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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holzverband; Holzwaren; Holzweibchen; Holzwespen; Holzwickede

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Holzverband - Holzwickede.

Holzverband, jede Verbindung zweier hölzerner Balken oder Bohlenstücke durch eine geeignete Form ihrer Berührungsflächen oder Fugen ohne oder mit Anwendung besonderer Befestigungsmittel, insbesondere hölzerner oder eiserner Nägel, Klammern, Schrauben und Bänder. Der H. bezweckt entweder 1) eine Verlängerung von Hölzern in meist wagerechter oder lotrechter Richtung, oder 2) eine Verstärkung von Hölzern durch Verbindung derselben nach ihrer Dicke, oder 3) eine Zusammensetzung von Hölzern unter einem rechten, einem spitzen oder einem stumpfen Winkel. Nach den Grundformen der Berührungsflächen (Fugen) der Hölzer werden unterschieden: I. Der Stoß und zwar 1) der gerade Stoß, wenn er rechtwinkelig ist (Fig. 1, S. 688), welcher bei der Zusammensetzung von Bohlen in einer Ebene der stumpfen Stoßfuge (Fig. 1a) entspricht; 2) der schräge Stoß (Fig. 2) und 3) der Stoß auf Gehrung (Fig. 3), welcher bei der Zusammensetzung von Bohlen unter einem Winkel der schrägen Stoßfuge (Fig. 3a) entspricht. II. Die Versatzung und zwar 1) die gerade Versatzung (Fig. 4); 2) die schräge Versatzung (Fig. 5), welche bei Verbindung längerer, zu verstärkender Balkenstücke der Verzahnung (Fig. 5 a) entspricht; 3) die gebrochene Versatzung (Fig. 6), welche bei Verbindung von Bohlen zu einer Spundwand der Keilspundung (Fig. 6a) entspricht. III. Das Blatt und zwar 1) das gerade Blatt (Fig. 7), welches bei Verbindung von Bohlen zu einem Fußboden der Überfälzung (Fig. 7a) entspricht; 2) das schräge Blatt (Fig. 8) und 3) das Hakenblatt, welches entweder a) ein gerades Hakenblatt (Fig. 9), das bei der Verstärkung von Balken der Verschränkung (Fig. 9a) entspricht, oder b) ein schräges Hakenblatt (Fig. 10) ist. IV. Der Zapfen und zwar 1) der Blattzapfen (Fig. 11), welcher bei Zusammensetzung von Bohlen der Verzapfung (Fig. 11a) entspricht; 2) der Schlitzzapfen (Fig. 12); 3) der Nutzapfen (Fig. 13), welchem bei der Verbindung von Bohlen zu einer Spundwand die quadratische Spundung (Fig. 13a) entspricht; 4) der Keilzapfen (Fig. 14), welcher in dem schwalbenschwanzförmig erweiterten Zapfenloch mittels kleiner, vorher lose eingesteckter Keile befestigt wird, dem bei der Verbindung von Bohlen in einer Ebene das Nuten auf den Grat (Fig. 14a) entspricht; 5) der Brustzapfen (Fig. 15); 6) der Schwalbenschwanzzapfen (Fig. 16), welcher in das erweiterte Zapfenloch eingeführt und dort vermittelst eines kleinen Brettstücks befestigt wird, dem bei Verbindung von Bohlen unter einem Winkel die Verzinkung (Fig. 16a) entspricht; 7) der Kreuzzapfen (Fig. 17), dem bei der Verlängerung von Pfählen, welche eine ruhende Last zu tragen haben, das Anschalten (Fig. 17a) entspricht. V. Der Kamm und zwar 1) der einfache Kamm (Fig. 18) und 2) der doppelte Kamm (Fig. 19), welchem bei der Verbindung von Bohlen in einer Ebene Nute und Feder (Fig. 18a und 19a) entspricht; 3) der schwalbenschwanzförmige Kamm (Fig. 20), welchem bei der Verbindung von Bohlen unter einem Winkel die verdeckte Verzinkung (Fig. 20a) entspricht; 4) der weißschwanzförmige Kamm (Fig. 21); 5) der Kreuzkamm (Fig. 22). Bei Anwendung der unter I, II, III, IV und V bezeichneten Verbindungsweise von Hölzern spricht man von einem Stoßen, Versatzen, Verblatten, Verzapfen und Verkämmen derselben. Die Verhältnisse der einzelnen Teile dieser Verbindungen zu der Stärke der zu verbindenden Hölzer haben sich in der Praxis allmählich festgestellt, und deren wichtigste sind in den Figuren angegeben.

