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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jaennicke; Jänisch; Janitor; Janitscharen; Janitscharenmusik; Janitza; Jankau; Jan Mayen; Jänner

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Jänisch - Jaennicke.

Jänisch, Karl Friedrich von, geb. 1813, gest. 5. März 1872 als russischer Major, berühmter Schachtheoretiker; er schrieb: "Analyse nouvelle du jeu des échecs" (Dresd. u. Petersb. 1842-43, 2 Bde.).

Janitor (lat., auch Ostiarius), Thürhüter, bei den alten Römern meist ein Sklave, der von seiner cella ostiaria aus den Hauseingang zu bewachen hatte; in Klöstern der Pförtner.

Janitscharen (türk. jeni tscheri, "neue Truppe"), das frühere regelmäßige türkische Fußvolk, wurde 1328 vom Sultan Urchan, nachdem man vergeblich versucht hatte, eine rein türkische besoldete Truppe (Jaja oder Piade, "Fußvolk") zu bilden, aus kriegsgefangenen, später aus gewaltsam ausgehobenen (je das fünfte) Christenkindern errichtet. Die Kinder, Adschem Oglan ("unerfahrene Knaben") genannt, wurden türkischen Landleuten zur Erziehung im Islam übergeben und von Jugend auf an Strapazen wie auch an Blutvergießen gewöhnt. Von Privilegien, welche diese Truppe genoß, angelockt, traten auch viele junge Türken und selbst Christen in das Korps, so daß dieses oft über 100,000 Mann zählte. Die J. sind in eigentliche oder regelmäßige J. (40,000 Mann stark und aus der Schatzkammer des Sultans besoldet) und in eine aus ansässigen Leuten bestehende, zwar unbesoldete, aber von manchen Abgaben befreite Miliz einzuteilen. Viele Bewohner von Konstantinopel, auch der Sultan selbst, waren als Ehrenmitglieder in die Listen der J. eingeschrieben. Jede Orta (Abteilung) der regelmäßigen J. hatte ihre eigne Oda (Kaserne, Kammer) und außer dem gemeinschaftlichen obersten Befehlshaber (Aga) einen Unterbefehlshaber (Ortabaschi) und einen Hauptmann (Tschorbaschi). Dasselbe war auch bei den J. der Miliz der Fall. Der Benennung nach zerfielen die J. in drei verschiedene Korps, nämlich 62 Orta Bülük (Rotten), 33 Orta Segban ("Hundewärter"), aus älterer Zeit nach ihren Jagdobliegenheiten so genannt, und 101 Dschemaat oder gewöhnliches Fußvolk. Der Oberste der Segban war zugleich bis auf Selims Zeiten der Oberbefehlshaber sämtlicher J. Selim ersetzte denselben durch einen Aga nach eigner Wahl, der Jenitscheri Agasi und dessen Stellvertreter Kol Kiajasi ("Korpssachwalter") genannt wurde. Diese zusammen mit noch fünf Generalleutnants bildeten gleichsam den Stab der J. und hatten ihren Sitz zu Konstantinopel. Selim III. gab auch den vier ersten Offizieren jedes Regiments besondere, der Küche entlehnte Namen, auf welche die äußern Abzeichen hinwiesen. So z. B. trug der Oberst im Dienst einen großen Schöpflöffel. Besonders aber stand der Kessel (kazoni scherif, der "heilige Kessel") in hohem Ansehen, bei ihm schwur der Neuangeworbene; ihn zu verlieren, galt als Schimpf, ihn aufstellen als Signal der Versammlung, ihn umkehren als Zeichen des ausgebrochenen Aufruhrs. Die Bewaffnung der J. im Krieg bestand in einer langen, schweren Flinte mit kurzem Kolben, kurzem Säbel und einem langen Messer mit gabelförmigem Heft zum Auflegen der Flinte beim Zielen. Dazu kam noch ein im Gürtel steckendes Pistol, ein Pulverhorn und ein lederner Sack zur Aufbewahrung der Kugeln. Die zu Konstantinopel in Garnison liegenden J. (Koritschi, "Wache", genannt) verrichteten auch Polizei- und Feuerwehrdienste; aus ihnen wurde eine Anzahl Leute für den Flottendienst sowie für die Leibwache des Sultans ausgewählt. Die J. griffen den Feind kühn, aber ohne Ordnung und Plan mit dem Geschrei Allah an, gewöhnlich dreimal hintereinander nach Vorschrift des Korans, am Pruth 1711 sogar siebenmal; wandten sie sich aber zur Flucht, so riß die größte Unordnung unter ihnen ein. Der Sold richtete sich nach der Dienstzeit und stieg von 3 bis zu 40 Asper. Erst seit dem Karlowitzer Frieden war den J. erlaubt, zu heiraten und ein Gewerbe zu treiben. Dadurch aber, daß die J. einen von den übrigen Bewohnern des türkischen Reichs abgesonderten Stand bildeten, erzeugte sich unter ihnen bald der anmaßende Geist der alten Prätorianer, so daß sie selbst den Sultanen gefährlich wurden und diese ihre Macht zu beschränken versuchten. Ein solcher Versuch kostete z. B. Selim III. das Leben. Endlich gelang es (1826) Mahmud II., sie ganz zu vernichten, nachdem er vorher 40,000 Mann andrer Truppen, davon 20,000 in Konstantinopel, nach europäischer Art errichtet hatte; im Mai 1826 erließ er den Befehl, daß die J., zunächst 50 Mann von jeder Orta, in die neuen Truppen einzutreten hätten. Als sich 20,000 J. dessen weigerten, das Haus ihres Agas stürmten und selbst gegen das Serail vorrückten, ließ der Sultan die Fahne Mohammeds, welche alle Bekenner des Islam zu den Waffen ruft, aufstecken, griff mit Aga Hussein Pascha und allen treu gebliebenen Truppen die Rebellen an, warf sie in ihre Kasernen zurück, verbrannte diese samt 8000 J., die sich in denselben verschanzt hatten, und zersprengte oder vernichtete die übrigen. Eine Bekanntmachung des Mufti vom 16. Juni 1826 erklärte nun die Einrichtung der J. für aufgehoben und belegte ihren Namen mit Fluch. Zahllose Hinrichtungen folgten. Man rechnet die Zahl der gefallenen J. auf 15,000, die der verbannten auf mehr als 20,000. An die Stelle der J. traten die nach europäischer Art organisierten Nizams ("reguläre Truppen").

