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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Huescar; Huet

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Huescar - Huet.

guera Ribagorzana, dann die direkten Zuflüsse des Ebro: Gallego und Aragon, die bedeutendsten sind. Die Bevölkerung belief sich 1878 auf 252,239 Seelen (1884 auf 261,000 geschätzt) und ist mit noch nicht 17 auf das Quadratkilometer eine sehr spärliche. Der Boden, welcher in den Flußthälern sehr fruchtbar ist, wird nicht genügend angebaut, liefert aber doch Getreide, Obst, Gartenfrüchte, Gemüse über den Bedarf der Bevölkerung, im S. auch Wein und Öl. Auch die Viehzucht, namentlich die Zucht von Schafen und Rindern, ist bedeutend. Das Gebirgsland enthält reiche Waldungen, welche viel Holz für die Ausfuhr liefern, Mineralquellen und Erzgänge; doch sind letztere wenig ausgebeutet. Die Industrie liegt fast ganz danieder. An Verkehrswegen leidet die Provinz Mangel; der hauptsächlichste ist die Eisenbahn Barcelona-Saragossa, welche Flügel nach der Provinzialhauptstadt und nach Barbastro entsendet. Über die Pyrenäen führt nur ein praktikabler Weg, über den Puerto de Canfranc (1530 m hoch) nach Frankreich. Die Provinz umfaßt acht Gerichtsbezirke (darunter Barbastro und Jaca). - Die gleichnamige altertümliche Hauptstadt liegt an der Isuela, in einer fruchtbaren Ebene (La Haya de H.), hat in der San Pedrokirche eins der ältesten romanischen Bauwerke Spaniens und einen gotischen Dom aus dem 15. Jahrh., mit prächtigem Hauptaltar, ein altes Rathaus, einen ehemaligen Palast der Könige von Aragonien, ein Priesterseminar, 2 Colegios, ein Theater, einen Zirkus für Stiergefechte und (1878) 11,416 Einw. Die 1354 hier gegründete Universität wurde in neuerer Zeit aufgehoben. H. ist Sitz eines Gouverneurs und eines Bischofs. - Es ist das Osca der Römer, wo 72 v. Chr. Sertorius ermordet wurde. Seit 713 im Besitz der Araber, kam die Stadt 1098 wieder unter christliche Gewalt und wurde Residenz ihres Befreiers Pedro I.

Huescar (spr. ueskar), Bezirksstadt in der span. Provinz Granada, liegt 930 m ü. M., am Fluß Guardal, zwischen den waldigen Vorbergen der Sierra de la Sagra und ist ein wohlhabender Ort mit Tuch-, Leinwand-, Tischzeug- und Wolldeckenweberei und (1878) 7760 Einw. Unfern von H. entspringt die wasserreiche warme Quelle Fuencaliente. Der Kanal von H., welcher, in großem Stil projektiert, die Gewässer der Umgebung über Lorca nach Murcia und Cartagena leiten sollte, ist unvollendet geblieben und dient bei 28 km Länge nur als Bewässerungskanal des Flusses Guardal.

