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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Januar; Januarius; Januariusorden; Janus

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Januar - Janus.

("gewundenes Gewässer"; Prschewalskij kreuzte ihn 1873 als erster Europäer in 4007 m Höhe), von Sutschou an Kinschakiang ("Goldsandstrom"), im mittlern Lauf Takiang ("großer Strom"), und eigentlich nur vom Pojangsee abwärts wird der Fluß J. genannt. Von N. her sind im Oberlauf der Jalong, im Mittellauf der Ming, im Unterlauf der Han, von S. im Unterlauf der Heng (Siang) die wichtigsten Zuflüsse. Bis zum Austritt aus Setschuan ist die Strömung stark; Boote können nur langsam und mit großer Mühe bis Pingschan, 2875 km oberhalb der Mündung, wo die Schiffbarkeit ein Ende nimmt, gezogen werden. Für Dampfer ist die Frage der Fahrbarkeit bisher erst entschieden bis Itschang in Hupe (1762 km oberhalb der Mündung); oberhalb Itschang stellen auf einer Strecke von 160 km bis Kueitschou Stromschnellen Schiffen europäischer Bauart große Hindernisse entgegen, die aber von einheimischen Booten leicht überwunden werden. Die ganze Länge des J. wird auf 5300 km, sein Stromsystem auf 1,872,000 qkm (34,000 QM.) geschätzt. Das Gefälle von Itschang bis zum Meer ist 17 cm auf 1 km, die durchschnittliche Wassermenge 44,000 cbm, seine Breite oberhalb Nanking 7 km. Im Sommer fügen die angeschwollenen Gewässer durch Überschwemmung den anliegenden ergiebigen Ländereien großen Schaden zu. Die Ausmündung ins Meer erfolgt unterhalb Nanking; bis 600 km aufwärts soll sich Ebbe und Flut bemerkbar machen. Der Fluß wimmelt von Tausenden von Schiffen, Barken, Booten und Flößen; europäische Dampfschiffahrtsgesellschaften befahren den Fluß regelmäßig bis Itschang, welche Stadt nebst den gleichfalls an seinen Ufern liegenden Handelsplätzen Hankeou, Kiukiang und Tschingkiang dem auswärtigen Handel geöffnet ist. Der berühmte Kaiserkanal, der den J. einst mit dem Huangho verband, ist während der Taipingrebellion in Verfall geraten und seit der Verlegung der Mündung des Huangho nach N. unbrauchbar geworden. Vgl. Blakiston, Five months on the Yang-Tsze (Lond. 1862).

Januar (lat. Januarius, Jänner), jetzt erster Monat des Jahrs, von Numa den frühern zehn Monaten des Jahrs zugefügt, nach Janus benannt, dem er gewidmet war; hat 31 Tage. Die Sonne tritt im J. in das Zeichen des Wassermanns. Die Tage sind im Zunehmen. Nach Dove beträgt die Durchschnittswärme des Januars in

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Archangel -14,3° C.

Petersburg - 9,1°

Berlin - 2,4°

Prag - 2,4°

Wien - 1,5°

München - 1,3°

Karlsruhe - 0,2°

Dublin +3,6°

London +2,8°

Amsterdam +0,7°

Brüssel +1,8°

Paris +1,9°

Bordeaux +5,0°

Basel -0,9°

Mailand +0,6°

Rom +7,2°

Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur ist im J. größer als im Februar, meist auch größer als im Dezember und beträgt für das nordöstliche Europa 3,2, die baltischen Länder 2,1, Deutschland 2,7, Westeuropa 2,3, England 1,5, Italien 1,4° C. Der J. ist gewöhnlich der kälteste Monat des Jahrs, weshalb er früher auch in Deutschland Hartmonat genannt wurde.

Januarius ("Pförtner"), Heiliger, Bischof von Benevent, starb unter Diokletian als Märtyrer in Puzzuoli und ward in der Kathedrale zu Neapel beigesetzt, dessen Schutzheiliger er ist. Sein Haupt nebst zwei Fläschchen Bluts, das eine Witwe bei seiner Enthauptung aufgefangen, werden in der prächtigen Schatzkapelle aufbewahrt, und das geronnene Blut soll wieder flüssig werden, so oft man es dem Haupt nähert. Geschieht dies einmal nicht, so gilt dies als ein schlimmes Zeichen für die Stadt und das Volk. Dies Wunder wird dreimal im Jahr, am ersten Sonnabend im Mai, 19. Sept. u. 16. Dez., sowie bei besondern Unglücksfällen versucht und bewährt sich als treffliches Agitationsmittel in der Hand des Klerus.

Januariusorden, sizil. Orden, von Karl III., dem König beider Sizilien und spätern König von Spanien, 6. Juli 1738 zu Ehren seiner Vermählung mit der Prinzessin Amalie von Sachsen gestiftet, mit der Devise der Verteidigung der katholischen Religion und unverletzlichen Treue gegen den König; anfangs auf 60 Ritter beschränkt, später auf eine unbestimmte Zahl ausgedehnt. Seit Siziliens Vereinigung mit Italien (1861) ist der Orden aufgehoben.

Janus, einer der vornehmsten altitalischen Götter, war ursprünglich ein Licht- und Sonnengott, das männliche Gegenbild der Jana oder Diana, und wurde allmählich zum Gott alles Ursprungs und Anfangs, zum Vater aller Dinge (auch der Quellen) und aller Götter. König Numa soll seinen Dienst in Rom eingeführt und ihm einen Tempel geweiht haben. Derselbe, am Forum gelegen, war offen in Kriegszeiten zur sinnbildlichen Bezeichnung, daß der Gott zu gunsten der Stadt ausgezogen sei, geschlossen im Frieden, um ihn nicht entweihen zu lassen. Letzteres war seit Numa bis auf Augustus nur zweimal geschehen, einmal 235 v. Chr., das zweite Mal 29 v. Chr. nach der Schlacht bei Aktion. Noch erhalten ist der Doppeldurchgangsbogen des sogen. J. quadrifrons im Velabrum zu Rom. Die frühsten Abbildungen dieses Gottes (auf den Münzen, welche Servius Tullius prägte) zeigen ihn mit einem Doppelgesicht, vorwärts und rückwärts blickend (daher die Beinamen Geminus, Bifrons, Biceps; vgl. Abbildung); vierköpfig erscheint er auf Münzen Hadrians. Nach einer sehr gewöhnlichen Darstellung zählte J. in der rechten Hand 300, in der linken 65 Steinchen, was auf die Einteilung des Jahrs in 365 Tage hindeutet. Auf andern Bildern hatte er in der Rechten einen Stab, in der Linken einen oder mehrere Schlüssel, als Symbol der Gewalt des Wächters der Himmelspforte, des Bewegers der Angeln des Weltalls, des Aufschließers und Zuschließers des Himmels, der Wolken, des Landes und des Meers (daher Claviger,

^[Abb.: Januskopf (römischer As).]