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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Höhentafel; Hohentwiel; Hohenwart; Hohenwestedt; Hohenzieritz; Hohenzollern

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Höhentafel - Hohenzollern.

meist evang. Einwohner. - 2) Fürstlich Schönburgsche Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, am Abhang des Pfaffenbergs und an der Linie Zwickau-Chemnitz der Sächsischen Staatsbahn, mit Ernstthal (s. d.) unmittelbar zusammenhängend, hat ein Amtsgericht (H.-Ernstthal), Bunt-, Weiß-, Jute- und Chenilleweberei, Strumpf- und Trikotagenwirkerei, ein Mineralbad (Stahl- und Sauerbrunnen, verbunden mit Moorbad), eine Kaltwasserheilanstalt und (1885) 6827 meist evang. Einwohner.

Höhentafel, s. Aufnahme, topographische.

Hohentwiel, isoliert stehender, 692 m hoher Phonolithkegel, eine württemberg. Enklave (Domäne) im badischen Hegau bei Singen, mit herrlicher Aussicht auf den Bodensee und die Alpen und den Resten einer alten, einst berühmten Bergfeste. Der H. (ursprünglich Duellium, dann Twiel) war um 980 Wohnsitz der gelehrten Herzogin Hadwig von Alemannien (s. Hedwig 1), deren Leben dem Dichter Scheffel Stoff zu seinem bekannten Roman "Ekkehard" bot, und kam 1538 in Württembergs Besitz. Unter der Festung lag der "Vorhoff", eine Vorbefestigung. Im Dreißigjährigen Krieg hielt sich hier der Oberst Wiederhold glücklich gegen alle Feinde; 1800 übergab der Kommandant die Feste an den französischen General Vandamme, welcher die Werke sprengen ließ. Die Feste diente längere Zeit auch als Staatsgefängnis, in welchem unter andern J. J. Moser (s. d.) fünf Jahre lang schmachtete. Neuerdings hat sie durch ihre dominierende Lage gegenüber der Bahnstation Singen als Sperrfort wieder einige Bedeutung erhalten. Das dortige Benediktinerkloster ward um 970 vom Herzog Burkard II. von Schwaben gegründet und um 1005 von Kaiser Heinrich II. nach Stein am Rhein verlegt. In der Nähe die ähnlichen ehemaligen Bergfesten Hohenkrähen und Hohenstoffeln. Vgl. Schönhuth, Geschichte der ehemaligen Bergfeste H. (Tuttling. 1842); v. Martens, Geschichte von H. (Stuttg. 1857); "H., Beschreibung und Geschichte" (von O. Fraas u. a., 2. Aufl., das. 1882).

Hohenwart, Karl Siegmund, Graf von, österreich. Staatsmann, geb. 12. Febr. 1824, Sohn des Grafen Andreas von H., Neffe und Erbe des um Krain hochverdienten Grafen Franz Joseph Hannibal von H. (1771-1844), ist als Führer der föderalistischen Partei in Österreich zu Bedeutung gelangt. Auf der gewöhnlichen Stufenleiter der Beamtenlaufbahn wurde H. Komitatsvorstand in Fiume, Landeschef in Kärnten, Statthalter in Oberösterreich und nach dem Sturz des zentralistischen Ministeriums Hasner-Giskra und nach kurzer Zwischenregierung Potockis unerwartet Präsident des Ministeriums, in welchem sich Habietinek, Schäffle, Jirecek u. a. befanden, 4. Febr. bis 25. Okt. 1871. Indem H. den Landtagen der cisleithanischen Reichshälfte volle Gelegenheit gab, ihre Wünsche und Interessen zum Ausdruck zu bringen, wurden die von den Tschechen in Böhmen aufgestellten Fundamentalartikel, in welchen ein bedenklicher Angriff auf die Einheit des Heers erblickt wurde, Ursache der ebenso unerwarteten Entlassung dieses Ministeriums. Seitdem ist H. im österreichischen Reichsrat Führer der sogen. Rechtspartei, welche durch ihre Koalition mit den Alttschechen und den Polen und die Bildung eines Exekutivkomitees, in dem H. den Vorsitz hatte, die Majorität im Reichsrat erlangte. H. ward im J. 1885 zum Präsidenten des obersten Rechnungshofs ernannt.

