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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Idrialit - Idyll.

Fluß I. (Idriza), der vom Tarnovaner Wald kommt, dann nach der Grafschaft Görz übertritt und unterhalb Tolmein in den Isonzo mündet. Die Stadt hat ein Bezirksgericht, eine Bergdirektion, die im Schloß (sogen. Gewerkenburg) ihren Sitz hat, eine Gewerkschule, ein Theater, großartige Quecksilberbergwerke und Hüttenwerke, eine Zinnoberfabrik, außerdem Spitzenklöppelei, bei welcher etwa 1000 Personen weiblichen Geschlechts, größtenteils aus den Familien der Berg- und Hüttenarbeiter, Beschäftigung finden, und wofür seit 1876 eine Fachschule besteht, und (1880) 4284 Einw. Seinen Weltruf verdankt I. dem Quecksilberbergwerk, welches, 1497 entdeckt, seit 1580 durch den Staat betrieben wird. Das Hangende der Lagerstätte besteht aus Thonschiefer der Steinkohlenformation, in welchem das Quecksilber gediegen vorkommt, die Lagerstätte selbst aus Kalk und bituminösem Schiefer der Triasformation, wo sich das Metall gemengt, am reichsten als Zinnobererz, vorfindet. Als besondere Merkwürdigkeit des Bergwerks kann die große Ergiebigkeit in dem verhältnismäßig kleinen Revier bezeichnet werden. Jährlich werden 45-50 Mill. kg Erz zu Tage gefördert und in dem nordöstlich von I. gelegenen, am rechten Idrizaufer konzentrierten Hüttenwerk zu Metall verarbeitet. Den Brennstoff liefert ein eignes Waldamt, welches über Forsten mit einem Areal von 7500 Hektar verfügt. Die Arbeiterzahl beträgt bei dem Berg- und Hüttenwerk und der Zinnoberfabrik 1300; die Produktion belief sich 1885 auf 4700 metr. Ztr. Quecksilber und 400 metr. Ztr. Zinnober. Vgl. "Das k. k. Quecksilberamt zu I." (hrsg. von der Bergdirektion zu I., Wien 1881).

Idrialit (Branderz, Quecksilberbranderz), Mineral aus der Ordnung der Harze, findet sich derb, grau- bis bräunlichschwarz, fettglänzend, undurchsichtig, etwas fettig anzufühlen, Härte 1-1,5, spez. Gew. 1,4-1,6, brennt unter Entwickelung von schwefliger Säure und besteht aus einem Kohlenwasserstoff, Idrialin C21H12 ^[C<sub>21</sub>H<sub>12</sub>] (der durch Benzol ausgezogen werden kann und in farblosen Blättchen kristallisiert), gemengt mit Zinnober und etwas Kieselsäure, Thonerde, Eisenkies, Kalk. Er wird in Idria auf Quecksilber verarbeitet.

Idrisi, arab. Geograph, s. Edrisi.

Idrisöl, s. Grasöl.

Idris Yaghi, s. Geraniumöl.

Idrosee (Lago d'Idro), Alpensee in der ital. Provinz Brescia, vom Chiese durchflossen, 10 km lang, bis 2 km breit, sehr fischreich.

Idschma (arab., "Sammlung"), die Glaubensansichten der ersten Nachfolger und unmittelbaren Schüler Mohammeds, eine der vier Quellen der mohammedanischen religiösen Gesetzgebung.

Idstedt, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Schleswig, mit 400 Einw., bekannt durch die Schlacht 24. und 25. Juli 1850. Als nach dem Frieden von Berlin (2. Juli 1850) Preußen die Schleswig-Holsteiner preisgab und den General Bonin zurückrief, vertraute die Statthalterschaft der Herzogtümer den Oberbefehl über die schleswig-holsteinischen Truppen dem General Willisen an. Die Dänen rückten nach dem Abzug der Preußen von Jütland und Alsen aus in Schleswig ein und trafen zwischen Flensburg und Schleswig bei I. auf Willisen, der von Süden aus vorgedrungen war. Nach einem Vorgefecht 24. Juli begann die Schlacht am folgenden Tag. Die Dänen unter General Krogh hatten eine Stärke von 37,000, die Schleswig-Holsteiner von 26,000 Mann. Trotz dieser Minderzahl waren die letztern bis zur Mittagsstunde im Vorteil; im entscheidenden Augenblick aber fehlte es Willisen an richtiger Einsicht und Entschlossenheit, die Dänen blieben schließlich Sieger und gewannen das Land bis zur Eider.

