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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hoch-Barr - Hoche.

gereinigte und polierte Platte mit einem Deckgrund überzogen wird, in welchen man vermittelst eines Elfenbeingriffels die Zeichnung einritzt, worauf man die Platte in den galvanoplastischen Apparat bringt und einen Niederschlag gewinnt, welcher die Linien der Zeichnung erhaben wiedergibt; oder man arbeitet direkt, d. h. man zeichnet mit einer chemischen Fettfarbe mittels Gänsefeder oder Pinsel auf die polierte Platte und ätzt diese dann so lange auf gewöhnliche Weise, bis die Schrift etc. das für den Druck erforderliche Relief erlangt hat. Schlechthin bezeichnet man jetzt mit Hochätzung die auf chemischem Weg für die Buchdruckpresse (Hochdruck) erzeugten Platten für Abbildungen u. dgl., wie sie mittels der Autotypie, Phototypie, Zinkographie hergestellt werden; näheres s. in den betreffenden Artikeln.

Hoch-Barr, Burgruine, s. Zabern.

Hochbau, Bezeichnung für alles, was zur Ausführung und Einrichtung von Gebäuden (Hochbauten) gehört, im Gegensatz zu Tiefbau, der Anlage und Unterhaltung der Schleusen, Wasser- und Gasleitungen, Straßen etc. S. Baukunst, S. 480.

Hochberg, Markgrafen von, Stammlinie des bad. Fürstenhauses, genannt nach dem alten Bergschloß Hochberg bei Freiburg i. Br., welches, angeblich aus der Zeit Karls d. Gr. herrührend, 1689 von den Franzosen zerstört ward und jetzt Ruine ist. Der Stifter dieser Linie war Heinrich I. (1190), der jüngere Sohn des Markgrafen Hermann IV. von Baden, dessen älterer Bruder, Hermann V., die badische Linie fortführte. Mit Heinrichs III. Tode teilte sich 1300 die hochbergische Linie durch dessen Söhne in die Linien H.-Hochberg und H.-Sausenberg. Jene, von Heinrich V. gegründet, erlosch, durch neue Teilungen geschwächt, mit Ottos III. Tod 1418, worauf ihre Besitzungen kraft Vertrags an die Markgrafen von Baden fielen; diese, von Rudolf III. gestiftet, blühte unter beträchtlicher Vermehrung ihrer Besitzungen bis 1503, wo sie mit dem Markgrafen Philipp im Mannesstamm erlosch. Philipps einzige Tochter, Johanna, die sich 1504 mit dem Grafen Ludwig von Longueville vermählte, erhielt von den Besitzungen ihres Vaters nur die Grafschaft Neufchâtel; die übrigen fielen an das markgräfliche Haus Baden. Der Name H. kam erst wieder auf, als der Markgraf Karl Friedrich von Baden sich 1787 in zweiter Ehe mit Luise Karoline Geyer v. Geyersberg (geb. 26. Mai 1768, gest. 23. Juli 1820) vermählte und sie vom Kaiser 1796 zur Reichsgräfin von H. ernennen ließ. Seine mit ihr erzeugten Söhne wurden 1817, als durch den Tod des ebenbürtigen Erbprinzen das badische Haus dem Erlöschen nahe war, mittels Dekrets des Großherzogs zu Markgrafen von Baden und successionsfähigen großherzoglichen Prinzen erklärt. Der ältere, Leopold (gest. 1852), folgte 1830 seinem ohne Nachkommen verstorbenen Halbbruder Ludwig Wilhelm August als Großherzog von Baden; Leopolds zweiter Sohn ist der jetzt regierende Großherzog Friedrich.

Hochberg, Reichsgrafen von, ist der ältere Titel (seit 1684) des fürstlichen Hauses Pleß (s. d.), welchen die jüngern Söhne und die Töchter führen.

