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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hohenmölsen; Höhenparallaxe; Höhenrauch; Höhenschraffen; Hohenschwangau; Hohenstadt

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Hohenmölsen - Hohenstadt.

es wird damit gleich das Messen des Winkels a verbunden. Der Höhenwinkel allein kann mit der gewöhnlichen Kippregel oder dem Theodoliten (s. d.) gemessen werden. Die Messung geschieht, indem auf dem Höhenpunkt eine Latte aufgestellt und nach einem Punkte derselben visiert wird, welcher ebenso hoch über der Bodenfläche liegt wie die Fernrohrachse (in der Regel 1,25 m). Bei senkrechter Stellung der Latte erhält man aber nicht die wirkliche Horizontalprojektion der Entfernung und auch nicht die richtige Höhe, die man erst dann erhält, wenn die Latte senkrecht zur Visierlinie gestellt wird. Für beide ist eine Korrektur erforderlich, welche in einem bestimmten Verhältnis zur Größe des Winkels α steht. Für die Entfernung b wird sie die Horizontal-, für die Höhe h die Vertikalkorrektion genannt. Das Wesen derselben läßt sich aus Fig. 1 erkennen, in der x, senkrecht zu a, die Lattenstellung angibt, welche richtige Messungen ergeben würde. Zur Umgehung der lästigen Korrektionen hat man neuerdings die Latte mit einem Visierrohr versehen, dessen Achse senkrecht zur Latte steht. Letztere wird nun so aufgestellt, daß man durch das Visierrohr die Kippregel sieht. Bei Entfernungen von 1200 m und darüber muß auch die Refraktion und Erdkrümmung mit in Rechnung gezogen werden. Zum Handgebrauch bei den Höhenmessungen dienen die Koten- oder Höhentafeln, in welchen für gewisse Größen von α in Graden, Minuten und von b (Fig. 1) in Metern die Stücke h, a sowie auch die erforderlichen Korrektionen (Erdkrümmung und Strahlenbrechung) tabellarisch verzeichnet sind. Die so ermessene Höhe eines Punktes bezieht sich nur auf seine Höhe über dem Standpunkt des Messenden (relative Höhe), zu welcher die Höhe des letztern über dem Meeresspiegel noch addiert werden muß, um die absolute Höhe des Punktes zu erhalten.

Die geometrische H. s. bei Nivellieren. Die Höhe eines Baums, Turms etc. läßt sich praktisch sehr einfach ermitteln. In den Dreiecken a b e und a c d (Fig. 2) verhält sich a b : a c = b e : c d. In dieser Proportion ist c d die zu messende Höhe x, mithin x = a c . b e / a b. Mißt man also vom Stamm des Baums a b die Linie a c, stellt sich in a auf und läßt einen Stock, welcher um b e länger ist als die Höhe des Auges über dem Erdboden, so lange in der Richtung zum Baum senkrecht fortbewegen, bis man über sein oberes Ende die Spitze des Baums sieht, so ist nur noch die Entfernung des Beobachters bis zum Stock zu messen, um die bekannten Größen der obigen Proportion zu haben, aus welcher c d, die zu messende Höhe, sich sofort berechnen läßt, zu welcher aber noch die Höhe des Auges über dem Erdboden addiert werden muß. Auf diesem Prinzip beruht die Konstruktion vieler Höhenmesser für gewerbliche Zwecke, z. B. der Höhenmesser von Faustmann (Spiegelhypsometer), von Weise (Rohrhypsometer), Stahl (Höhenmeßbrett), Preßler (Meßknecht) u. a., welche so eingerichtet sind, daß man nach Einstellung des Instruments die zu messende Höhe sofort am Index ablesen kann. Vgl. Aufnahme, topographische.

^[Abb.: Fig. 2.]

