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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holcus; Holda; Holde; Holden; Holder; Hölder; Hölderlin

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Holcus - Hölderlin.

2 Bde.) nebst den "Heltinders eller navnkundige Damers sammenlignede Historier" (das. 1745; neu hrsg. von Rode, das. 1861), worin er vergleichende Darstellungen berühmter Männer und Frauen nach Plutarchs Vorbild gibt, Verdienste erworben. Wie bei allem, was H. geschrieben, ist auch in diesen geschichtlichen Werken der moralische Gesichtspunkt von überwiegender Bedeutung. Ganz selbständig tritt derselbe in mehreren seiner letzten Schriften auf, wie in den "Moralske Tanker" (Kopenh. 1744; neu hrsg. von Roden, das. 1760) und in vielen seiner "Epistlar" (das. 1748-54, 5 Bde.; Ausg. von Brunn, das. 1865-76), die im übrigen Holbergs Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit noch einmal in ihrer vollen Kraft zeigen. Noch ist seine interessante, in kultur- und litterarhistorischer Hinsicht wichtige Selbstbiographie (in 3 latein. Briefen, 1727-43) zu erwähnen. Eine kritische Behandlung von Holbergs Schriften versuchten zuerst K. L. Rahbek und Nyerup in der von ihnen veranstalteten Sammlung von Holbergs "Udvalgte Skrifter" (Kopenh. 1804-14, 21 Bde.). Nach ihnen hat sich besonders A. E. Boye durch seine Ausgaben der Lustspiele (1832 u. öfter) und des "Peder Paars" (1832 u. öfter) um die Herstellung des echten Textes verdient gemacht. Eine kritisch erläuterte Ausgabe der "Komedier" besorgte ferner die durch Liebenberg 1842 zu Kopenhagen gestiftete Holberg-Gesellschaft (Kopenh. 1848-53, 8 Bde.; neue Ausg. 1884 ff.). Vgl. Rahbek, Om H. som Lystspildigter og om hans Lystspil (Kopenh. 1815-17, 3 Bde.); Werlauff, Historiske Antegnelser til L. Holbergs Lystspil (das. 1838, 2. Ausg. 1858); Prutz, L. H., sein Leben und seine Schriften (Stuttg. 1857); Smith, Om Holbergs Levnet og populäre Skrifter (Kopenh. 1858); Skavlan, H. som Komedi forfatter (Christ. 1872); Holm, Holbergs statsretlige og politiske Standpunkt (Kopenh. 1879); G. Brandes, Ludw. H. und seine Zeit (Berl. 1885).

Holcus L. (Honiggras), Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen, ausdauernde Gräser mit ziemlich kleinen, bleich lilafarbenen oder hellgrünen, zweiblütigen Grasährchen, in denen die untere Blüte fruchtbar, die obere männlich und mit einer Rückengranne versehen ist. Die Rispen ziehen sich nach der Blüte wieder zusammen, und an den Halmen sind mindestens die Knoten fein behaart. H. lanatus L. (gemeines Honiggras, s. Fig.), ohne Ausläufer, weich behaart, mit hellvioletten Grasährchen und hakenförmigen Grannen, wächst besonders auf etwas feuchten oder moorigen Wiesen, bringt viel Heu, hat aber nicht sehr hohen Futterwert; es eignet sich zum Besäen von ärmerem Sandland, selbst wenn dieses etwas trocken ist, aber nicht für bindigen Boden. H. mollis L. (Waldhoniggras) treibt Ausläufer, hat hellgrüne Grasährchen und gekniete Grannen, ist nur an den Halmknoten behaart, wächst auf Sandboden und Waldrändern, ist etwas wählerischer im Boden als das vorige und liefert kein Grumt, hat aber etwas größere Nährkraft.

^[Abb.: Honiggras (Holcus lanatus). Ährchen, vergrößert.]

