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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Korrespondenzblatt zum achten Band.

Ausgegeben am 18. August 1887.

K. Walter in B. Die vor kurzem in 2 Teilen von Karl Hegel herausgegebenen "Briefe von und an Hegel" bilden zugleich den 19. Band der Originalausgabe von Georg Wilhelm Friedrich Hegels Werken. Von den Briefen des großen Philosophen waren bisher nur einzelne, teils im 17. Band seiner Werke ("Vermischte Schriften", herausgegeben von F. Förster und L. Boumann, 2. Teil), teils in der Biographie von Rosenkranz, in v. Knebels litterarischem Nachlaß (herausgegeben von Varnhagen von Ense und Th. Mundt) und in Reichlin-Meldeggs "Paulus und seine Zeit", veröffentlicht worden. Die weit überwiegende Mehrzahl der Briefe war bisher noch nicht gedruckt, und auch die hier jetzt vorliegende Sammlung enthält nur einen Teil des brieflichen Nachlasses, aus welchem der Sohn des Philosophen, der Professor Dr. Karl Hegel in Erlangen, diejenigen ausgewählt hat, die sein Vater mit den hervorragendsten seiner Zeitgenossen: Cousin, Goethe, Schelling, Niethammer, Fr. v. Raumer, v. Altenstein, Ludwig Feuerbach, Fichte, Gans, W. v. Humboldt, Schlosser, Voß, Leo u. a., gewechselt, bez. von denselben empfangen hat. Der Herausgeber hat nicht nur die einzelnen Abschnitte mit biographischer Einleitung versehen, ohne welche viele Stellen der Briefe nicht verständlich sein würden, sondern er hat auch bei jedem einzelnen Brief in Anmerkungen oder Vorworten alle nur wünschenswerten Aufklärungen über die im Text benannten Persönlichkeiten oder erwähnten Beziehungen gegeben, so daß sich diese Sammlung zu einer wertvollen Biographie Hegels gestaltet.

J. Cz. in Posen. Zur Herstellung einer unmittelbaren Verbindung der durch die Meerenge von Messina voneinander getrennten Eisenbahnnetze der Insel Sizilien und des italienischen Festlandes ist einerseits die Untertunnelung, anderseits die Überbrückung der genannten Meerenge in Vorschlag gebracht worden. Der Ausführung sowohl des einen als des andern der geplanten Bauten stehen jedoch große Schwierigkeiten entgegen, deren Bewältigung vor allem unverhältnismäßig hohe Geldopfer erfordern würde. Von dem in Italien durch Verdienste um die Flußdampfschiffahrt bekannten Ingenieur Guscetti ist nun der Vorschlag gemacht worden, die Verbindung des Festlandes mit der Insel Sizilien durch eine Eisenbahnfähre herzustellen. Zwei je 52 m lange und 15 m breite Prahme sollen diese Fähre bilden, indem sie, nebeneinander liegend, so miteinander verbunden werden, daß zwischen ihnen ein Raum von 2 m Breite bleibt. In diesem Zwischenraum sollen Rollen und sonstige Vorrichtungen angeordnet werden, welche zum Betrieb mittels eines zwischen Messina und San Giovanni zu verlegenden 5500 m langen Seils erforderlich sind. Das Seil soll aus Stahldraht bestehen und 37 mm Durchmesser erhalten. Die bewegende Kraft würde eine auf der Fähre befindliche Dampfmaschine liefern. Eine ausführliche Besprechung derartiger Projekte gehört nicht ins Konversationslexikon. - Des weitern verweisen wir Sie auf den Artikel Fjorde. Der Ausdruck ist von der Erdkunde angenommen.

Rud. Kohlstock in Neiße. Durch Anführung des Borsigwerkes im Artikel "Biskupitz" ist die Sache erledigt.

Subskribent in St. Pölten. Eine Enkelin (Elisabeth) von Samuel Heinicke ist die Frau des jetzigen Direktors der Taubstummenanstalt in Leipzig, des Herrn Dr. Eichler.

Mendel in Gr.-K. in Schlesien. Die Hufsalbe (Hufschmiere), eine Fettmischung zum Schutz der Hufe der Pferde gegen das Eindringen von Feuchtigkeit, muß zum Teil von dem Hufhorn absorbiert werden, damit letzteres nicht spröde und bröckelig wird. Man bereitet sie aus Teer und Pferdefett zu gleichen Teilen, aus Schweineschmalz mit Rüböl, in neuerer Zeit auch aus Lanolein. Die "Weimarische Hufschmiere" von Fabricius besteht im wesentlichen aus Vaselin und Kammfett mit Zusatz von Karbolsäure und Schwefelkohlenstoff. Die Anwendung der Hufschmiere geschieht am zweckmäßigsten des Morgens gelegentlich der Anschirrung. Sind die Hufe spröde, so kann die Bestreichung derselben mit der Hufsalbe am Abend regelmäßig wiederholt werden.

Abonnent in Regensburg. "Ignorabimus" ist die Form, zu welcher der Berliner Physiolog E. du Bois-Reymond mit Anspielung auf den altschottischen Wahrspruch "Ignoramus" seinen Satz zugespitzt hat, daß es für unser Naturerkennen gewisse unüberschreitbare Grenzen gebe. Unter dem Eindruck der großen Triumphe der Naturwissenschaft in neuerer Zeit hatte sich unter den Naturforschern die Vorstellung mehr und mehr befestigt, daß es überhaupt keine Rätsel, weder im materiellen noch im geistigen Gebiet, gebe, welche nicht rein mechanisch gelöst werden könnten. Dieser Meinung trat du Bois-Reymond in einer Rede "Über die Grenzen des Naturerkennens" entgegen, welche er 1872 bei der in Leipzig tagenden Naturforscherversammlung hielt, und welche mit dem Wort ignorabimus endete. Diese Rede ist in sechs Auflagen erschienen und auch in die erste Folge von du Bois-Reymonds gesammelten Reden aufgenommen. Sie ward der Gegenstand zahlreicher, teils günstiger, teils tadelnder, Besprechungen, welche 1880 den Verfasser veranlaßten, unter dem Titel: "Die sieben Welträtsel" (Leipz. 1881 u. 1884) eine zweite, den gleichen Zweck verfolgende Rede zu veröffentlichen, worin er die Beweise für seine Aufstellungen erweitert und vertieft und verschiedene Mißverständnisse berichtigt. Unter den sieben Welträtseln, welche aber auch als ein einziges Weltproblem zusammengefaßt werden können, unterscheidet du Bois-Reymond transcendente, welche er für dem menschlichen Intellekt grundsätzlich unerreichbar hält, und nichttranscendente, welche lösbar wären, wenn die Lösung der vorhergehenden transcendenten vorläge. Die beiden ersten Welträtsel sind transcendent; das sind das Wesen von Materie und Kraft und der Ursprung der Bewegung. Die Entstehung des Lebens dagegen hält du Bois-Reymond, welcher somit an die Urzeugung zu irgend einer weit zurückgelegenen Zeit glaubt, für kein transcendentes Problem, da es sich dabei schließlich nur um Bewegung und Anordnung von Stoffteilchen handle. Das vierte Rätsel, die Zweckmäßigkeit in den Einrichtungen der organischen Natur, welche die Deisten zum Schluß von der Uhr auf den Uhrmacher benutzen, betrachtet er als bedingungsweise gelöst durch Darwins Selektionstheorie, mithin als nichttranscendent. Als absolut transcendent dagegen