Hohenwestedt, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Rendsburg, an der Linie Neumünster-Tönning der Westholsteinischen Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, Pferdezucht und (1885) 1666 evang. Einwohner.

Hohenzieritz, großherzogl. Lustschloß in Mecklenburg-Strelitz, nordwestlich von Neustrelitz; daselbst starb 19. Juli 1810 die Königin Luise von Preußen.

Hohenzollern, altes Bergschloß im ehemaligen Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, auf dem 855 m hohen, kegelförmigen Berg H., südlich von Hechingen, die Stammburg des hohenzollerischen Fürstenhauses, kommt bereits zu Ende des 9. Jahrh. in Urkunden vor, wurde 15. Mai 1423 von den schwäbischen Reichsstädten erobert und zerstört, seit 1454 aber unter Mithilfe des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg neu aufgebaut. Von dem alten Bau blieb nur die (noch heute vorhandene) St. Michaelskapelle übrig. 1634 wurde H. von den Württembergern erobert, aber schon 1635 von den Bayern genommen und 1650 von den Kaiserlichen besetzt. Österreich hielt den Platz für so wichtig, daß es gegen jährliche 5000 Gulden von dem Haus Hohenzollern sich das Recht erkaufte, nach Bedürfnis eine Besatzung in das Schloß zu legen; erst 1798 gab es dieses Besatzungsrecht auf. Seit 1850 wurde die alte, ziemlich verfallene Burg durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nach dem alten Grundriß wiederhergestellt und befestigt und gewährt seitdem als eine im strengen Stil ausgeführte mittelalterliche Burg des 14. Jahrh. mit ihren Zinnen, zahlreichen Erkern und Turmspitzen einen malerischen Anblick. Der Burggarten enthält eine Erzstatue Friedrich Wilhelms IV. (von Bläser). Vgl. "Nachrichten über die Stammburg H." (Berl. 1863); Graf Stillfried, H., Beschreibung u. Geschichte der Burg (Nürnb. 1871).

Hohenzollern, zwei nach dem Schloß H. benannte, ehemals souveräne, seit 1849 dem preußischen Staatsverband einverleibte Fürstentümer (H.-Hechingen und H.-Sigmaringen) auf dem Plateau von Oberschwaben, bilden vereint einen langen, schmalen Landstrich, der von Württemberg und Baden umgeben ist und in südöstlicher Richtung sich vom Ostabhang des Schwarzwaldes und dem Neckarthal bis über die Donau und in die Nähe des Bodensees erstreckt. Außer diesem Hauptteil, in welchem ein Stück württembergisches Gebiet eingeschlossen liegt, gehören zu H. noch acht zum Teil weit zerstreute Enklaven in den benachbarten Ländern. Der Flächeninhalt beträgt 1143 qkm (21,15 QM.) mit (1885) 66,720 Einw. (darunter 2340 Evangelische und 688 Juden). Das Ländchen ist gebirgig durch die Münsinger Hardt und Rauhe Alb sowie im NW. durch Ausläufer des Schwarzwaldes (Kornbühl, der höchste Punkt, 905 m hoch) und wird südlich von der Donau (mit der Schmiech, Lauchart, Ablach), nördlich vom Neckar (mit Glatt, Eyach und Starzel) bewässert. Das Land hat Eisenerz, Gips, Steinsalz, Kohlen, Torf und einige Mineralquellen (z. B. bei Imnau, Haigerloch, Hechingen, Stetten). Die Haupterwerbsquellen bilden Ackerbau, obschon der Boden im ganzen nicht sehr ergiebig ist, und Viehzucht. Auch Obstbau wird trotz des ziemlich rauhen Klimas viel getrieben. In industrieller Beziehung sind nur einige Fabriketablissements (Eisenhütten, Baumwollfabriken etc.) zu erwähnen. An höhern Bildungsanstalten bestehen im Land ein Gymnasium und eine höhere Bürgerschule. Politisch bildet H. gegenwärtig den preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen und zerfällt in vier Oberämter: Sigmaringen (Sitz der Regierung), Gammertingen, Hechingen und Haigerloch. Das Ober-^[folgende Seite]