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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Insimulation - Inspiration.

sondern Abzeichen, die aus seiner Beschäftigung hergenommen sind.

Insimulation (lat.), Verdächtigung, Anschuldigung; insimulieren, verdächtigen.

Insinuant (lat.), sich an- oder einschmeichelnd.

Insinuation (lat.), Einschmeichelung, Einflüsterung, in der Rechtssprache s. v. w. Zustellung (s. d.). Insinuationsdokument, Ein- oder Behändigungsschein; Insinuationsmandatar, der von einer auswärtigen Partei zur Empfangnahme von amtlichen Verfügungen aufgestellte Bevollmächtigte.

Insinuieren (lat.), jemand etwas auf eine feine Art beibringen, es ihm "stecken"; auch s. v. w. gerichtlich zustellen (vgl. Insinuation); sich i., sich einschmeicheln, sich in jemandes Gunst Anschleichen.

Insipid (lat.), unschmackhaft; fade, albern.

Inskribieren (lat.), einschreiben.

Inskription (lat.), Einzeichnung, Inschrift; auch s. v. w. Immatrikulation; Namenseintragung; daher auch die auf den Namen des Gläubigers lautende Eintragung in das Buch der Staatsschuld in Frankreich, England, Spanien und Rußland.

Insolation (lat., griech. Heliosis), die Bestrahlung eines Körpers durch die Sonne. Zur Messung der I. dienen die Aktinometer (Herschels Heliometer, Pouillets Pyrheliometer, die Instrumente von Crova, Waterston, Ericsson, Secchi, Hirn u. a.), welche die Berechnung der gesamten Strahlung der Sonne in einer bestimmten Zeit, der Anzahl von Wärmeeinheiten, welche eine bestimmte Fläche von den senkrecht auffallenden Sonnenstrahlen an der obern Grenze unsrer Atmosphäre in einer Minute empfängt (Sonnenkonstante), und endlich des Betrags der Sonnenstrahlen, der von der Atmosphäre absorbiert wird, ermöglichen. Man benutzt auch ein Maximumthermometer, dessen schwarze Kugel in einer größeren luftleeren Kugel eingeschlossen ist. Vergleicht man die Angaben dieses Instruments mit einem möglichst gleichen Maximumthermometer, welches unter sonst gleichen Umständen im Schatten sich befindet, so erhält man den größten Wert der I. für den Tag der Beobachtung. Der Sonnenscheinautograph von Campbell und Stokes mißt die Dauer der I., indem die durch eine kugelförmige Glaslinse konzentrierten Strahlen auf eine schalenförmige Umgebung mit Skala wirken. Die I. ist im Sommer und zur Mittagszeit am größten. Die Sonnenkonstante beträgt 2,5 Wärmeeinheiten, von welchen je nach dem Sonnenstand und der Beschaffenheit der Atmosphäre 25-50 Proz. von letzterer absorbiert werden. Je höher die Sonne steht, desto mehr brechbare Strahlen werden absorbirt. In den obern Schichten der Atmosphäre ist die Erwärmung durch Absorption gering, die direkte I. dagegen sehr stark; in den untern Luftschichten wächst die Absorption, doch erwärmen sich dieselben wesentlich durch die dunkeln Wärmestrahlen, welche der Erdboden reflektiert. - In der Medizin ist I. gleichbedeutend mit Sonnenbad (apricatio) und Sonnenstich (s. d.).

Insolent (lat., franz.), ungebührlich, unverschämt, frech; Insolenz, Frechheit, Unverschämtheit.

Insolid (lat.), unhaltbar, schwach, unzuverlässig.

In solidum (lat.), s. v. w. solidarisch (s. d.).

Insolieren (lat.), den Sonnenstrahlen aussetzen.

Insolubel (lat.), unlöslich.

Insolvent (lat.), zahlungsunfähig; Insolvenz, Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners (s. Konkurs).

Insoziabel (lat.), ungesellig; unvereinbar.

In spe (lat.), "in der Hoffnung", zukünftig.

In specie (lat.), insonderheit; im einzelnen; auch s. v. w. in klingender Münze.

