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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jormunrekr; Jornandes; Joruba; Jorullo; Josaphat; Joscellinus; Josefinos; Joseph

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Jormunrekr - Joseph.

und Flut, je nachdem sie trinkt oder das Wasser wieder von sich speit. Beim Weltuntergang steigt sie aus dem Abgrund des Meers hervor und kämpft gegen die Götter; Thor erschlägt sie zwar mit seinem Hammer, ertrinkt aber in den Giftströmen, mit denen er von ihr überschüttet wird. Der Mythus lebt in der immer wieder auftretenden Sage von der sogen. Seeschlange (wenngleich in immer mehr absterbender Form) noch fort.

Jormunrekr (Jörmunrek), der mythisch umgestaltete König Ermanarich oder Ermrich (s. d.), schickte nach der nordischen Sage seinen Sohn Randwer zu Jonakur und Gudrun, um für ihn, den Vater, um Gudruns und Sigurds Tochter Swanhild (s. d.) zu freien. Randwers Begleiter aber, der boshafte Bikki, beredete ihn, das Mädchen für sich selbst statt für seinen Vater zu erbitten. Randwer ging hierauf ein, Bikki aber hinterbrachte es dem J., und dieser ließ nun seinen Sohn aufhängen und Swanhild durch seine Pferde zertreten. Um ihre Tochter Swanhild zu rächen, sandte Gudrun ihre Söhne Sörli und Hamdir zu J., die ihm Hände und Füße abschlugen. Sie wurden dafür von den Leuten Jormunrekrs gesteinigt.

Jornandes, s. Jordanis.

Joruba (Yoruba, Jarriba), Negerreich in Oberguinea, begrenzt im N. und O. von Nupe, im S. von Benin und der britischen Kolonie Lagos, im W. von Dahomé, 48,180 qkm (875 QM.) groß mit ca. 3 Mill. Einw. Es ist eine schöne, parkähnliche Landschaft, im N. von Ausläufern des Konggebirges durchzogen, von welchem die Flüsse Ogun mit Ojun und Ossun zur Lagos- und Yebulagune abfließen. Von den vielen Reisenden, welche das Land besucht haben, ist Clapperton 1825 der erste gewesen; er fand ein unabhängiges Reich vor, das aber später von den Fulbe zerstört wurde. Von diesen fand es Rohlfs 1867 abhängig; der jedesmalige Herrscher, welcher in der Hauptstadt Ojo residiert, wird von den Vornehmen gewählt, er ist unverletzlich und absolut. Ihm zunächst im Rang steht der Bafin oder Obereunuch, dann der älteste Sohn des Königs. Unter den Hofchargen ist die merkwürdigste die des sehr einflußreichen Olokunosin, der an demselben Tag wie der König sterben muß. Die Eingebornen, ein Negerstamm mit eigner Sprache, zeichnen sich durch guten Körperbau, hellere Hautfarbe, weniger wulstige Lippen aus. Sie sind wohlgekleidet, bauen viereckige Hütten, treiben Ackerbau, Industrie in Lederwaren, Handel und Viehzucht. Bemerkenswert bleibt, daß sie unter allen Negern es allein zur Käsebereitung gebracht haben. Sie sind meist noch Fetischanbeter; doch dringt von N. unter ihnen der Islam vor, während im S. christliche Missionäre unter ihnen für die Ausbreitung des Evangeliums wirken. Ihre Sprache, dargestellt von Crowther (1852) und Bowen (Washingt. 1858), ist nach Fr. Müller nur mit den benachbarten Negersprachen verwandt, nach Lepsius schließt sie sich durch den Gebrauch von Nominalpräfixen u. a. zugleich an den großen südafrikanischen Bantusprachstamm an. Die bedeutendsten Orte sind Ibadan mit 150,000 Einw., südlich von Ojo, das ihm an Größe bedeutend nachsteht, und Ischin, nordwestlich von letzterm. S. Karte bei "Guinea". Vgl. Bowen, Grammar and dictionary of the Yoruba language, with an introductory description of the country and people of Yoruba (Washingt. 1858); Rohlfs, Quer durch Afrika, Bd. 2 (Leipz. 1875).

