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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Isochimenen - Isoeteen.

dem Ochotskischen Meer, den südlichen Alëuten und von da durch das nördliche Kalifornien zur Mississippimündung und zurück nach Bordeaux. Die Linie größter Häufigkeit fällt beinahe genau, wahrscheinlich sogar ganz genau, mit der Grenze zusammen, welche die Orte trennt, von denen das Nordlicht nach dem Pol zu oder nach dem Äquator zu gesehen wird. Die Polarlichter werden immer in einer Richtung gesehen, welche auf der Linie größter Häufigkeit sowie auf dem ganzen Kurvensystem der I. senkrecht steht. Der Verlauf der Kurven, so wie er nach den frühern Beobachtungen konstruiert ist, bedarf trotz des bedeutend vermehrten Beobachtungsmaterials bis jetzt kaum einer Veränderung.

Isochimenen (griech.), auf Erdkarten gezogene Linien, welche die Orte von gleicher mittlerer Wintertemperatur verbinden; vgl. Isothermen und Lufttemperatur.

Isochromatisch (griech.), gleichfarbig; isochromatische Photographie, ein von E. Albert in München erfundenes Verfahren, durch welches photographische Reproduktionen von Gemälden ohne Veränderung der Furbenwerte ermöglicht werden. S. Photographie.

Isochromfirnis, Firnis aus 2 Teilen Mastix, 6 Teilen rektifiziertem Terpentinöl, 4 Teilen bestem venezianischen Terpentin, wird als Gemäldelack benutzt sowie zum Überziehen von kolorierten Kupferstichen.

Isochron (isochronisch, griech.), gleichlange Zeit während; Isochronismus, die gleich lange Dauer, besonders von Pendelschwingungen.

Isochrone (Tautochrone, griech.), vgl. Cykloide.

Isocyklisch (griech.), s. v. w. eucyklisch.

Isodimorphismus, s. Isomorphie und Heteromorphismus.

Isodynamische Linien, s. Magnetismus.

Isoëteen (Brachsenkräuter), Ordnung aus der Klasse der Lykopodinen unter den Gefäßkryptogamen, nur aus der einzigen Gattung Isoëtes (s. d.) bestehend, welche zunächst mit Selaginella verwandt ist, aber besonders in den vegetativen Teilen bedeutend abweichend und unter allen Gefäßkryptogamen eigentümlich sich verhält. Es sind perennierende, im Wasser oder außerhalb desselben lebende Kräuter. Der Stamm ist ein Knollen ohne Längenwachstum und ohne Zweige, welcher auf der obern, mit Blättern besetzten sowie auf der untern Seite platt gedrückt und auf den Seitenflächen mit zwei einander gegenüberstehenden oder auch mit drei Furchen versehen ist, die an der Unterseite zusammenlaufen. Er ist wegen seines Baues und seines andauernden Dickenwachstums eigentümlich. Von demselben rühren die knollenförmige Gestalt und die Furchen des Stammes her, weil zwischen den letztern der Prozeß am lebhaftesten ist. Die Wurzeln befinden sich an der Unterseite zwischen den Furchen; am Rand stehen die ältesten, unter der Mitte des Stammes die jüngsten. Die dicht hintereinander stehenden, auswärts gerichteten Blätter (Fig. A) haben lange, pfriemenförmige Gestalt und eine etwas scheidenartig verbreiterte Basis, über welcher sie ein Blatthäutchen (Fig. B) tragen. Sie sind nach Art derjenigen der Wasserpflanzen gebaut, indem sie von vier durch zellige Querwände gekammerten Lufträumen durchzogen sind. In der Mitte haben sie den in einer trichterförmigen Vertiefung der obern Stammseite liegenden Vegetationspunkt zwischen sich, an welchem immer neue Blätter entstehen; die äußersten sind die ältesten, und die Seitenflächen des Stammes tragen noch die Narben der abgestorbenen vorjährigen Blätter. Die Sporangien befinden sich auf der Innenseite des Blattgrundes unterhalb des Blatthäutchens einzeln und sind einer mehr oder weniger geöffneten Grube der Blattbasis eingesenkt (Fig. B u. C). Bei manchen Arten erweitern sich die Ränder dieser Grube zu einer dünnen Haut, welche als Segel das Sporangium teilweise oder ganz deckt. Letzteres springt bei der Reife nicht auf, sondern wird durch allmähliche Verwesung der Wand geöffnet. Manche Sporangien enthalten die großen Makrosporen, andre die kleinen Mikrosporen; beide kommen an derselben Pflanze vor, und es wechseln periodisch Blätter mit der einen und solche mit der andern Art Sporangien; der Übergang wird von mehreren sterilen Blättern gebildet, welche nur in ihrem Scheidenteil entwickelt sind, gleichsam Niederblätter darstellen. Beide Arten von Sporen werden in ihrem Sporangium in großer Anzahl gebildet, beide haben ein auswendig glattes oder mit Leisten und Buckeln besetzes ^[richtig: besetztes], gelb gefärbtes Exosporium und enthalten Protoplasma mit Öltropfen. Die Makrosporen entwickeln durch freie Zellbildung ein Prothallium, welches aber innerhalb des Exosporiums eingeschlossen bleibt, nur durch Aufreißen des Scheitels der Spore an der Spitze entblößt wird; dort werden die Archegonien gebildet, deren Eizelle nach erfolgter Befruchtung zu einer neuen Pflanze sich entwickelt. Die Mikrosporen haben dagegen männlichen Charakter; sie teilen sich in vier Tochterzellen, von denen zwei ihren Inhalt zu einem Spermatozoid, einem langen, dünnen, beiderseits bewimperten Spiralfaden, ausbilden, welcher, in das Archegonium eindringend, die Befruchtung der Eizelle bewirkt. Die Ordnung zählt nur wenig über zehn jetzt lebende Arten, welche vorzugsweise dem südlichen Europa angehören; auch einige fossile Arten sind bekannt. Vgl. A. Braun, Über die Isoëtes-Arten der Insel Sardinien (Berl. 1863).

^[Abb.: Brachsenkraut (Isoëtes lacustris). A Ganze Pflanze (½ natürliche Größe). B Blattgrund mit dem Sporangium am Grund und darüber befindlichem Blatthäutchen. C Längsschnitt des Blattgrundes mit dem gekammerten Sporangium.]