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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Homöopropheron - Homs.

sogar mit chirurgischen Abteilungen, was nur möglich ist unter der nahezu unbegrenzten Dehnbarkeit, welche dem Begriff der H. von ihren Anhängern im Lauf der Zeit errungen worden ist. Eine gute, kurze Anweisung zur praktischen Ausübung der H. vom neuern Standpunkt aus ist: Hirschel, Der homöopathische Arzneischatz in seiner Anwendung am Krankenbett (13. Aufl., Leipz. 1884); dann Clotar Müller, Homöopathischer Haus- und Familienarzt (11. Aufl., das. 1884); Hering, Homöopathischer Hausarzt (14. Aufl. Jena 1876); v. Gerhardt, Handbuch der H. (4. Aufl., Leipz. 1885). Vgl. ferner, was die Theorie der modernen H. anbetrifft: Hirschel, Grundriß der H. (2. Aufl., Dess. 1854); Derselbe, Die H. und ihre Bekenner, ein Mahnruf (2. Aufl., Dresd. 1863); Wislicenus, Entwickelung eines wahrhaft physiologischen Heilverfahrens (Leipz. 1860); Jahr, Die Lehren und Grundsätze der homöopathischen Heilkunst (Stuttg. 1857); Lutze, Lehrbuch der H. (Sondersh. 1847; 10. Aufl., Köth. 1882). Sehr viele gute homöopathische Arzneiprüfungen findet man in der "Österreichischen Zeitschrift für H.", herausgegeben vom Verein österreichischer homöopathischer Ärzte. In der gleichen Richtung werden die Monographien von Sorge über den Phosphor (Leipz. 1862), von Bahr über die Digitalis (das. 1859) u. a. gerühmt. Über die Vorkommnisse auf dem Gesamtgebiet der H. geben verschiedene Zeitschriften Auskunft, von welchen noch anzuführen sind: die "Allgemeine homöopathische Zeitung" (Leipz., seit 1832 erscheinend); die "Homöopathischen Monatsblätter" (11. Jahrg., Stuttg. 1886); "Populäre Zeitschrift für H." (Leipz., seit 1870) u. a. Für die ältere H. sind außer den oben angeführten besonders zu nennen: Stapf, Archiv für homöopathische Heilkunst (Leipz. 1822-48); Hartlaub, Annalen der homöopathischen Klinik (das. 1830-33). Über die Schriften Hahnemanns s. d. Vgl. Kleinert, Geschichte der H. (Leipz. 1862); Köppe, Die H. Hahnemanns und die der Neuzeit (Berl. 1880). Eine Kritik der H. auf geschichtlicher Grundlage gibt Rigler, Die H. und ihre Bedeutung für das öffentliche Wohl (Berl. 1882).

Homöopropheron (griech.), in der Rhetorik der fehlerhafte Gebrauch vieler mit demselben Buchstaben anfangender Wörter hintereinander, z. B. "O du, die du die Tugend liebst etc."

Homöoptoton (griech., "von gleichem Kasus"), Redefigur, beruhend aus der mehrfachen Wiederholung desselben Kasus in einer Periode.

Homöoteleuton (griech., "ähnlich endigend"), Klangübereinstimmung im Schluß zweier oder mehrerer Verse oder Redesätze, dem Reim entsprechend, kommt nicht selten im Ausgang der beiden Hälften des Pentameters vor.

Homöotherme Tiere, s. Tierische Wärme.

Homophon (griech., "gleichtönend") nennt man in der Musik (im Gegensatz zu polyphon) häufig die Setzweise, welche eine Stimme als Melodie hervortreten läßt, während die andern zur Rolle einfacher Begleiter herabgedrückt werden. Im Hinblick auf seine etymologische Bedeutung ist aber das Wort auf die antike und frühmittelalterliche, thatsächlich nur einstimmige oder in Oktaven sich bewegende Musik anwendbar, und die oben gekennzeichnete Setzweise wird daher besser die "begleitete" genannt. Helmholtz unterscheidet in seiner "Lehre von den Tonempfindungen" treffend die Perioden der homophonen, der polyphonen und der harmonischen Musik.

Homo proponit, sed Deus disponit (lat.), "der Mensch denkt, aber Gott lenkt" (Thomas a Kempis' "Imitatio Jesu Christi", I, 19, 2).

