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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Indische Vogelnester; Indischgelb; Indischrot; Indiskret; Indiskutabel; Indisponibel; Indisputabel; Indiszipliniert; Indium

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Indische Vogelnester - Indium.

Jahrhunderts eine vollständige Umwälzung aller bis dahin geltenden Theorien über Sprachverwandtschaft verursachte und die Entdeckung des indogermanischen Sprachstammes, weiterhin die Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft veranlaßte. Nicht minder wichtig ist aber das Sanskrit als Mutter der sämtlichen jüngern indogermanischen Volkssprachen Indiens. Wie früh es aufhörte, Volkssprache zu sein, läßt sich nicht näher bestimmen; doch finden wir schon im 3. Jahrh. v. Chr. einen Dialekt, der vom Sanskrit ebenso stark abweicht wie das Italienische vom Latein, auf den Felseninschriften des buddhistischen Königs Acoka von Mâgadha. Ebenfalls wesentlich vom Sanskrit verschieden und viel ärmer an Formen und abgeschliffen in seinem Lautsystem ist das Pâli (s. d.), die heilige Sprache des Buddhismus auf Ceylon und in Hinterindien; noch jünger endlich sind die besonders aus den indischen Dramen bekannten Prâkritsprachen. Durch stärkere oder geringere Vermischung mit den Sprachen der verschiedenen Eroberer Indiens, d. h. mit dem Arabischen, Persischen, Mongolischen und Türkischen, teilweise auch durch Einwirkung der drawidischen Idiome und durch mehr oder minder weit gehende Abschleifung der alten Formen sind aus diesen Volksdialekten die nachstehenden modernen Sprachen hervorgegangen, die alle nach der Gegend ihres Vorkommens benannt sind und hier in der Richtung von O. nach W. aufgezählt werden sollen: das Assami in Assam, bei den höhern Klassen teilweise durch das Bengali verdrängt; das Bengali und Bihari in Bengalen und Bihar; das Hindi und Hindostani (Urdu) im ganzen mittlern Teil von Nordindien, am mittlern und obern Lauf des Ganges bis über Simla hinaus, in Bandelkhand, Malwa und der Radschputana (es ist zugleich die Verkehrssprache der Gebildeten in ganz Indien); das Uriya (Oriya), südwestlich vom Bengali, an der Küste bis Gandscham; das Marathi im Marathenland im westlichen Dekhan, das an der Küste in das Konkani übergeht; das Gudscharati, nordwestlich vom vorigen, am untern Lauf der Narbuda ^[richtig: Narbada bzw. Narbudda] und auf der Halbinsel Gudscharat; das Katschi, noch weiter nordwestlich, auf der Halbinsel Katsch; das Sindhi in Sind, d. h. am untern Lauf des Indus; das Pandschabi, nordöstlich davon und nordwestlich vom Hindi, im Pandschab; nordöstlich davon das Kaschmiri (Dogra) in Kaschmir; das Puschtu oder Afghanische westlich vom Indus und in Afghanistan. Weit nach N. vorgeschobene Vorposten der indischen Sprachfamilie sind: das Nepali in Nepal, die Sprache der Kafir (Sijaposch) im Hindukusch, dann die Sprachen von Dardistan im westlichen Himalaja, das Gilgiti, Astori, Kaláscha und Arnjia. Endlich gehört auch die Sprache der Zigeuner zu der indischen Klasse; sie enthält zwar Brocken aus den Sprachen beinahe aller Völker, mit denen die Zigeuner auf ihren Wanderungen in Berührung kamen, z. B. aus dem Armenischen, Slawischen, Deutschen etc., ist aber ihrem Grundstock nach indisch und scheint (nach Miklosich) am genauesten mit den eben erwähnten nordwestlichsten Sprachen der indischen Familie zusammenzuhängen. Die höchst mannigfaltigen indischen Alphabete sind semitischen Ursprungs. Die wahrscheinlichste Ansicht betreffs ihrer Herkunft ist die, daß die Inder ihre Schrift aus dem in Babylonien und Persien nachweisbar schon im 8. Jahrh. neben der Keilschrift üblichen aramäischen Alphabet entwickelt haben. Die ältesten Überreste der indischen Schrift liegen in den schon erwähnten Inschriften des Königs Acoka vor, welche teils rechts-, teils linksläufig wie die semitischen Alphabete geschrieben sind. Von den rechtsläufigen stammen alle spätern indischen Alphabete ab: das Devanâgari (s. d.), die Alphabete der modernen Sprachen, wie Bengali, Hindi etc., die sich je nach der Örtlichkeit in höchst zahlreiche Unterabteilungen spalten, ferner auch das Tamil-, Telugu-Alphabet und überhaupt die Alphabete der drawidischen Sprachen. Außerdem hat der Buddhismus Ableitungen des indischen Alphabets schon früh nach Ceylon und Hinterindien (Pâli-, birmanisches und siamesisches Alphabet, die Alphabete von Sumatra, Celebes und den Philippinen etc.), im 7. Jahrh. n. Chr. auch nach Tibet getragen, von wo die Mongolen ihre ältere Schrift (Pannepa) entlehnten. Übrigens hat der Islam auch die persisch-arabische Schrift nach Indien und Hinterindien gebracht, die namentlich für das Hindostani, Pandschabi und Sindhi und für das eigentliche Malaiisch in regelmäßigem Gebrauch ist. Vgl. Beames, Comparative grammar of the modern Aryan languages of India (Lond. 1872-75, 2 Bde.) E. Schlagintweit, Geographische Verbreitung der Volkssprachen Ostindiens (Sitzungsbericht der Münchener Akademie, 1875); Cust, The languages of the East Indies (Lond. 1878); Fr. Müller, Reise der Fregatte Novara, linguistischer Teil (Wien 1867); Hörnle, Grammar of the Gaudian languages (Lond. 1880); Hänle und Grierson, Bihari dictionary (Lond. 1885).