Hohenmölsen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Weißenfels, unweit der Rippach, hat ein Amtsgericht, Braunkohlengruben und (1885) 2747 evang. Einwohner. Zwischen H. und der Elster fand 15. Okt. 1080 die Schlacht statt, in welcher Heinrich IV. zwar von Otto von Nordheim besiegt, aber sein Gegenkönig Rudolf von Schwaben tödlich verwundet wurde. In der Nähe befinden sich wichtige Fabriken für Mineralöl und Paraffin innerhalb des Braunkohlengebiets.

Höhenparallaxe, s. Parallaxe.

Höhenrauch, s. Herauch.

Höhenschraffen (Bergstriche), s. Landkarten.

Hohenschwangau, königliches Schloß im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, 3 km südöstlich von Füssen, war Lieblingsaufenthalt des unglücklichen Königs Ludwig II. Schon im 12. Jahrh. stand hier eine den Welsen gehörende Burg (damals Schwanstein genannt), welche 1191 durch Kauf in den Besitz der Herzöge von Schwaben hohenstaufischen Stammes überging, dann dem Geschlecht der Herren von Schwangau gehörte und in der Zeit der Reformation an die Augsburger Patrizierfamilie Paumgartner kam, welche die baufällig gewordenen Gebäude niederreißen und 1538-47 ein neues Schloß errichten ließ. Herrschaft und Schloß wurden 1567 vom Herzog Albrecht V. von Bayern erworben. Letzteres war zu Anfang unsers Jahrhunderts zur halben Ruine geworden und bereits zum Abbruch von einem Bauer um 200 Gulden gekauft, als 1832 der damalige Kronprinz Maximilian von Bayern das Gebäude wieder erwarb und die Restauration desselben im Geiste des ritterlichen Mittelalters unter Leitung Domenico Quaglios anordnete. Er gab dem Schloß (894 m ü. M. gelegen) auch den Namen H., den bisher eine gegenüber auf dem Berzenkopf liegende Burg geführt hatte. Seitdem gehört H. zu den herrlichsten der vielen deutschen Fürstenlustsitze. In prachtvoller Wald- und Gebirgsumgebung krönt es einen Vorsprung der Alpen, dessen Fuß von dem Schwansee und dem Alpsee bespült wird. Das Innere ist in seinen verschiedenen prachtvollen Sälen (Schwanrittersaal, Schyrensaal, Helden-, Hohenstaufensaal etc.) mit Fresken und enkaustischen Wandbildern von Neher, Lorenz Quaglio, Lindenschmit, M. v. Schwind etc. geschmückt. Auch durch die historischen Erinnerungen, die sich an die Stätte knüpfen, übt H. hohen Reiz. Hier sagte Konradin beim Antritt seines verhängnisvollen Zugs nach Italien seiner Mutter lebewohl. Im Schmalkaldischen Krieg setzte sich Schärtlin v. Burtenbach und nach ihm Moritz von Sachsen auf H. fest; im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloß von den Spaniern und Schweden, im spanischen und österreichischen Erbfolgekrieg von den Österreichern hart mitgenommen. An der Stelle der alten eigentlichen Burg H. liegt dicht an der Pöllatschlucht auf einem vorspringenden Bergkegel, dessen Spitze vor dem Bau erst abgesprengt werden mußte, und zu dem nur ein in den Felsen gehauener Weg führt, das Schloß Neuschwanstein, von Ludwig II. während eines Zeitraums von mehr als zehn Jahren nach den Plänen des Hofbaudirektors v. Dollmann im frühromanischen Stil erbaut und vom König bis zu seiner Überführung nach Schloß Berg bewohnt, ein Wunderbau, mit verschwenderisch prachtvoller Einrichtung, herrlichen Wandgemälden von Aigner, Hauschild, Schwoiser, Piloty u. a. und Kunstwerken aller Art versehen. Vgl. Muffat, Geschichte des Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft H. (Münch. 1837); Hormayr, Die goldene Chronik von H. (das. 1842).

Hohenstadt, Stadt im nördlichen Mähren, an der Olmütz-Trübauer Eisenbahn, von welcher hier die Linie H.-Zöptau der Mährischen Grenzbahn ausläuft, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines