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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Indianapolis; Indianer

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Indianapolis - Indianer.

verschiedene Kanäle, unter denen der 600 km lange Wabash- und Eriekanal, welcher den Eriesee mit dem Ohio verbindet, der bedeutendste ist. Die Konstitution ist im wesentlichen noch die vom Jahr 1851. Jeder männliche Einwohner des Staats vom 21. Jahr an hat Stimmrecht, wenn er ein Jahr in den Vereinigten Staaten und die der Wahl vorhergehenden sechs Monate im Staat verlebt hat. Den Negern wurde 1869 durch ein Rumpfparlament das Stimmrecht verliehen. Die ausübende Gewalt ruht in den Händen eines Governors, der ebenso wie sein Vertreter, der Lieutenant-Governor, auf vier Jahre von sämtlichen Stimmberechtigten gewählt wird, während die andern hohen Staatsbeamten (Staatssekretär, Auditeur, Schatzmeister und Staatsanwalt) nur zwei Jahre im Dienst bleiben. Die gesetzgebende Gewalt wird von der General Assembly (50 Senatoren, 100 Repräsentanten) ausgeübt, deren Mitglieder auf vier, bez. zwei Jahre gewählt werden. Die Richter werden für sechs Jahre vom Volk gewählt. Die Finanzen des Staats befinden sich jetzt in geordneten Zuständen. Die Einnahmen des Staatsschatzes erreichten 1884 die Höhe von 3,621,388 Doll., und vom Staat und den Lokalbehörden wurden Steuern im Betrag von 13,391,976 Doll. erhoben. Die Staatsschuld (1850 noch 13 Mill. Doll.) war 1884 auf 4,876,608 Doll. gefallen, wird aber nur mit 2½ und 5 Proz. verzinst. Die öffentlichen Anstalten des Staats sind: ein Irrenhaus, eine Anstalt für Geistesschwache, eine Blinden- und eine Taubstummenanstalt, eine Besserungsanstalt, ein Asyl für gefallene Frauenzimmer und 2 Zuchthäuser. Hauptstadt ist Indianapolis. - Der Name des Staats rührt von den ehemals dieses Land bewohnenden zahlreichen Indianerstämmen her. I. war ein Teil des großen Ohiolandes und hatte bereits einzelne französische Pflanzer aus Kanada, als es 1783 unter den Schutz der Union kam. Diese erwarb 1795 von den Indianern das Land am Wabash, das bis 1811 teils durch Ankauf, teils durch Eroberung erweitert wurde. 1805 wurde Michigan, 1809 Illinois von I. abgetrennt und letzteres 1816 als Staat in die Union aufgenommen.

Indianapolis, Hauptstadt des nordamerikan. Staats Indiana, in fruchtbarer Ebene am West Fork des White River, Ausgangspunkt von zwölf Eisenbahnen, mit großem Zentralbahnhof (Union Depot), hat über 50 Kirchen, eine Universität (Christian University), vorzügliche Schulen, eine Musikakademie, ein neues Staatenhaus, Irren-, Blinden- und Taubstummenanstalten, Staatsbibliothek von 12,500 Bänden etc., ein Arsenal der Vereinigten Staaten, lebhafte Industrie, welche durch die Nähe ergiebiger Kohlengruben gefördert wird, Handel mit Landesprodukten und Schweinen (1884-85 wurden 406,038 Stück eingepökelt) und (1880) 75,056 Einw.

