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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hunt

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Hunt.

Zeit der Römer führte vom Rhein her eine Straße über das Gebirge nach Trier. Gegenwärtig wird es auf allen Seiten von Eisenbahnlinien eingeschlossen. S. Karte "Rheinprovinz".

Hunt (spr. hönnt), 1) James Henry Leigh, engl. Schriftsteller, geb. 19. Okt. 1784 zu Southgate bei London, ließ schon als Schüler der Christhospitalschule zu London mehrere "Essays and juvenile poems" im "Juvenile Preceptor" drucken, arbeitete hierauf längere Zeit bei einem Attorney und erhielt sodann eine Staatsanstellung, die er aber wieder aufgab, um sich vorzugsweise der theatralischen Kritik zu widmen. Aus dieser Zeit stammen seine vortrefflichen Essays über Theater und dramatische Kunst, die 1807 unter dem Titel: "Critical essays on the performances of the London theatres" gesammelt erschienen. Schonungslos in Besprechung kirchlicher und politischer Verhältnisse und Personen, z. B. in den Pamphleten: "On the folly and danger of methodism" (1809) und "The reformist's reply to an article on the state of parties in the Edinburgh Review" (1809), wußte er den Radikalismus am geistreichsten in die Londoner Journalistik einzuführen, besonders in dem von ihm gemeinschaftlich mit seinem Bruder John 1808 gegründeten und im radikal-whiggistischen Geist geschriebenen "Examiner". Wegen eines Libells auf den Prinz-Regenten, nachherigen König Georg IV., wurde er zu zweijähriger Einkerkerung verurteilt, wofür er sich durch seinen "Report of an information, filed ex officio by the Attorney general with observations" rächte. Später sich ausschließlich der Poesie zuwendend, gründete er durch das echt romantische Gedicht "The story of Rimini" (1816) seinen Ruf als Dichter; andre Poesien, wie "Foliage", "The feast of the poets", folgten nach. Im J. 1822 gab er mit Lord Byron in Italien die extrem liberale Zeitschrift "The Liberal" heraus, die indessen kein Glück machte; desto größeres Aufsehen erregte er später mit dem Buch "Lord Byron and some of his contemporaries" (1828). Noch sind zu erwähnen das Drama "A legend of Florence" (1840) und das erzählende Gedicht "The Palfrey, a love-story of old times" (1842), worin die üppige Einbildungskraft, ungewöhnliche Sprachgewandtheit und pittoreske Darstellungsgabe des Verfassers glänzend hervortreten. Außerdem gab er heraus: "Classic tales" (1833, 5 Bde.); das komische Gedicht "Captain Sword and Captain Pen" (1835); die Romane: "Sir Ralph Esher" (1832) und "Imagination and fancy" (1845); "Men, women and books" (1847, 2 Bde.; neue Ausg. 1870); "The town" (1848); "Autobiography and reminiscences" (1850, 3 Bde.; neue Ausg. 1861); "The fourth estate", eine Geschichte der englischen Presse (1852); "The religion of the heart", Darlegung seiner Ansichten über natürliche Religion (1853); "Notices of Wycherley, Congreve, Vanbrugh and Farquhar" (1855). "The old Court Suburb", Beschreibung der Londoner Vorstadt Kensington (1855, 2 Bde.), u. a. Er übersetzte auch Tassos "Aminta" und erwarb sich durch seine treffliche Modernisierung Chaucers ein großes Verdienst. H. starb 28. Aug. 1859 in Putney. Eine Gesamtausgabe seiner "Poetical works" erschien London 1875. Sein Sohn Thornton H. gab 1862 die "Correspondence" des Vaters heraus.

