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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jelabuga; Jelängerjelieber; Jelatma; Jelez; Jelinek; Jelissawetgrad

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Jelabuga - Jelissawetgrad.

Pferde vorhanden). Im Gouvernement sind 175 Gestüte mit 350 Rassehengsten und 3650 Stuten, meistens Reitpferde. Auch die Federvieh- und Bienenzucht sowie der Seidenbau sind im Aufschwung. Die Jagd erstreckt sich auf Wölfe, namentlich den Steppenwolf, Füchse, die Steppenantilope (Cervicapra Saïga) und Rehe, seltener Murmeltiere, Tigermarder, Fischottern, Iltisse, Wiesel (im Winter ganz weiß), Hamster, Hasen, das fliegende Eichhörnchen, die Bisamratte, verschiedene Schildkröten, Trappen, Hühner, Pelikane, wilde Enten. Der Schrecken aller Landwirte ist die Zieselmaus (Spermophilus citillus) und Blindmaus (Spalax typhlus) sowie die Wanderheuschrecke, welche oft die ganze Ernte zerstören und unendlichen Schaden anrichten. Der Fischfang ist bedeutend, besonders auf Störe, Sterlette, Welse und Weißfische, welche übrigens lange nicht mehr in der Anzahl wie früher gefunden werden. Das Mineralreich liefert Salz, Sumpfeisen, Kalk, Kreide, Steinkohlen (1882 betrug der Wert der Ausbeute 10 Mill. Rubel), Mergel, Sandsteine, Schleif- und Mühlsteine, Braunkohlen, Lehm, Thon und Porzellanerde. Die industrielle Produktion beziffert sich (1882) auf 21 Mill. Rubel; es gibt 727 Fabriken mit 16,126 Arbeitern. Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Tabaksfabrikation (in J. und Taganrog, 6,699,000 Rub.), Fabrikation von Mühlenfabrikaten (4,876,000 Rub.), Eisengießerei (3,178,000 Rub.), Ziegelfabrikation (1,101,700 Rub.), Talgsiederei (872,000 Rub.), Spiritusbrennerei (653,000 Rub.), Bier- und Metbrauerei (545,000 Rub.), Maschinenfabrikation (458,000 Rub.). Der Handel ist jetzt viel bedeutender als früher. Taganrog, Mariupol und Berdjansk vermitteln den Seeverkehr. Die Ausfuhr besteht in Getreide, Rindvieh, Pferden, Wolle, Talg, Leder, Häuten, Kaviar. Märkte werden jährlich über 400 abgehalten und auf denselben für ca. 12 Mill. Rub. Waren verkauft. Von Bedeutung für die Kultur sind die deutschen Kolonien, deren erste vom Grafen Rumjanzow 1788 hier angelegt wurde. Jetzt zählt man deren im ganzen 105 mit gegen 42,000 Einw. Sie bilden 4 römisch-katholische, 5 protestantische und 5 mennonitische Kirchspiele. Die bedeutenden sind: Neudorf (1500 Einw.), Josephthal (1350 Einw.), Kronsweid (1230 Einw.), Jamburg (1500 Einw.), Einlage (900 Einw.). Seit 1817 wurde in J. auch der Versuch gemacht, Judenkolonien anzulegen; sie bestehen noch jetzt und zählen etwa 6000 Einw., befinden sich aber in einem sehr schlechten Zustand. Eingeteilt ist das Gouvernement in acht Kreise: Alexandrowsk mit Mariupol und dem Lande der frühern Asowschen Kosaken, Bachmut, J., Nowomoskowsk, Pawlograd, Rostow mit dem Stadtgebiet von Taganrog und Jeisk, Slawjänoserbsk und Werchne-Dnjeprowsk. Das Ganze steht unter dem Generalgouverneur von Odessa. J. ist seit 1572 mit Kolonisten bevölkert und wurde anfangs Neuserbien, seit 1764 Neurußland und 1783 mit dem jetzigen Namen benannt. - Die gleichnamige Hauptstadt, am Dnjepr oberhalb der Stromschnellen und an einem Zweig der Eisenbahn Losowo-Sebastopol, hat 11 Kirchen (darunter 9 griechisch-katholische), 3 jüdische und eine karaitische Synagoge, ein geistliches Seminar, 2 Gymnasien, eine Realschule, 2 Kirchenschulen, eine öffentliche Bibliothek, ein Denkmal der Kaiserin Katharina II. (bei der Kathedrale), einen schönen Park, ein Theater, eine Filiale der kaiserlichen Bank, Tabaksfabriken etc. und (1882) 41,098 Einw. J. wurde 1784 als Sommerresidenz der Kaiserin Katharina II. von Potemkin gegründet.