Huet (spr. [h]üétt), 1) (Huetius) Daniel, berühmter franz. Gelehrter, geb. 8. Febr. 1630 zu Caen, erhielt seine Bildung bei den Jesuiten, ging 1652 mit seinem Lehrer Bochart an den Hof der Königin Christine von Schweden, lebte dann in seiner Vaterstadt in gelehrter Muße und gründete dort 1662 eine Akademie der Wissenschaften. 1670 mit Bossuet zum Lehrer des Dauphins ernannt, leitete er mit diesem die Bearbeitung der alten Klassiker "in usum Delphini" und wurde 1674 Mitglied der Akademie. 1676 nahm er die priesterlichen Weihen, erhielt 1678 die Cistercienserabtei Aulnay in der Normandie, wurde 1685 zum Bischof von Soissons ernannt, aber vom Papst nicht bestätigt, erhielt dafür 1689 das Bistum von Avranches in der Normandie und übernahm es 1692, vertauschte es jedoch 1699 mit der Abtei Fontenay bei Caen. 1701 zog er sich in das Profeßhaus der Jesuiten zu Paris zurück, um sich ganz den Studien zu widmen, und starb dort 26. Jan. 1721. H. hat sich als Philolog, Theolog, Philosoph und Dichter einen Namen gemacht. In ersterer Beziehung nennen wir die Schriften: "De optimo genere interpretandi" (Par. 1661, 2 Bde.); "Commentaria Origenis" (Rouen 1668, 2 Bde.); "Histoire du commerce et de la Navigation des anciens" (Par. 1716; 2. Aufl., Lyon 1763). In seinen theologisch-philosophischen Schriften will er die Wahrheit der christlichen Offenbarungslehre gegen die Philosophie beweisen, indem er als supernaturalistischer Skeptiker zeigt, daß die Vernunft allein nie zur Wahrheit gelangen könne. Hierher gehören: "Demonstrativ evangelica" (Par. 1679 u. öfter); "Censura philosophiae Cartesianae" (das. 1689 u. 1694); "Alnetanae quaestiones de concordia rationis et fidei" (Caen 1690); "Mémoires pour servir à l'histoire du Cartésianisme" (Par. 1692 u. öfter); "Dissertations sur diverses matières de religion et de philosophie" (das. 1712, 2 Bde.); "Traité philosophique de la faiblesse de l'esprit" (Amsterd. 1723). Seine "Carmina latina et graeca" wurden 1664 ohne sein Wissen in Utrecht veröffentlicht (vollständiger Par. 1709 und 1729). Außerdem erwähnen wir: "Sur l'origine des romans" (Par. 1670 u. öfter); "De la situation du paradis terrestre" (das. 1691); "Origines de Caen" (das. 1702, Rouen 1706) und den Roman "Diane de Castro" (Par. 1728). Olivet veröffentlichte nach seinem Tod noch: "Huetiana, ou pensées diverses de H." (Par. 1722). Sein Leben beschrieb er selbst in "Hueti commentarius de rebus ad eum pertinentibus" (Gravenhag 1713, Amsterd. 1718, Leipz. 1719; franz. von Nisard: "Mémoires de D. H.", Par. 1853). "Lettres inédites" gab Henry (1879) heraus. Vgl. Bartholmèß, H., évêque d'Avranches (Par. 1850); Barach, H. als Philosoph (Wien 1862).

2) Conrad Busken, holländ. Schriftsteller und Kritiker, geb. 28. Dez. 1826 im Haag, wirkte als Prediger in Haarlem, legte aber infolge von Verwickelungen, in welche ihn seine freisinnige Richtung brachte, seine Stelle nieder und widmete sich ganz der Litteratur. Bereits hatte er sich als Kritiker auf theologischem Gebiet durch seine "Brieven over den bybel" und "Polemische fragmenten" wie als Novellist durch "Groen en ryp" und "Overdrukjes" bekannt gemacht; jetzt trat er in der Zeitschrift "De Gids" auch als litterarischer Kritiker auf, der alles Mittelmäßige und Anspruchsvolle in der Litteratur schonungslos geißelte. Seine größtenteils meisterhaften Aufsätze dieser Art sind unter den Titeln: "Litterarische fantasien en kritieken" (Haarl. 1868 bis 1887, 23 Bde.) und "Nederlandsche belletrie" (das. 1857-76, 3 Bde.) gesammelt erschienen. Außer Schilderungen seiner Reisen in Italien, Frankreich und Belgien und kunstgeschichtlichen Schriften, wie "Het land van Rubens" (2. Aufl., Amsterd. 1881), "Het land van Rembrand" (Haarl. 1883; deutsch von Mohr, Leipz. 1886), veröffentlichte er den Roman "Lidewijde" (1868; deutsch von Glaser, Braunschw. 1874). Nach einem Aufenthalt in Batavia, wo er die Zeitung "Java-bode" redigierte, nahm er seinen Aufenthalt in Paris, wo er im Mai 1886 starb.

3) Paul, franz. Maler, Zeichner und Radierer, geb. 1804, trat in das Atelier von Gros ein, widmete sich aber der Landschaftsmalerei, welcher er seit ca. 1830 im Anschluß an Delacroix und die Romantiker eine neue Richtung gab. An der Hand unmittelbaren Naturstudiums begründete er in Frankreich die poetische Stimmungslandschaft im Gegensatz zur klassischen Richtung, weshalb er auch seine Motive fast nur Frankreich und Holland entnahm. Er studierte meist in der Umgebung von St.-Cloud, machte aber auch Studienreisen nach der Normandie, der Bre-^[folgende Seite]