Hochberg, Bolko, Graf von, Komponist und Theaterintendant, geb. 23. Jan. 1843 auf Schloß Fürstenstein in Schlesien, jüngerer Bruder des Fürsten von Pleß und somit einem der reichsten Magnatenhäuser Schlesiens angehörig, studierte in Bonn und Berlin die Rechte und Staatswissenschaften und wurde 1867 der deutschen Gesandtschaft in Petersburg attachiert, verließ jedoch bereits nach zwei Jahren den Staatsdienst, um sich, mit nur zeitweiliger Unterbrechung von 1873 bis 1876, wo er als Mitglied des Abgeordnetenhauses politisch thätig war, ausschließlich der Tonkunst zu widmen. Seine anfangs unter dem Pseudonym J. H. Franz erschienenen Werke, unter denen die 1876 in Hannover aufgeführte Oper "Der Wärwolf", ein Streichquartett in Es und eine Symphonie in C sowie zahlreiche Lieder bemerkenswert sind, bekunden eine nicht gewöhnliche Erfindungsgabe und Vertrautheit mit der Kunst des Tonsatzes. Ein besonderes Verdienst hat sich H. für seine engere Heimat dadurch erworben, daß er 1876 die großen schlesischen Musikfeste (deren achtes im Juni 1886 in Görlitz begangen wurde) ins Leben gerufen und sie unablässig künstlerisch wie materiell zu fördern bestrebt gewesen ist. H. ist lebenslängliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und wurde im Herbst 1886 an v. Hülsens Stelle zum Generalintendanten der königlichen Schauspiele in Berlin ernannt.

Hochbeschlagen heißt das tragende weibliche Wild mit gespaltenen Hufen.

Hochblatt, s. Blatt, S. 1017.

Hochbootsmann, auf Kriegsschiffen veralteter Ausdruck für Oberbootsmann (s. Deckoffiziere), auf Handelsschiffen jetzt erster Bootsmann.

Hochdeutsch, s. Deutsche Sprache.

Hochdruck (Präge-, Relief-, Blindendruck), die Kunst, mittels der Buchdruckpresse Schriften (wie beim Druck für Blinde), Ornamente etc. auf dem Papier erhaben darzustellen. Man bezeichnet auch als H. den Druck mit erhabenen Formen (namentlich beim Steindruck), statt mit vertieften, wie beim Kupfer- und Stahlstich, Tiefätzungen etc. Die Buchbinder nennen H. die erhabenen Pressungen an den Büchereinbänden aus Leder oder Kaliko, welche schon im 16. Jahrh. vielfach mit Geschmack angewendet wurden, aber mit dem Verfall des Bücherdrucks auch in Vergessenheit geraten waren, bis sie in neuerer Zeit (auch in der Portefeuillefabrikation) wieder aufgenommen wurden. - Im Maschinenwesen versteht man unter H. den bedeutend über den einfachen Atmosphärendruck gesteigerten Druck des Wasserdampfs in Dampfmaschinen, Dampfkochapparaten etc.; s. Dampfmaschine.

Hochdruckmaschine, s. Dampfmaschine, S. 461 ff.

Hoche (spr. ósch), Lazare, franz. General, geb. 25. Juni 1768 zu Montreuil bei Versailles als Sohn eines alten Invaliden, ward in seinem 14. Jahr Stalljunge in den königlichen Ställen, trat im 16. Jahr in das Regiment der französischen Garden und war beim Ausbruch der Revolution Sergeant. Er schloß sich mit Begeisterung der Sache der Freiheit an, und nachdem er 1792 Leutnant in der Pariser Stadtgarde geworden, widmete er sich ausschließlich dem Studium der Kriegswissenschaften. Bei der Verteidigung von Diedenhofen (1792) that er sich so hervor, daß ihn der General Leveneur zu seinem Adjutanten wählte. Mit diesem 1793 des Einverständnisses mit Dumouriez beschuldigt, reichte H. aus dem Gefängnis dem Wohlfahrtsausschuß einen glücklich entworfenen Plan für den nächsten Feldzug ein, infolgedessen er sogleich in Freiheit gesetzt, zum Generaladjutanten ernannt und mit der Verteidigung von Dünkirchen gegen die Engländer beauftragt wurde. Es gelang ihm auch, diesen Platz durch ein verschanztes Lager zu schützen und die Engländer nach der Schlacht bei Hondschoote (8. Sept.) zur Aufhebung der Belagerung zu zwingen. Hierdurch schwang er sich zum Brigadegeneral, einige Zeit nach-^[folgende Seite]