Idstein, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis, am Wörs- und Wolfsbach und an der Linie Frankfurt a. M.-Limburg der Hessischen Ludwigsbahn, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, erstere mit Wandmalereien von Imrath und Sandrart, ein Amtsgericht, eine Realschule, Saffianlederfabrikation und (1885) 2358 meist evang. Einwohner. I. ist altnassauisches Besitztum.

Idumäa, Land, s. Edom.

Idumäische Dynastie, das Haus der Herodianer (s. Herodes), weil dasselbe von dem Idumäer (Edomiter) Antipatros oder Antipas, dem Freund und Ratgeber des Johannes Hyrkanos, der von Pompejus zum Statthalter über ganz Judäa eingesetzt ward, abstammte.

Idun (fälschlich Iduna), in der nord. Mythologie eine Asin, Gattin Bragis, war die Aufbewahrerin jener Äpfel, von denen die Götter genossen, um sich zu verjüngen. Loki, vom Riesen Thiassi festgezaubert, versprach diesem für seine Freilassung, ihm I. mit ihren Äpfeln auszuliefern, lockte die Asin in einen Wald, und Thiassi, in Gestalt eines Adlers, bemächtigte sich ihrer und entführte sie nach seinem Palast in Jötunheim. Seitdem wurden die Asen grauhaarig und alt; sie ergriffen Loki und drohten, ihn umzubringen, wofern er I. nicht wieder den Händen des Riesen entrisse. Da flog Loki mit dem Falkengewand der Freyja nach Jötunheim, und da er den Riesen nicht daheim fand, verwandelte er I. in eine Nuß und flog mit ihr davon. Thiassi, als er das Geschehene wahrnahm, verfolgte als Adler den Falken; die Asen aber warfen ihm brennende Hobelspäne entgegen, so daß er bald nicht weiterfliegen konnte, und schlugen ihn tot. Mannhardt, Schwartz und Rochholtz fassen die (goldenen) Äpfel als die himmlischen Gestirne, namentlich die Sonne. Danach wäre die Entführung der I. mit ihren Äpfeln eine der öfters wiederkehrenden Gewittermythen, denen zufolge die Sturmesriesen im Unwetter die Sonne etc. rauben. Der Falke kommt oft in derartigen Mythen vor.

Idus, bei den alten Römern der 13. oder 15. Tag des Monats (s. Kalender); er war dem Jupiter heilig.

Idus, Fisch, s. Aland.

Idyll (griech. Eidyllion, "kleines Bild", gewöhnlich Idylle, auch Ekloge, Hirten- oder bukolisches Gedicht genannt), in der Poetik die dichterische Darstellung eines heitern und glücklichen Gemütszustandes als eines unmittelbar gegenwärtigen. Durch letztern Umstand unterscheidet sich das I. von der Elegie (s. d.), welche zwar auch ein Glück, aber als entschwundenes schildert. Das I. kann sowohl in lyrischer als in epischer oder dramatischer Form auftreten, je nachdem der Dichter sein eignes oder fremdes Glück beschreibt, oder das letztere durch die Glücklichen selbst beschreiben läßt. M. Claudius' bekanntes "Ich bin vergnügt, im Siegeston verkünd' es mein Gedicht" ist ein lyrisches, Voß' "Luise" ein episches, Theokrits und Vergils Hirtengedichte sind dramatische Idylle. Der Name Hirten-, Schäfer- oder bukolisches Gedicht kommt daher, weil höfischen Zeitaltern und höfischen Dichtern, wie es das Augusteische und Vergil waren, das "Hirtenleben" für das vorzugsweise glückliche