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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Italien

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Italien (Wappen etc.; geograph. Litteratur; Geschichte).

(davon 9 im Bau) dritten Ranges, Avisos und Kanonenboote, also Kreuzer; ferner 19 Transport-, 3 Schulschiffe; 11 Fahrzeuge für Hafendienst, 6 Lagunenkanonenboote, 15 verschiedene Fahrzeuge, 9 Hilfsdampfer. Die Torpedoflottille besteht aus 2 Torpedoboot-Jagdschiffen von je 317 Ton. und 2800 Pferdekräften, 74 Booten erster Klasse (18 mit Kohlenvorrat für 2000 Meilen Fahrt), 21 Booten zweiter Klasse. Die Marineverwaltung zerfällt nach den drei Kriegshäfen in drei Bezirke: Spezia, Neapel und Venedig; Tarent soll zu einem großen Kriegshafen ausgebaut werden. Auch die Bucht von Maddalena an der Nordspitze von Sardinien soll durch Anlage von Befestigungen etc. Kriegshafen werden. Vgl. "Italiens Wehrkraft" (Berl. 1884); Randaccio, Storia delle marine militari italiane (Tur. 1886, 2 Bde.).

[Wappen, Orden.] I. hat fünf Ritterorden: Annunciatenorden (ordine supremo dell' Annunziata, s. Tafel "Orden"), seit 1362; Orden des heil. Mauritius und Lazarus, seit 1434; Militärorden von Savoyen, seit 1815; Zivilverdienstorden von Savoyen, seit 1831, und Orden der Krone von I., seit 1868. Das jetzige, den Gesamtstaat repräsentierende Wappen besteht aus einem breiten silbernen Kreuz im roten Feld, umgeben von der Kette des Annunciatenordens mit daran hängenden Ordenszeichen, außerdem von einem goldenen Eichen- und Lorbeerzweig; hinter dem Wappen stehen kreuzweise zwei silberne Speere, deren Spitzen über den das Ganze umgebenden purpurfarbenen Wappenmantel, der oben die Königskrone trägt, hinausragen (s. Tafel "Wappen"). Flagge: Rot, Silber, Grün, vertikal gestreift; in dem mittlern silbernen Streifen ein roter Schild mit silbernem Kreuz (s. Tafel "Flaggen"). Landeshauptstadt ist seit Juli 1871 Rom.

Litteratur.