Janitscharenmusik, s. Militärmusik.

Janitza (türk. Jenidsche i Wardar), Stadt im türk. Wilajet Salonichi, auf einer Anhöhe westlich vom Wardar, mit mehreren Moscheen, 2 berühmten Grabmälern, 2 Kirchen und 2000 Einw. (4/5 Türken, der Rest Bulgaren). Der früher blühende Tabaksbau ist jetzt fast verschwunden. In der Nähe das Dorf Ala Kilissa mit den Ruinen von Pella (s. d.).

Jankau, Marktflecken in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Seltschan, mit Bierbrauerei, Stärkefabrik und (1880) 657 Einw., denkwürdig durch den Sieg der Schweden unter Torstensson über die Österreicher unter Hatzfeld 6. März 1645.

Jan Mayen, Insel im Nördlichen Eismeer, zwischen Island und Spitzbergen, unter 71° nördl. Br., von Vögeln und Polarfüchsen, zeitweilig auch von Eisbären bewohnt. Sie besteht aus zwei durch eine schmale und niedrige Landbrücke verbundenen Teilen, die sich in nordöstlicher Richtung hinstrecken, ist 56 km lang und hat 413 qkm (7,5 QM.) Areal. Im nordöstlichen Teil erhebt sich der von Gletschern umgebene, 2094 m hohe und, wie es scheint, erloschene Vulkan Beerenberg, während an niedrigen Punkten sowie an dem ganz nahe gelegenen Egg-Island vulkanische Thätigkeit noch beobachtet wurde. Die Insel wurde 1611 von einem Holländer gleichen Namens entdeckt und benannt und war 1882-83 österreichische Polarstation. Vgl. "Die österreichische Polarstation I." (Wien 1886, 3 Bde.).

Jänner, deutscher Name des Januars.

Jaennicke, Friedrich, Schriftsteller auf dem Gebiet des Kunstgewerbes und der Kunsttechnik, geb. 7. Jan. 1831 zu Frankfurt a. M., war anfangs Kaufmann, trat dann in den Eisenbahndienst und ist jetzt Kontrollvorsteher an der Hessischen Ludwigsbahn. Daneben beschäftigte er sich mit kunstgewerblichen Forschungen, als deren Hauptresultat er den "Grund-^[folgende Seite]