Indianer, allgemeine Bezeichnung der Ureinwohner Amerikas (mit Ausnahme der Eskimo), rührt von den spanischen Entdeckern her, welche die Neue Welt anfangs für einen Teil Indiens ansahen und demgemäß die Eingebornen benannten. Vom Standpunkt der einheimischen Kultur zerfallen die I. in zwei Abteilungen. Die eine umfaßt die beiden Kulturvölker der Mexikaner und Peruaner, an welche sich die Völker Zentralamerikas einerseits und die Völker Kolumbiens anderseits anschließen, die andre dagegen die übrigen Stämme Nord- u. Südamerikas. Sie alle zeigen Eine Physiognomie, deren Abweichungen sich in der Regel aus lokalen Ursachen erklären lassen. (Vgl. Amerika, S. 475, u. die dort gegebene Tafel "Amerikanische Völker".) Auch die Grundzüge ihres Charakters sind dieselben; durch ihre Verschlossenheit und ihren Ernst unterscheiden sie sich bestimmt von andern Rassen und erinnern vielfach an die Malaien. Den Schmerz ertragen sie mit einer ans Wunderbare grenzenden Selbstüberwindung, dabei ist aber der Grundzug ihres Temperaments cholerisch, und mit Lebhaftigkeit und Leidenschaftlichkeit geben sie sich Affekten (Liebe, Spielwut) hin. Der I. ist tapfer, listig und grausam und genießt, gleich dem Maori, auch von dem Fleisch des getöteten Feindes. In seinem Benehmen gegen andre gemessen und höflich, ist er durch Vernachlässigung von Formen leicht beleidigt und verfehlt nicht, wenn sich die Gelegenheit bietet, sich dafür schwer zu rächen. Diese Charakterzüge finden sich ganz besonders scharf ausgeprägt bei den nordamerikanischen Völkern, den sogen. Rothäuten, auf welche wir hier allein eingehen, während wir für die übrigen oben genannten Völker auf die betreffenden Länder und Stichwörter verweisen. Die nordamerikanischen Jägervölker zerfallen in eine Menge sprachlich getrennter Stämme, die jedoch auf Buschmanns linguistische Forschungen hin von Waitz und selbständig von Friedrich Müller in eine Anzahl von Gruppen vereinigt wurden. Solcher Gruppen lassen sich sieben unterscheiden: Kenai und Athabasken, Algonkin, Irokesen, Dakota, Pani und Appalachen. Die sprachlich miteinander verwandten Kenai und Athabasken hatten ihre Wohnsitze östlich von den Eskimo und andern Völkern der Beringsstraße; die erstern wohnten hauptsächlich am Jukonstrom, während die Athabasken in zwei nach ihren Wohnsitzen und ihren Charakteranlagen scharf geschiedene Gruppen zerfallen. Die eine wohnt, etwa 32,000 Köpfe stark, zwischen dem Stillen Ozean und der Hudsonbai in Alaska und Britisch-Amerika und begreift eine große Zahl von Stämmen (Tinneh, Takkali, Strongbows, Hundsrippen, Gelbmesser, Biber, Hasen u. a.), alle durch ihren friedlichen Charakter von den ehedem sehr wilden und räuberischen Horden des Südens verschieden. Diese letztern bewohnen, 17,000 Köpfe stark, das große Gebiet an der nördlichen Grenze von Mexiko zwischen den Golfen von Kalifornien und Texas, doch haben die Navajo und selbst die gefürchteten räuberischen Apatschen bereits ziemliche Fortschritte in der Zivilisation gemacht; auch die Lipani sind ruhiger geworden. Vom Felsengebirge an im Quellgebiet des Missouri bis zum Atlantischen Meer, besonders aber in den nördlichen Staaten der Union saßen zur Zeit der Entdeckung Amerikas die Algonkin, die zweite Hauptgruppe. Der äußerste Westen ihres Gebiets wird von den Blackfeet (Schwarzfüßen) eingenommen, die Gestade um den Obern See von den Odschibwä, die Räume südlich und westlich von der Hudsonbai von den Knistino oder Kri. Östlich vom Mississippi gehörten zu den Algonkin die Leni-Lenape, welche den Fünfvölkerbund der Delawaren bildeten, der auch die Mohikaner mit einschloß. Ihrer Sprache verdankt die Länderkunde Namen wie Massachusetts, Connecticut, Alleghany, Savannah, Mississippi. Andre bekannte algonkinische Horden sind die Abenaki, Penobscot, Passamaquoddi, Mikmak, Schawnoes, Illinois, Sawki, Kri, Odschibwä, Ottawa u. a. Inselartig wurde von den Algonkin eine dritte Gruppe, die Irokesen Kanadas, eingeschlossen. Um das Jahr 1700 bildeten die Horden der Seneca, Cajuga, Onondago, Oneida und Mohawk den Fünfvölkerbund, dem 1712 als sechstes Glied die Tuscarora beitraten. Sprachlich verschwistert waren ihnen auch die Huronen und Wyandot, die aber gleichwohl mit dem Iro-^[folgende Seite]