Indische Vogelnester, s. Salangane.

Indischgelb, s. Kobaltgelb.

Indischrot, s. Englischrot.

Indiskret (lat.), unbedachtsam (im Reden), unbescheiden, zudringlich, unverschwiegen; Indiskretion, Unvorsichtigkeit, rücksichtsloses Geschwätz.

Indiskutabel (lat.), nicht zu besprechen.

Indisponibel (lat.), unverfügbar, unveräußerlich; indisponiert, übel aufgelegt, unpäßlich; Indisposition, Unaufgelegtheit, Unpäßlichkeit.

Indisputabel (lat.), unbestreitbar.

Indiszipliniert (lat.), zuchtlos, ungeübt.

Indium In, Metall, findet sich in geringer Menge in manchen Zinkblenden (Freiberg, Breitenbrunn, Schönfeld) und in dem aus diesen gewonnenen Zink, im zinkischen Ofenbruch der Juliushütte bei Goslar und in Hüttenprodukten aus Rammelsberger Erzen. Zur Darstellung von I. löst man Freiberger Zink in verdünnter Schwefelsäure, läßt die Lösung mit überschüssigem Zink 36 Stunden stehen, erhitzt sie zum Sieden, wäscht den ausgeschiedenen Metallschwamm, löst ihn in Salpetersäure, verdampft die unfiltrierte Lösung mit überschüssiger Schwefelsäure zur Trockne, löst den Rückstand in Wasser, fällt aus der Lösung Eisen und I. mit Ammoniak, löst den ausgewaschenen Niederschlag in möglichst wenig Salzsäure, kocht die Lösung mit saurem schwefligsaurem Natron, wäscht das gefällte schwefligsaure I. mit heißem Wasser und fällt aus der Lösung desselben das I. durch Zink. I. ist weiß, glänzend, äußerst weich, sehr duktil, färbt auf Papier stark ab, spez. Gew. 7,42, Atomgewicht 113,4, schmilzt bei 176°, ist viel weniger flüchtig als Zink und Kadmium, hält sich in feuchter Luft unverändert, verbrennt beim Erhitzen an der Luft mit violettem Licht und bräunlichem Rauch, löst sich leicht in verdünnter Schwefelsäure und Salzsäure, auch in konzentrierter Schwefelsäure und in Salzsäure, wird aus seinen Salzen durch Zink und Kadmium gefällt, bildet mit Sauerstoff ein Suboxyd (Indiumoxydul) InO, ein grünes Oxyduloxyd In7O9 ^[In_{7}O_{9}], ein graues Oxyduloxyd In4O5 ^[In_{4}O_{5}] und ein gelbes, in der Glühhitze rotbraunes Oxyd In2O3 ^[In_{2}O_{3}].