An Quellen für die Kenntnis Italiens sind vor allen zu nennen die sehr zahlreichen und umfassenden amtlichen Publikationen: das seit 1878 erscheinende "Annuario statistico Italiano", welches über Topographie, Bevölkerung, Heer, Eisenbahnen, Finanzen etc. Aufschluß gibt; die offizielle Zeitschrift "Annali di Statistica"; die amtlichen Werke der einzelnen Ministerien; Zuccagni-Orlandini, Corografia fisica, storica e statistica dell' Italia (Flor. 1844, 15 Bde.); Pozzi, Geografia politica e statistica dell' Italia (Mail. 1864); das große, in Mailand erschienene Sammelwerk "L'Italia sotto l'aspetto fisico, storico, artistico e statistico" (in drei Abteilungen: "Dizionario corografico" von Amati, "Trattati scientifici sull' Italia" von Bertolini, Correnti u. a. und einem Atlas von 150 Karten); Brachelli, Geographie und Statistik des Königreichs I. (in "Steins Handbuch der Geographie und Statistik", Leipz. 1871); Lampani, L'Italia sotto l'aspetto idrografico (Rom 1878-82); "Studi sulla geografia naturale e civile dell' Italia" (hrsg. von der Geographischen Gesellschaft, das. 1875); Altavilla, Il regno d'Italia. Dizionario geografico, storico-statistico (Tur. 1875); das von der italienischen Postverwaltung herausgegebene "Dizionario geografico postale"; Nissen, Italische Landeskunde (Berl. 1883 ff.). Die wichtigsten Arbeiten über die geognostischen Verhältnisse Italiens sind die im "Bolletino del R. Comitato geologico d'Italia" niedergelegten, dann mancherlei Untersuchungen G. v. Raths in der "Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft", Arbeiten von E. Sueß, Sartorius v. Waltershausen, Th. Fuchs, B. Gastaldi, Ponzi, Seguenza u. a.; Cantoni, L'agricoltura in Italia (Mail. 1885); Eheberg, Agrarische Zustände in I. (in den "Schriften des Vereins für Sozialpolitik", Leipz. 1886); v. Ernst, Die Montanindustrie Italiens (Wien 1883); Morpurgo, La finanza italiana (Rom 1874); Laveleye, L'Italie actuelle (Par. 1881); Sachs, L'Italie, ses finances et son développement économique depuis l'unification du royaume (das. 1885); Cuseval-Clarigny, Les finances de l'Italie 1866-85 (das. 1886); Hehn, I., Ansichten und Streiflichter (2. Aufl., Berl. 1878); Gregorovius, Wanderjahre in I. (5 Bde.); Reisehandbücher von Gsell Fels (in "Meyers Reisebüchern"), Bädeker u. a. Kartenwerke: Auf einer in den Jahren 1862-78 erfolgten Landesaufnahme beruht die "Gran carta topografica d'Italia" (1:100,000, auf 277 Blatt berechnet, wovon etwa ein Drittel, Unteritalien umfassend, erschienen ist); daneben sind Meßtischblätter (1:50,000) über das ehemalige Königreich Neapel (mit Sizilien) veröffentlicht. Die Karten für einzelne Landesteile (Königreich Sardinien in 1:50,000, Ober- und Mittelitalien in 1:86,400, Insel Sardinien in 1:250,000) sind Ergebnisse älterer Aufnahmen. Unvollendet ist die "Carta corografica dell' Italia" (1:500,000, 24 Blatt). Gute Übersichtskarten bieten H. Kiepert, Nuova carta generale dell' Italia meridionale (1:800,000, 1882) und "Carta corografica ed archeologica dell' Italia centrale" (1:250,000, 1881). Vom Ufficio geologico ist eine "Carta geologica generale d'Italia" (Rom 1881, 2 Blatt) herausgegeben.

Geschichte Italiens.

Die Zeit der Völkerwanderung.

(Hierzu Beilage "Vier Karten zur Geschichte Italiens".)

Die Römer waren es, welche die italische Halbinsel (s. Italia nebst Karte "Italien zur Zeit des Kaisers Augustus") geeinigt und zum politischen Mittelpunkt der Alten Welt gemacht haben (vgl. Römisches Reich). Als aber das römische Reich verfiel und unter die Herrschaft eines militärischen Despotismus geriet, welcher den Schwerpunkt des Reichs nach dem Osten verlegte, verlor I. sein politisches Übergewicht und auch die Einheit seiner Nationalität, indem erobernde germanische Volksstämme sich auf der Halbinsel festsetzten. Die weltbeherrschenden Tendenzen des römischen Staats gingen auf den christlichen Bischof von Rom über; die Christianisierung der germanischen Eroberer tilgte die Gegensätze der Rassen und führte zu dem Verschmelzungsprozeß der eingebornen und eingewanderten Völker, welcher ein so allmählicher war, daß die Geburtsstunde italienischer Nationalität noch weniger chronologisch bezeichnet werden könnte als diejenige der übrigen modernen Völker. Von den verheerenden Zügen älterer wandernder Stämme, von der vorübergehenden Herrschaft des westgotischen Eroberers Alarich und von dem Einfall Attilas abgesehen, pflegt man die dauernde Festsetzung germanischer Elemente auf italischem Boden mit dem Aufhören des weströmischen Kaisertums und mit dem Auftreten der germanischen Heerkönige in Verbindung zu bringen, welche in römischem Söldnerdienst zu Macht gelangt waren und 476 den Sturz des weströmischen Kaisertums veranlaßten. I. schied unter der Herrschaft des Herulerkönigs Odoaker äußerlich aus der Reihe der römischen Kaiserprovinzen aus, indem es seine Selbständigkeit unter der Führung germanischer Könige zu behaupten suchte. Das Römergeschlecht, im Besitz seiner rechtlichen Institutionen gesichert, ließ sich die Kriegsherrlichkeit der Barbaren gefallen, um nicht zu einer Provinz des oströmischen Kaiserreichs herabgedrückt zu werden. So folgte auf