Holda (Frau H., Hulda, Holle, die "Holde, Gnädige"), nach dem zum Teil noch jetzt fortlebenden Volksglauben in Franken, Hessen und Thüringen ein geisterhaftes Wesen, ursprünglich eine altdeutsche Göttin und zwar eine Sonnen- und Wolkenwasserfrau. So weilt sie nach den Sagen gern an Seen oder in Brunnen (den Wolkenbrunnen) und strähnt dort ihr goldiges Haar (d. h. die Sonnenstrahlen). Aber gleich Wodan fährt sie auch schreckhaft im Unwetter durch die Lüfte und gehört, ganz wie Berchta (s. d.), zum wütenden Heer. Daran knüpft sich, daß sie, sonst ein holdes, freundliches Wesen, zuweilen auch als fürchterlich und abschreckend dargestellt wird, als eine häßliche, langnasige Alte mit struppigem Haar, gleichsam als eine alte Hexe, mit deren Namen man die Kinder schreckt. Wie Berchta steht sie dem Spinnen vor und hält in den sogen. Zwölften (s. d.) ihren Umzug. In den Sagen vom Kyffhäuser tritt sie neben dem verzauberten Kaiser (Wodan?) auf. Die Redeweise, wenn es schneit, zu sagen: "Frau Holle schüttelt ihr Bett, daß die Federn fliegen", ist fast in ganz Deutschland bekannt. Vgl. auch Frigg.

Holde, s. v. w. Grundholde.

Holden (gute Dinger), im altdeutschen Aberglauben euphemistische Bezeichnung einer Alt böser Elfen, die in Gestalt kleinen Ungeziefers, Maden etc. durch den Hexenschuß (s. d.) in den Leib eines Menschen gezaubert werden konnten etc.

Holder, s. v. w. Holunder.

Hölder, Julius von, württemberg. Staatsmann, geb. 24. März 1819 zu Stuttgart, studierte in Tübingen Staats- und Rechtswissenschaften, trat 1842 in den württembergischen Justizdienst, ward Assessor in Ellwangen und 1848 Regierungsrat in dem von Duvernoy geleiteten Ministerium des Innern. 1849 in die Zweite Kammer gewählt, gehörte er hier zur demokratischen Partei, wurde aber bei den Neuwahlen 1850 wegen Opposition gegen die Regierung nach Ellwangen versetzt, trat darauf aus dem Staatsdienst aus und ließ sich als Advokat in Stuttgart nieder. Als er 1855 wieder in die Zweite Kammer kam, bildete er aus den freisinnigen Mitgliedern derselben die Fortschrittspartei, beteiligte sich in hervorragender Weise an der Opposition gegen die klerikale Politik des Ministeriums Linden sowie an den deutschen Einheitsbestrebungen und brachte 1866 die Bildung der "deutschen Partei" zu stande, an deren Spitze er für die Sache der deutschen Einheit im Landtag und auf Landesversammlungen eifrig thätig war. 1871-1881 vertrat er Göppingen im deutschen Reichstag, 1875 ward er nach Webers Tod zum Präsidenten der württembergischen Zweiten Kammer erwählt. Aus der nationalliberalen Partei im Reichstag, welcher er bis dahin angehört hatte, schied er 1879 aus, weil er die Opposition derselben gegen die Zollreform nicht billigte. Im Oktober 1881 wurde er zum Minister des Innern ernannt.

Hölderlin, Johann Christian Friedrich, einer der eigentümlichsten deutschen Dichter der klassischen Dichtungsperiode, geb. 20. (nicht 29.) März 1770 zu Lauffen am Neckar, verlor als zweijähriger Knabe seinen Vater, der Klosterbeamter war, und zog einige Jahre später mit seiner Mutter nach Nürtingen, wo sich dieselbe mit dem Kammerrat Gock verheiratete, der aber ebenfalls schon 1779 starb. Hölderlins reger Natursinn entwickelte sich frühzeitig in den schönen Umgebungen jener Stadt, in welcher er sich, von der Mutter treu gepflegt, aber ohne die männliche Leitung