Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Iokáste; Iolaos; Iole; Iolith; Iolkos; Ion; Iona; Ionia; Ionicus; Ionier

1013

Iokaste - Ionier.

Engelmann, De Ione (Berl. 1868); Overbeck, Griechische Kunstmythologie, Bd. 1: "Zeus", S. 465 ff. (Leipz. 1871).

Iokáste (bei Homer Epikaste), im griech. Mythus Tochter des Menökeus und Gemahlin des Königs Laios von Theben, dem sie den Ödipus (s. d.) gebar.

Iolaos, in der griech. Mythologie Sohn des Iphikles, Neffe des Herakles, dessen treuer Gefährte und Wagenlenker er war. Er wohnte der kanonischen Jagd und dem Argonautenzug bei und half dem Herakles bei mehreren seiner Arbeiten, wofür ihm dieser seine erste Gemahlin, Megara, vermählte. Er gewann auch als Wagenlenker den Preis in den Olympischen Spielen und war nach dem Tode des Herakles, zu dessen Andenken er einen großen Erdhügel errichtete, der Schutz und Rater seiner Kinder, in deren Verteidigung gegen Eurystheus er fiel. Ihm zu Ehren feierte man in Theben die Iolaeia mit Opfern und Pferderennen.

Iole, nach griech. Sage Tochter des Eurytos von Öchalia, ward von Herakles, dem sie früher verweigert worden, nach der Eroberung von Öchalia und Ermordung des Eurytos als Kriegsgefangene hinweggeführt und beim Tode des Herakles, dessen unschuldige Ursache sie war, mit seinem Sohn Hyllos (s. d.) vermählt. Vgl. Herakles, S. 396 f.

Iolith, s. Cordierit.

Iolkos, im Altertum Stadt in der thessal. Landschaft Magnesia, an der innersten Bucht des Pagasäischen Meerbusens, 7 Stadien von Demetrias, das 290 v. Chr. unter andern mit den Bewohnern von I. bevölkert wurde. Hier läßt die Sage die Argonauten sich versammeln.

Ion (spr. i-on), 1) mythischer Ahnherr der Ionier, Sohn des Apollon und der Krëusa, der Tochter des Erechtheus und Gemahlin des Xuthos, ward von der Mutter in einer Höhle ausgesetzt, durch Apollon aber nach Delphi gebracht und hier von der Pythia erzogen. Nachdem er herangewachsen, befragten Xuthos und Krëusa das Orakel um die Ursache ihrer Kinderlosigkeit und erhielten den Bescheid, das erste Kind, welches ihnen beim Austritt aus dem Tempel begegnen werde, solle ihr Sohn sein. So wird I. von Xuthos als Adoptivsohn anerkannt; allein Krëusa, in demselben die Frucht einer frühern Liebe ihres Gemahls vermutend, will ihn vergiften. Entdeckt, flüchtet sie an den Altar des Gottes, von wo sie I. hinwegreißen und töten will, worauf die Pythia ihnen die Sachlage enthüllt und Mutter und Sohn sich aussöhnen. Dem Xuthos gebar Krëusa später noch den Achaios. Dies der Mythus, wie er der noch vorhandenen Tragödie "I." des Euripides zu Grunde liegt. Nach andrer Sage heiratet I. die Helike, die Tochter des Selinus, Königs der Ägialeer, und wird nach dessen Tod König in Ägialeia, dessen Bewohner nun den Namen Ionier führen. Dann von den Athenern gegen Eleusis zu Hilfe gerufen, besiegt er den Eumolpos und wird König von Athen. Er teilte die Athener in die vier Klassen: Adlige, Krieger, Handwerker und Hirten ein.

2) Griech. Schriftsteller aus Chios, ein vielseitig gebildeter Mann, lebte im 5. Jahrh. v. Chr. und verfaßte historische Schriften, lyrische Dichtungen der verschiedensten Art und Tragödien, die sich weniger durch Erhabenheit als durch Korrektheit und Glätte auszeichneten. Als er 452 in Athen einen dramatischen Sieg errang, soll er jeden Athener mit einem Krug Chierwein beschenkt haben. Er starb 422 in Athen. Von seinen prosaischen und poetischen Werken besitzen wir nur dürftige Überreste. Sammlung der historischen Fragmente von Müller ("Fragmenta historicorum graecorum", Par. 1848), der lyrischen in Bergks "Poetae lyrici graeci", Bd. 2, der dramatischen in Naucks "Tragicorum graecorum fragmenta" (Leipz. 1856). Vgl. die Monographien von Nieberding (Leipz. 1836) und Köpke (Berl. 1836).