Holzwaren, s. Holzgeräte.

Holzweibchen (Moosweibchen), nach dem alten Volksglauben eine Art Waldgeister, die einen Übergang zu den Elben und Zwergen bilden und besonders in den vogtländischen Sagen vorkommen. Sie gleichen öfters dreijährigen Kindern und verkehren freundlich mit den Menschen, geben ihnen Geschenke, helfen Heu machen und das Vieh füttern und setzen sich mit zu Tische, dürfen aber gezählte Sachen nicht nehmen und können den Kümmel nicht vertragen. Bei der Flachsernte läßt der Landmann drei Hände voll für die H. liegen. Der wilde Jäger stellt ihnen nach, wie er auch sonst in den Sagen ein Weib (ursprünglich die Sonnen-, resp. Wolkenfrau) verfolgt.

Holzwespen (Uroceridae Leach), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera), Tiere mit ungebrochenen, fadenförmigen, vielgliederigen Fühlern, kurzem Hinterrücken mit zwei stigmaförmigen Spaltöffnungen, vollständig geäderten Flügeln, einzelnem Enddorn an den Vorderschienen, sitzendem, langgestrecktem, walzenförmigem oder zusammengedrücktem Hinterleib, welcher in einen schon bei der Larve angedeuteten Afterdorn endigt, und an welchem die Rückenplatte des ersten Ringes gespalten, zweiklappig ist, und meist hervorstehendem Legebohrer, welcher aus zwei seitlichen Platten und einem gesägten, unterhalb rinnenartig ausgehöhlten Stilett besteht. Mit letzterm bohren die Weibchen Holz an, um ihre Eier hineinzulegen. Die ungefärbten Larven mit drei Beinpaaren brauchen lange Zeit zu ihrer Entwickelung. Die wenig artenreiche Familie ist hauptsächlich in Europa und Nordamerika vertreten. Die gemeine Holzwespe (Kiefernholzwespe, Sirex juvencus L., s. Tafel "Hautflügler") ist 2,5 cm lang, stahlblau, an den Beinen rotgelb, an den Flügeln gelb; das um die Hälfte kleinere Männchen hat einen breiten gelbbraunen Gürtel um den Hinterleib und dunkle Hinterbeine. Die Riesen- oder Fichtenholzwespe (S. gigas L.), 2,5-4 cm lang, mit gelbem Hinterleib, beim Männchen mit schwarzer Spitze, beim Weibchen mit schwarzem Gürtel; an Kopf und Thorax matt schwarz, an Backen, Fühlern, Beinen gelb. Beide Arten erscheinen nach Ende Juni, leben nur kurze Zeit und werden nur in Jahren, in welchen sie sehr häufig sind, leichter wahrgenommen; erstere legt ihr Ei besonders in Kiefern-, letztere in Fichtenstämme. Die Larven bohren geschlängelte, mit Spänen gefüllte Gänge von zuletzt 4 mm Durchmesser und leben bisweilen mehrere Jahre, so daß nicht selten aus verarbeitetem Nutzholz die Wespen ausschlüpfen. Diese nagen sehr kräftig und durchbohren selbst Bleiplatten. Die Halmwespe (Getreidehalmwespe, Cephus pygmaeus L.), 6,5 mm lang, glänzend schwarz, reichlich gelb gezeichnet, mit fast kugeligem Kopf und schwach keulenförmig nach vorn verdickten Fühlern, fliegt vom Mai ab und legt ihr Ei in einen der obersten Knoten des Roggen-, seltener des Weizenhalms; die Larve durchfrißt die Knoten und kriecht im Halm auf und ab, verspinnt sich zur Zeit der Ernte im untersten Teil des Halms, überwintert und verpuppt sich im Kokon 14 Tage vor dem Erscheinen der Wespe. Die von Halmwespen heimgesuchten Pflanzen entwickeln verkümmerte, bleiche, ganz oder zum Teil leere Ähren. Vgl. Hartig, Die Familien der Blattwespen und H. (Berl. 1837).

Holzwickede, Gemeinde im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Dortmund, zum Amt Aplerbeck gehörig, Knotenpunkt der Linien Schwelm-Soest und Ruhrort-H. der Preußischen Staatsbahn, hat