Homo sum, humani nihil a me alienum puto (lat.), "ich bin ein Mensch, ich halte nichts Menschliches mir für fremd", Ausspruch des alten Chremes in Terenz' "Heautontimorumenos" (I, 1, 25).

Homo trium litterarum (lat.), "ein Mensch von drei Buchstaben", d. h. ein Dieb (lat. fur).

Homousios (homusios) und homöusios (griech.), "gleich im Wesen" und "ähnlich im Wesen"; Homousia, Gleichheit, und Homöusia, Ähnlichkeit im Wesen; daher Homousiasten (oder Homousianer), die Anhänger der Lehre von der Gleichheit (Athanasianer) und Homöusiasten (oder Homöusianer), die Anhänger der Lehre von der Ähnlichkeit des Wesens Christi mit dem Gottes (Eusebianer). Vgl. Arianischer Streit.

Homozentrisch (griech.), ein gemeinsames Zentrum habend.

Hompesch, Ferdinand, Freiherr von, der letzte Großmeister des Johanniterordens, geb. 9. Nov. 1744 zu Düsseldorf, Sprößling des alten, jetzt gräflichen Geschlechts H. im Jülichschen, kam in seinem 12. Jahr als Page des Großmeisters nach Malta, ward Ordensritter, erhielt das Großkreuz und bekleidete 25 Jahre lang die Gesandtenstelle des Wiener Hofs bei seinem Orden. Durch den überwiegenden Einfluß Österreichs 1797 zum Großmeister gewählt, als der erste Deutsche, der diese Würde bekleidete, verweigerte er 10. Juni 1798 Bonaparte die Einfahrt in den Hafen von Malta und ließ seine Truppen unter die Waffen treten. Diese wurden jedoch durch die Franzosen geworfen, und letztere setzten sich in Besitz der ganzem Insel, beseitigten allenthalben das Ordenswappen und zwangen den Großmeister, unter dem Versprechen einer jährlichen Pension von 200,000 Livres mit den Rittern die Insel zu verlassen. H. begab sich nach Triest, von wo aus er feierlich gegen jene Besetzung protestierte. Seine Würde legte er in die Hände des Kaisers Paul von Rußland nieder, der ihm eine Pension aussetzte. Nach dem Tode des Zaren erhielt er von Frankreich eine Pension von 15,000 Livres und starb 1805 in Montpellier. - Sein Neffe Johann Wilhelm von H., Sohn des 1800 verstorbenen kurbayrischen Staats- und Konferenzministers Franz Karl von H., geb. 14. Sept. 1761, starb 9. Dez. 1809 als bayrischer Finanzminister. Er hatte sich in der kritischen Periode von 1806 an große Verdienste um sein Vaterland erworben.

Homran ("die Roten"; Einzahl: Homrani oder Homri), ein nomadisierender Araberstamm, welcher die Steppen zwischen dem obern Setit und obern Mareb im östlichsten Sudân und dem nordwestlichen Abessinien bewohnt. In ihrer sehr dunkeln Hautfarbe zeigen sie eine starke Beimischung von Rotbraun, daher ihr Name; ihr Haar frisieren sie in eigentümlicher Weise. Mit nur wenigen andern Stämmen stellen sie die berühmten Schwertjäger oder Agagir, welche mittels eines langen, geraden Schwerts mit Kreuzgriff bald zu Pferd, bald zu Fuß große Antilopen, Büffel, Giraffen, Elefanten und Nashörner erlegen. Ihre Nahrung besteht in Durramehlbrei (Lugmah), der bei festlichen Gelegenheiten mit Milch und Mulach (einer schleimigen, stark gewürzten Sauce) übergossen wird, in gebratenem Rind- und Kamelfleisch etc. Ihre Sprache ist die der Bedscha.

Homs (Höms), Stadt in Syrien, in fruchtbarer Ebene unweit des rechten Ufers des Nahr el Asi (Orontes), südlich von Hama, ein Hauptmarkt für die umwohnenden Stämme, mit Seidenweberei, Produktion von Goldwaren, Baumwolle, Sesam, Öl etc. und gegen 20,000 Einw. (darunter 7000 Christen).