Jelabuga, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wjatka, an der Kama, mit 4 Kirchen, einer Kreditbank (jährlicher Umsatz 2 1/3 Mill. Rubel), Bergbau auf Kupfer und Alabaster, Fabrikation von Papier, Glas, Chemikalien, Getreidehandel und (1881) 9431 Einw. In der Umgegend zahlreiche Hünengräber.

Jelängerjelieber, s. Lonicera und Syringa; in Süddeutschland auch das Stiefmütterchen, s. Viola.

Jelatma, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tambow, an der Oka, mit 12 Kirchen, Tuchfabrikation, Handel mit Hanf, Getreide, Wachs, Honig und (1880) 7107 Einw. Der Kreis erzeugt vortrefflichen Roggen. Außer mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen sich die Bewohner mit Leinweberei, Verfertigung von Stricken, Holz- und Lehmgeschirren und Schiffsarbeiten.

Jelez (Elez), Kreisstadt im russ. Gouvernement Orel, an der Sossna und der Eisenbahn Orel Grjasi, hat 16 Kirchen, 2 Klöster, ein Gymnasium, eine Schule für Eisenbahntechniker und andre Lehranstalten, eine Bank (Umsatz 1882: 21½ Mill. Rubel), 29 Fabriken (namentlich Lohgerbereien, Seife-, Stearin- und Talglichtfabriken, Eisengießereien), bedeutenden Handel mit Weizen, Mehl, Hornvieh, Leder und Eisen und (1883) 36,678 Einw. Die Bewohner des Kreises treiben Leinweberei; die Frauen sind geschickte Spitzenklöpplerinnen. J. wird schon 1146 erwähnt und war lange der Hauptort eines unabhängigen Fürstentums, bis es 1305 von Tamerlan eingenommen wurde.

Jelinek, Karl, Meteorolog, geb. 23. Okt. 1822 zu Brünn in Mähren, studierte seit 1839 zu Wien die Rechte, aber auch Mathematik und Naturwissenschaft, ward 1843 Assistent an der Wiener Sternwarte, 1847 Adjunkt an der Prager Sternwarte, wo Kreil seine ganze Thätigkeit auf Beobachtungen und Untersuchungen im Gebiet der Meteorologie und des Erdmagnetismus lenkte. 1852 ward J. Professor der höhern Mathematik am polytechnischen Institut in Prag und 1863 Nachfolger Kreils in der Direktion der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien. Er betrieb mit großem Erfolg die Reorganisation und Erweiterung dieser Anstalt und stattete das neue Gebäude auf der Hohen Warte bei Wien mit den vorzüglichsten Instrumenten aus, begründete die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie und redigierte mit Hann die Zeitschrift derselben. Auch begann er eine neue Folge der Jahrbücher der Zentralanstalt, von welchen er 11 Bände herausgegeben hat. 1872 wirkte er für die Abhaltung der Meteorologenkonferenz in Leipzig, welche dem internationalen Meteorologenkongreß in Wien 1873 voranging. J. ward in das permanente Komitee des Kongresses gewählt und nahm 1874 an dessen Versammlung zu Utrecht teil. In Prag gehörte J. 1862-66 dem Landtag an. 1864 ward er Mitglied des Unterrichtsrats, und 1870-73 fungierte er als Referent für technische Hochschulen, Gewerbe- und Handelsschulen im Unterrichtsministerium. Er starb 19. Okt. 1876 in Wien. J. schrieb noch: "Anleitung zur Anstellung meteorologischer Beobachtungen" (Wien 1869; 3. Aufl. von Hann, 1884); "Psychrometertafeln" (2. Aufl., das. 1876).

Jelissawetgrad (Elisabethstadt), Kreisstadt im russ. Gouvernement Cherson, am Ingul und an der Eisenbahn von Charkow nach Odessa, hat 5 russische Kirchen, 2 der Altgläubigen, eine evang. Kirche und 4 Synagogen, außerdem eine karaitische, einen kaiserlichen Palast, ein Theater und (1883) 51,774 Einw., welche besonders Talgsiederei, Seife- und Talglichtfabrikation treiben. Der Handel, dem eine städtische