. 1847, 2. Aufl. 1883); "Der Prophet Ezechiel" (das. 1847); "Das Buch Daniel" (das. 1850); "Das Hohe Lied" (das. 1855); "Die Sprüche Salomonis" (Zür. 1858); "Das Buch Hiob" (Leipz. 1874). Besonders diese Kommentare haben neben Ewalds und Tuchs Arbeiten das Wissen um das Alte Testament ungemein gefördert, wiewohl die geniale Kühnheit der Kombinationen Hitzigs auch vielen Widerspruch finden mußte. Von seinen übrigen Schriften sind noch hervorzuheben: "Die Erfindung des Alphabets" (Zürich 1840); "Über Johannes Markus und seine Schriften" (das. 1843); "Urgeschichte und Mythologie der Philistäer" (Leipz. 1845); "Geschichte des Volkes Israel" (das. 1869-70, 2 Tle.); "Zur Kritik Paulinischer Briefe" (das. 1870); "Die Inschrift des Mesha" (Heidelb. 1870); "Sprache und Sprachen Assyriens" (Leip. 1871); "Vorlesungen über biblische Theologie und messianische Weissagungen des Alten Testaments" (hrsg. von Kneucker, Karlsr. 1880). Vgl. Kneucker, Zur Erinnerung an F. H. (Karlsr. 1882); Hausrath, Kleine Schriften (Leipz. 1883).

3) Georg Heinrich Friedrich, Architekt, Sohn von H. 1), geb. 8. April 1811 zu Berlin, besuchte die Bauakademie daselbst und war darauf in Triest und Berlin bei Privatbauten thätig. Er gehörte als einer der hervorragendsten zu derjenigen Gruppe von Architekten, welche das, was man die landschaftliche Bauweise Schinkels nennen könnte, die malerische Anordnung der Bauteile und Einordnung in die umgebende Landschaft, mit vielem Glück fortbildeten und jene Villenarchitektur schufen, welche der westlichen Vorstadt Berlins den Charakter aufprägt. Außer dem Palazzo Revoltella in Triest und einigen herrschaftlichen Landsitzen in Mecklenburg sind von Hitzigs Bauten eine Anzahl Berliner Privathäuser in der Viktoria- und Bellevuestraße, das Gersonsche Haus in der Tiergartenstraße, das Haus des Bildhauers Drake und das des Grafen Pourtalès hervorzuheben. Der erste große Monumentalbau Hitzigs war die neue Berliner Börse, die ihm als dem Sieger in einer Konkurrenz übertragen wurde. Der Bau war für Berlin insofern epochemachend, als er durchweg in gediegenem Material, die Fassade in Sandstein, ausgeführt ist, wodurch der Berliner stuck- und gipsbekleideten Scheinarchitektur ein Beispiel des Bessern vorgeführt wurde. Es folgten: der monumentale Bau der Reichsbank (s. Tafel "Berliner Bauten"), das Polytechnikum in Charlottenburg und der Umbau des Zeughauses zu einer Waffensammlung und Ruhmeshalle, welche in einer mächtigen Kuppel gipfelt (s. Tafel). Von der strengen Schinkelschen Richtung ausgehend, näherte sich H. immer mehr der italienischen Renaissance, mit deren Hilfe er sowohl in den Fassaden als in den Innenräumen die großartigsten monumentalen Wirkungen zu erreichen wußte. Er war Ritter des Ordens pour le mérite, Präsident der Akademie der Künste und Geheimer Regierungs- und Oberbaurat. Er starb 11. Okt. 1881 in Berlin. Ein großer Teil seiner Arbeiten ist publiziert unter dem Titel: "Hitzigs ausgeführte Bauwerke" (Berl. 1850-67, 2 Bde. und Supplement).

Hitzschlag, ein Komplex von Krankheitserscheinungen, welcher durch Einwirkung abnormer Wärme unter gewissen Bedingungen den Körper befällt und so plötzlich auftreten kann, daß die Personen beim H. wie von einem Schlage getroffen hinstürzen. Es ist zum Zustandekommen dieser Krankheit die Einwirkung direkter Sonnenstrahlen durchaus nicht notwendig, ja nicht einmal häufig; vielmehr wird durch letztere eine besondere, in unserm Klima seltene Krankheit hervorgerufen, welche man als Sonnenstich (s. d.) bezeichnet. Der menschliche Körper besitzt die Fähigkeit, die überschüssige Wärme, welche er besonders durch Muskelthätigkeit produziert, und welche bei stärkern Anstrengungen sehr bedeutend und für das Leben gefährlich werden kann, auf verschiedene Weise wieder abzugeben. Es geschieht dies einmal fortwährend durch Strahlung und dann besonders durch Verdunstung des Schweißes, welche, wenn sie ungehindert von statten geht, eine fortwährende Abkühlung des erhitzten Körpers bewirkt. Der H. entsteht nun, wenn bei starker Erhitzung des Körpers durch hohe Außentemperatur und starke Muskelthätigkeit diese Quellen der Abkühlung des Körpers behindert sind. Man beobachtet den H. am häufigsten bei Soldaten auf dem Marsch, und besonders haben einzelne Feldzüge, wie der Napoleons I. in Ägypten, der nordamerikanische Bürgerkrieg, und verschiedene Manövermärsche durch massenhaftes Auftreten des Hitzschlags eine traurige Berühmtheit erlangt. Ferner kommt der H. nicht selten bei Heizern vor, welche in schlecht ventilierten Schiffsräumen der Glut des Feuers und der Außentemperatur bei angestrengter Arbeit ausgesetzt sind; auch bei Feldarbeitern tritt H. zur Sommerszeit auf, und schließlich unterliegen häufig auch Tiere, wie Pferde, Kamele etc., bei Märschen dem H. Bei der Entstehung des Hitzschlags spielt die sogen. schwüle Luft eine Hauptrolle, nämlich eine Luft, welche keineswegs exzessiv heiß zu sein braucht, welche aber warm und stark mit Wasserdämpfen gesättigt ist, wie das meistens unmittelbar vor Gewittern oder in den Tropen vor der Regenperiode der Fall ist. In der Regel ist bei solchem Wetter der Himmel bewölkt, so daß direkte Sonnenstrahlen gar nicht in Betracht kommen. Eine solche wassergesättigte Luft ist für Schweißverdunstung durchaus ungünstig, da sie eben keine Feuchtigkeit mehr aufzunehmen vermag, dazu kommt dann meist eine absolute Windstille, so daß die Abkühlung durch Verdunstung auf der Hautoberfläche auf ein Minimum reduziert wird. Wenn dazu die Strapazen des Marsches, das Tragen der Gepäckstücke etc. die innere Körperwärme noch stark erhöhen, so wird der Schweiß zwar äußerst reichlich abgesondert, jedoch fließt er unverdunstet in Strömen am Körper herunter, das Herz wird aufs äußerste angestrengt, zumal dem Blute durch die reichliche Schweißsekretion eine große Flüssigkeitsmenge entzogen wird, wodurch es allmählich dicker wird; unter krampfartigem Stillstand der linken Herzkammer und starker Überfüllung aller venö-^[folgende Seite]