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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hohenlohe

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Hohenlohe.

warfen sie sich 1. Dez. auf diesen Flügel bei Ampfing, drängten denselben beiseite und wollten nun 2. Dez. den Marsch auf München fortsetzen. Als sie hierbei das Defilee zwischen H. und Mattenbatt in drei Marschkolonnen durchzogen, wurden sie am Morgen des 3. Dez. von Moreau in der Flanke und im Rücken angegriffen und, da die kaiserlichen Feldherren nur mit dem feindlichen Nachtrab zu thun zu haben glaubten und es versäumten, ihre Truppen zur rechten Zeit zu konzentrieren, trotz tapfersten Kampfes geschlagen und ein großer Teil gefangen genommen. Im ganzen verloren die Kaiserlichen 12,000 Mann und 50 Geschütze, die bayrischen Hilfstruppen 5000 mit 24 Geschützen. Die Niederlage war so entscheidend, daß das österreichische Heer in völliger Auflösung bis über die Enns zurückgeworfen wurde und der Kaiser den ungünstigen Waffenstillstand von Steier (25. Dez. 1800) abschließen mußte. Vgl. Schleifer, Die Schlacht bei H. (Erding 1885).

Hohenlohe, ehedem deutsche Grafschaft, dann Fürstentum im fränk. Kreis, zählte 1802 auf 940 qkm (17 QM.) 60,000 und 1805 auf 1760 qkm (32 QM.) 108,600 Einw., verlor durch die Rheinbundsakte seine Selbständigkeit und steht jetzt zum Teil unter württembergischer, zum Teil unter bayrischer Oberhoheit. Das gleichnamige alte Herrengeschlecht in Franken kommt zuerst auf der Burg Holloch bei Uffenheim vor und nannte sich seit dem 12. Jahrh. nach derselben. Sein Grundbesitz breitete sich frühzeitig über die fränkischen Thäler der Kocher, Jagst, Tauber und Gotlach aus. Der erste Graf war Heinrich (1192-1209). Seine Söhne Konrad und Gottfried, treue Anhänger Kaiser Friedrichs II., stifteten die Linien H.-Brauneck und H.-Holloch. Jene teilte sich 1249 in die Zweige H.-Haltenbergstetten und H.-Brauneck und starb 1390 aus. Gottfried von H., der die Hauptlinie weiterführte, erwarb 1234 die Herrschaft Langenburg. Seine Söhne begründeten 1255 die Linien H.-Weikersheim und H.-Uffenheim (Speckfeld). Letztere erlosch 1412, die erstere spaltete sich 1551 in zwei Linien: H.-Neuenstein und H.-Waldenburg, die noch gegenwärtig bestehen und 1764, resp. 1744 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Die protestantische Linie der Neuensteiner zerfiel wieder in die Speziallinien: H.-Neuenstein-Öhringen, welche 1805 erlosch, und H.-Neuenstein-Langenburg. Die Besitzungen der Linie Öhringen fielen dann an die Langenburger Linie, welche außer dem Stammfürstentum noch die obere Grafschaft Gleichen (unter sachsen-koburg-gothaischer Hoheit) besitzt und sich in drei Äste spaltet: H.-Langenburg, 234 qkm mit 18,000 Einw. (gegenwärtiger Fürst: Hermann, geb. 31. Aug. 1832; s. Hohenlohe 8); H.-Öhringen (ehedem Ingelfingen), 330 qkm mit 25,000 Einw., außerdem mit Anteilen an der Grafschaft Gleichen und der Standesherrschaft Slawentzitz (385 qkm mit 25,000 Einw.) und Majoratsgütern in Schlesien (gegenwärtiger Fürst: Hugo, Herzog von Ujest, seit 15. Febr. 1853, geb. 27. Mai 1816, seit 1870 Senior des fürstlichen Gesamthauses); H.-Kirchberg, 220 qkm mit 17,000 Einw., 16. Dez. 1861 mit dem Fürsten Karl von H. in männlicher Linie erloschen. Die katholische Linie der Waldenburger stiftete 1754 den Phönixorden und teilte sich in zwei Zweige. Der eine, H.-Waldenburg-Bartenstein, 688 qkm mit 35,000 Einw., zerfiel durch die beiden Söhne des am 22. Aug. 1850 verstorbenen Fürsten Ludwig von H.-Bartenstein und Jagstberg, den Fürsten Karl, welchem 23. Mai 1877 sein Sohn Johannes, geb. 20. Aug. 1863, folgte, und den Fürsten Albert, geb. 22. Nov. 1842, in die Linien H.-Bartenstein und H.-Jagstberg. Der andre Zweig, H.-Waldenburg-Schillingsfürst, besitzt 275 qkm und 18,000 Einw., teils unter württembergischer, teils unter bayrischer Hoheit, und wird vertreten unter jener durch den Fürsten Friedrich Karl, geb. 26. Sept. 1846 (Sohn des Fürsten Friedrich Karl, s. Hohenlohe 5), unter dieser durch den Fürsten Chlodwig (s. Hohenlohe 6) zufolge des zwischen diesem und seinem ältern Bruder, dem Herzog Viktor von Ratibor (geb. 10. Febr. 1818), 15. Okt. 1845 abgeschlossenen Vertrags. Beide ererbten 1834 vom letzten Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rheinfels-Rotenburg das Herzogtum Ratibor, das Fürstentum Korvei u. a., worauf Viktor vom König von Preußen 15. Okt. 1840 zum Herzog, Chlodwig zum Prinzen von Ratibor und Korvei ernannt wurde.