2) William, engl. Maler, geb. 28. März 1790 zu London, trat 1808 in die Londoner Akademie, nachdem er bei J. ^[John] Varley Unterricht genossen hatte, und stellte anfangs Ölgemälde, seit 1814 aber meist Aquarelle aus. 1827 wurde er Mitglied der Water-Colour Society. Seine Fruchtbarkeit war sehr groß. Oft sah man 20-30 Werke zugleich von ihm ausgestellt: Interieurs, Genrebilder, Stillleben, Porträte. Im Anfang seiner Laufbahn noch unsicher im Aquarell, entwickelte er sein Talent zu glänzender Höhe und wurde allen Gattungen, die er behandelte, mit großer Naturwahrheit gerecht. Von Jugend auf kränklich, lebte er viel zu Hastings und starb 10. Febr. 1864 in London.

3) George Ward, brit. Staatsmann, geb. 30. Juli 1825 zu Buckhouse, studierte in Oxford, ward 1851 Barrister sowie, nachdem er sich verschiedene Male vergeblich um einen Parlamentssitz beworben hatte, 1857 Mitglied des Unterhauses für Northampton. Er schloß sich der konservativen Partei an, zeichnete sich durch Fleiß und Eifer aus und machte sich namentlich durch die Energie bemerklich, mit der er ein den ländlichen Interessen günstiges Viehseuchegesetz gegen den Regierungsentwurf durchbrachte. Er wurde 1866 Sekretär des Schatzamtes unter Lord Derby und stieg im Februar 1868 zum Kanzler des Schatzamtes (Finanzminister) auf, welches Amt er aber beim Rücktritt des konservativen Kabinetts im Dezember d. J. niederlegte. Im Kabinett Disraeli übernahm er im Februar 1874 den Posten des ersten Lords der Admiralität, machte sich aber durch einen die energische Verfolgung des Sklavenhandels verhindernden Erlaß sehr unpopulär. Er starb 29. Juli 1877 im Bad Homburg. Vgl. "Political portraits", S. 226 ff. (Lond. 1873).

4) William Holman, engl. Maler, geb. 1827 zu London, erhielt seine Ausbildung in der dortigen königlichen Akademie, wo er mit seinen Bildern zuerst 1846 auftrat. Er gehört zu den sogen. Präraffaeliten der englischen Schule, welche den altertümlichen strengen Stil der italienischen Maler des 15. Jahrh. zu beleben suchen. Sein Hauptbild in dieser Richtung ist: das Licht der Welt (Christus im Tempel lehrend), das bei seinem Erscheinen (1855) großes Aufsehen erregte. Es wurde für 5000 Pfd. Sterl. verkauft. Von geistig geringerer Bedeutung, aber zum Teil technisch vollendeter sind sein (schon 1851 entstandener) Valentin, der die Sylvia aus den Händen des Proteus befreit (nach Shakespeares "Zwei Edelleute von Verona"), das Erwachen des Gewissens (1855), der Sündenbock und der Schatten des Todes (1873). Neben der Ölmalerei beschäftigt er sich viel mit dem Aquarell und malt in dieser Technik manche durch Lichteffekte hervorragende Ansichten aus dem südlichen Europa oder auch, da er sich in Jerusalem niedergelassen hat, aus dem Orient.

5) John, engl. Geistlicher und Schriftsteller, geb. 1827 zu Perth in Schottland, absolvierte auf der dortigen Universität seine Studien, ging dann von der presbyterianischen Kirche zur englischen Staatskirche über und lebt jetzt als Pfarrer zu Otford bei Seven Oaks. Er veröffentlichte einen Band Übersetzungen von Luthers geistlichen Liedern (1847), Gedichte von Goethe, Schiller, Bürger (1861), einen "Essay on pantheism" (1866), welcher in Rom auf den Index gesetzt wurde, sowie eine Reihe von theologischen Schriften ("Religious thought in England", 2. Aufl. 1884, 3 Bde.; "Contemporary essays", 1873; "Pantheism and christianity", 1884), beteiligte sich eifrig an der altkatholischen Bewegung und übertrug die Arbeiten von Döllinger, Reinkens und v. Schulte ins Englische. - Seine Gattin Eliza Meadows Sheppard, geb. 1845, nahm an den Bestrebungen ihres Gemahls zu gunsten der altkatholischen Bewegung thätigen Anteil und machte sich auch als