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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Jena.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Jena'

Wappen von Jena
Textfigur: Wappen von Jena

meist schroffen Kalkbergen umgeben, am linken Ufer der Saale und an den Eisenbahnlinien Großheringen-Saalfeld und Weimar-Gera, 158 m u. M. Die Straßen sind zumeist winkelig, die Häuser hochgiebelig und ohne besonderes Interesse. Außer der dem 15. Jahrh. entstammenden großen und schönen spätgotischen Haupt- oder Michaelskirche mit 97 m hohem Turm, der Kollegienkirche mit hoch gewölbtem Schiff und dem Bibliotheksgebäude sind hervorzuheben: das Schloß, das von 1672 bis 1690 die Residenz der Herzöge von Sachsen-Jena war, der Gasthof zum Schwarzen Bären, wo Luther auf seiner Flucht von der Wartburg übernachtete, das Kollegiengebäude, das Oberlandesgericht u. a. Der Marktplatz ist seit 15. Aug. 1858 mit dem Standbild (von Drake) des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen, des Gründers der Universität, geziert. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit Garnison (ein Füsilierbat. Nr. 94) auf 12,017 Seelen, meist Evangelische. Industrie und Handel sind nicht bedeutend, doch besitzt J. eine große Fabrik optischer und mechanischer Apparate, verbunden mit Glasfabrik, eine Pianofortefabrik, Fabrikation geräucherter Fleischwaren, eine Dampfziegelei, Weinbau etc. Nennenswert ist auch der lebhafte Buchhandel. Die Stadt ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die thüringischen Staaten, mit Ausnahme von Schwarzburg-Sondershausen, und eines Amtsgerichts. Das Hauptinteresse liegt für J. in der Universität. Dieselbe zählte im Wintersemester 1886/87: 81 Dozenten und 607 Studierende. Mit derselben sind verbunden: die Bibliothek (200,000 Bände), eine Sternwarte ↔ mit meteorologischem Institut, eine Tierarzneischule, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, ein pharmazeutisches Institut, eine Lehranstalt für Chemie, ein mineralogisches Kabinett nebst reicher Petrefaktensammlung, ein zoologisches und physikalisches Museum, ein osteologisches, ein germanisches und archäologisches Kabinett, eine Sammlung orientalischer Münzen, ein anatomisches Museum, ein botanischer Garten, eine ambulatorische Klinik, ein Landkrankenhaus, ein Entbindungsinstitut, eine Landesirrenanstalt etc. Von andern Bildungsanstalten sind zu nennen: ein Gymnasium, zwei Knabenerziehungsanstalten und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. In der Umgegend sind der Hausberg (s. d.) mit dem Fuchsturm, die Dörfer Ziegenhain und Lichtenhain (s. d.), die Lobdaburg, das Forsthaus mit dem Kriegerdenkmal, der Landgrafenstein mit dem Windknollen (Napoleonsstein) und die Kunitzburg vielbesuchte Punkte. - J. wird als Stadt erst im 13. Jahrh. genannt. Es gehörte damals den Herren v. Lobdaburg, Elsterberg und Arnshaugk. Von diesen kam es zu Anfang des 14. Jahrh. an die Markgrafen von Meißen, fiel in der Teilung von 1411 an Wilhelm, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen, und 1423 durch Tausch an dessen Bruder, den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren von Sachsen. Es ist seit der Teilung von 1485 im Besitz der Ernestinischen Linie. Die Universität (s. oben) mußte 1578 wegen einer Seuche nach Saalfeld verlegt werden, von wo sie erst im folgenden Jahr nach J. zurückkam. Als die Söhne des Herzogs Wilhelm von Weimar (gest. 1662) dessen Lande teilten, ward der jüngste, Bernhard, mit J. abgefunden. Dieser erhob die Stadt 1672 zur Residenz eines selbständigen Herzogtums und residierte in dem von Johann Ernst, dem ältesten Sohn des Herzogs Johann III. von Weimar, 1620 erbauten Schloß. Da jedoch Bernhards Sohn Johann Wilhelm 1690 ohne Erben

Karte zur Schlacht bei Jena (14. Oktober 1806).
Textfigur: Karte zur Schlacht bei Jena (14. Oktober 1806).

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 192.