Inspektion (lat.), eigentlich s. v. w. Besichtigung, Untersuchung, z. B. Inspectio legalis, gerichtlichem Untersuchung, namentlich eines Leichnams (s. Totenschau); Inspectio ocularis, Okularinspektion, richterlicher Augenschein, ein Beweismittel, welches im strafrechtlichen Verfahren wie in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten anwendbar ist (s. Augenschein). Meist aber versteht man unter I. die Aufsicht, Beaufsichtigung seitens staatlicher Behörden, die dann auch Inspektionen heißen, über Leistungen, welche besondere technische Kenntnisse und Fertigkeiten erfordern, wie im Schul-, Forst-, Bauwesen u. dgl.; im Militärwesen namentlich die Aufsicht über die Thätigkeit der sogen. Spezialwaffen. Dann heißt I. auch der Geschäftsbereich dieser Behörden, an deren Spitze Inspektoren oder, wie im deutschen Heerwesen, Inspekteure stehen. Die deutsche Armee ist in 5 Armeeinspektionen geteilt; an der Spitze der Artillerie und des Ingenieurkorps steht je eine Generalinspektion (s. d.). Es bestehen ferner je eine I. der Kriegsschulen, der Militärtelegraphie, der Infanterieschulen, der Gewehrfabriken, des Trains, des Militärveterinärwesens, der Militärstrafanstalten, vier Artilleriedepot-Inspektionen. Österreich hat je einen Generalinspektor des Heers, der Artillerie, des Genies, der Kavallerie und des Trains. Die Vornahme der einzelnen Besichtigungen nennt man Inspizierung.

Inspersion (lat.), Ein- oder Bestreuung.

Inspiration (lat.), Einatmung (im Gegensatz zu Exspiration, Ausatmung; s. Atmung). In der Dogmatik bezeichnet man mit I. sowohl die übernatürliche Mitteilung von seiten Gottes an die Menschen durch den "Anhauch" seines Geistes als den eben hierdurch herbeigeführten gottbegeisterten Zustand des Menschen, also eine Art Seitenstück zum heidnischen Enthusiasmus (s. d.). Im Anschluß hieran heißt 2. Tim. 3, 16 die Heilige Schrift Alten Testaments "gottgehaucht" (theopneustos), welches Wort die Vulgata durch inspiratus (daher das Substantivum inspiratio) übersetzt. Nachdem die Juden ihre heiligen Schriften gesammelt und mit dem Ansehen einer göttlichen Norm umgeben hatten, war es natürlich, auf dieselben auch den dem Altertum überhaupt geläufigen Begriff der I. zu übertragen, ja sogar die alexandrinisch-griechische Version des Alten Testaments (Septuaginta) unter die gleiche dogmatische Beleuchtung zu stellen. Gerade die alexandrinischen Juden hatten den Begriff der I. am strengsten ausgebildet. So nimmt denn auch das Neue Testament und nehmen schon die ältesten kirchlichen Schriftsteller an, der Heilige Geist habe sich der Propheten, durch die er sprach, als Organe bedient, so daß diese selbst nicht immer den vollen Sinn ihrer Aussprüche verstanden. Die Kirchenväter schon des 2. Jahrh. verglichen die Verfasser der biblischen Schriften z. B. mit einem musikalischen Instrument, welches die von dem eigentlichen Künstler, dem Heiligen Geist, gewollten Töne hervorbringe. Nur daß sich die Schriftsteller dabei im Zustand der Bewußtlosigkeit befanden, also das eigentlich Mantische des Begriffs, wurde im Gegensatz zum Montanismus (s. Montanisten) geleugnet; einzelne Kirchenlehrer, wie Theodor von Mopsuestia, nahmen sogar verschiedene Abstufungen der einstweilen auch auf das Neue Testament ausgedehnten I. an. Indem dann die Scholastik den spätern Konzilen und den Päpsten (überhaupt der Kirche) eine göttliche, entscheidende Autorität in Glaubenssachen (s. Infallibilität) beilegte, mußte die I. der Bibel in den Hintergrund treten. Mit aller