Hohenlohe, 1) Friedrich Ludwig, Fürst von H.-Ingelfingen, preuß. General, geb. 31. Jan. 1746, kämpfte im Siebenjährigen Krieg in der Reichsarmee, trat 1768 in preußische Dienste und war schon 1778 Oberst beim Regiment Tauenzien. 1792 und 1793 befehligte er eine Division, mit der er sich in den Treffen bei Oppenheim, Pirmasens, Hornbach und besonders bei der Wegnahme der Weißenburger Linien auszeichnete. Einen glänzenden Sieg erfocht er 20. Sept. 1794 bei Kaiserslautern, ward 1796 Generalleutnant und erhielt das Kommando des Neutralitätskordons an der Ems. In demselben Jahr folgte er seinem Vater als Fürst von H.-Ingelfingen in der Regierung, wurde 1798 General der Infanterie, 1804 Gouverneur der fränkischen Fürstentümer und dann Kommandant von Breslau. 1805 befehligte er ein preußisches Korps zwischen der Saale und dem Thüringer Wald, und im Krieg von 1806 führte er das Heer, welches 14. Okt. bei Jena besiegt wurde. Nach der tödlichen Verwundung des Herzogs von Braunschweig bei Auerstädt erhielt er den Oberbefehl und führte die Trümmer des preußischen Heers der Oder zu, kapitulierte aber, durch Massenbachs, seines Generalquartiermeisters, Bericht irre geleitet, bei Prenzlau 28. Okt. mit 17,000 Mann. Die Rechtfertigung dieses schmählichen Aktes gelang ihm so wenig, daß er den preußischen Dienst verlassen mußte, und da er schon im August 1806 die Regierung seines (mediatisierten) Fürstentums seinem Sohn August übergeben hatte, zog er sich auf sein Gut Slawentzitz in Schlesien zurück. Er trat im Freiheitskrieg nicht wieder in Aktivität und starb 15. Febr. 1818 in Slawentzitz.

2) Ludwig Aloysius, Fürst von H.-Waldenburg-Bartenstein, Marschall von Frankreich, geb. 18. Aug. 1765, trat 1792 als Oberst in die französische Emigrantenarmee und warb für dieselbe ein Regiment, mit dem er sich besonders beim Sturm auf die Weißenburger Linien auszeichnete. Er trat darauf in holländische Dienste und führte mit seinem Regiment, fast umzingelt, 1794 einen meisterhaften Rückzug von der Insel Bommel hinter die Waal aus und machte dann in österreichischen Diensten die Feldzüge von 1794 bis 1798 als Oberst, den von 1799 als Generalmajor unter dem Erzherzog Karl mit. 1806 wurde er Feldmarschallleutnant und 1807 Statthalter von Galizien. Nach der Wiedereinsetzung der Bourbonen (1814) trat er in französische Kriegsdienste und wurde Generalleutnant und Kommandant eines von ihm geworbenen und nach ihm benannten Regiments, mit welchem er 1823 dem Feldzug gegen Spanien beiwohnte. Er wurde hierauf nationalisiert,