Iona (spr. i-óna, auch Icolmkill, in älterer Zeit Hye oder Hie, spr. hai), kleine Insel dicht bei der Hebrideninsel Mull, 27 qkm groß mit 243 Einw. Hier behaupteten sich die Druiden bis zur Ankunft des heil. Columban um 565, der hier ein Kloster mit Schule gründete, von wo aus er die heidnischen Pikten bekehrte, und welches während einiger Jahrhunderte Hauptsitz schottischer Gelehrsamkeit blieb. Am Anfang des 9. Jahrh. wurde ein Teil der Mönche von den Dänen erschlagen, der Rest vertrieben. Die kirchlichen Gebäude wurden später wiederhergestellt, und noch jetzt findet man auf der Insel bemerkenswerte Ruinen einer Marienkirche mit 21 m hohem Turm und zweier Kapellen, letztere im romanischen, erstere teilweise im Spitzbogenstil.

Ionia (spr. ei-onia), Stadt im nordamerikan. Staat Michigan, am Grand River, der von hier an schiffbar ist, hat ein Zuchthaus und (1880) 4190 Einw.

Ionicus (lat.), s. Ionischer Vers.

Ionier, einer der vier Hauptstämme der Hellenen, den die Sage auf Ion (s. d.) zurückführt, den Adoptivsohn des Xuthos, eines Nachkommen des Deukalion. In Wirklichkeit war die Heimat der I. die Westküste Kleinasiens, wo sie von den Phönikern die Seefahrt lernten und unter dem Namen "Kinder Javan" den Morgenländern bekannt wurden. Allmählich besetzten sie die Inseln des Ägeischen Meers und besiedelten die Ostküste von Hellas, namentlich Attika, Südböotien, den Isthmus und Ägialeia, die Nordküste des Peloponnes. Von hier infolge der Dorischen Wanderung durch die Achäer vertrieben, wanderten sie im 11. Jahrh. v. Chr. nach Kleinasien zurück, ließen sich in der alten Heimat, inmitten der zurückgebliebenen Stammesgenossen, nieder, drängten die vorgerückten Lydier zurück und gründeten neue Städte. Die zwölf Städte, welche den Ionischen Städtebund bildeten, waren in der Richtung von N. nach S. folgende: an der lydischen Küste: Phokäa, Erythrä, Klazomenä, Teos, Lebedos, Kolaphon, Ephesos; an der karischen Küste: Priene, Myus, Miletos; auf den der Küste nahen Inseln: Samos und Chios; später (um 700 v. Chr.) kam auch das äolische Smyrna zum Ionischen Bunde, der seitdem 13 Städte umschloß. Das ganze von den Ioniern bewohnte Küstenland hieß Ionien (Ionia). In diesen neuen Wohnsitzen zwischen andern griechischen Niederlassungen, den äolischen im N. und den dorischen im S., gelangten die I., durch die alle Vorteile für den Verkehr in sich vereinigende Lage ihres Landes, dessen herrliches Klima und ausnehmende Fruchtbarkeit begünstigt, sehr bald zu einer hohen weltgeschichtlichen Bedeutung und wurden in politischer wie in wissenschaftlicher Thätigkeit die Vorbilder ihrer europäischen Brüder. Jeder einzelne Freistaat entwickelte sich bei demokratischer Verfassung völlig selbständig; einen vereinigenden Mittelpunkt jedoch gewährte das jährliche Fest des Poseidon Helikonios in einem heiligen Hain am Vorgebirge Mykale (Panionion), wo die I. ihre Bundestage abhielten. Geraume Zeit hindurch hatte der Bund in unbeeinträchtigter Freiheit und ungestörter Ruhe auf die Weise bestanden und zahlreiche Ansiedelungen nach allen Richtungen hin entsendet, welche sich zu gleicher Blüte entfalteten, als seit des Gyges Regierung (689-654 v. Chr.) die lydischen Könige ihre Angriffe auf die blühenden Freistaaten begannen und zwar mit sol-^[folgende Seite]