Jorullo (spr. chhorúlljo, Jurugo), Vulkan im mexikan. Staat Michoacan, 1274 m hoch, in einer etwa 760 m hohen fruchtbaren Ebene, zwischen dem Toluca und Colima gelegen, merkwürdig durch seine von A. v. Humboldt ausführlich geschilderte plötzliche Entstehung. Nachdem schon 29. Juni 1759 die Ebene durch heftige Erdbeben erschüttert worden war, wiederholte sich diese Erscheinung 29. Sept. d. J. in furchtbaren Stößen. Es erfolgten 47 Erdbeben hintereinander; der Boden erhob sich allmählich unter andauerndem unterirdischen Getöse in einer Ausdehnung von 220 qkm (4 QM.) und bildete zahlreiche Risse, in deren glühende Schlünde die kleinen Flüsse der Gegend (Cuitimba, San Pedro) stürzten, und aus denen Lavaströme sich verheerend über die umliegenden Ortschaften und Felder ergossen. Die Eruptionen hielten bis Mitte Februar 1760 an, worauf sie nach und nach seltener wurden und endlich ganz aufhörten. Der Landstrich erhielt den Namen Mal-pays, ein Name, der in Mexiko häufig für Strecken chaotisch aufgetürmter Blöcke gebraucht wird. Die Erhitzung des Bodens machte die Gegend mehrere Jahre unbewohnbar. Jetzt zeigen sich nur noch Effloreszenzen und Dampfsäulen aus Spalten, und die Aschenflächen bilden die üppigen Felder der Wassermelonen und des Indigos. A. v. Humboldt besuchte 1804 diese merkwürdige Stätte und fand die Landschaft mit kleinen, 2-3 m hohen Kegeln bedeckt, welche von den Eingebornen Hornitos ("Öfen") genannt wurden und 10-14 m hohe Rauchsäulen entsendeten. Dazwischen erhoben sich in von NO. nach SW. gehender Richtung sechs Kraterhügel von 400-500 m Höhe, deren größter der J. ist.

Josaphat ("Jehovah richtet"), das schmale, vom Bach Kidron durchflossene Thal zwischen dem Tempelberg und dem Ölberg, östlich bei Jerusalem, wohin Joel (3, 17) das Weltgericht verlegt.

Josaphat, König von Juda, Sohn Asas, bestieg 873 v. Chr. den Thron, vertrieb die Götzendiener, zwang die Edomiter von neuem zur Unterwerfung und herrschte bis zum Roten Meer, von dem aus er die Schiffahrt nach Ophir wieder aufnahm. Mit Israel trat er in ein friedliches Verhältnis, vermählte seinen Sohn Joram mit Athalia, der Tochter Ahabs von Israel, und unterstützte Ahab im Kriege gegen Damaskus, dessen Sohn Joram gegen die Moabiter. Er starb 848 u. hatte seinen Sohn Joram zum Nachfolger.

Joscellinus (J. von Soissons), Scholastiker, gest. 1151 als Bischof von Soissons, gilt (nach Ritter) für den Verfasser der von Cousin fälschlich dem Abälard beigelegten Schrift "De generibus et speciebus", welche als Vermittelung des Nominalismus und Realismus einen dem Leibnizschen verwandten Konzeptualismus aufstellt. Vgl. Rob. Zimmermann, Über Leibniz' Konzeptualismus (Wien 1854).

Josefinos, s. Afrancesados.

Joseph (hebr., "er [Gott] vermehre"), 1) vorletzter Sohn des Patriarchen Jakob von der Rahel, erregte als der Liebling seines Vaters den Neid und Haß seiner Brüder, so daß sie ihn an eine midianitische (arabische) Handelskarawane nach Ägypten verkauften. Hier aber machte er sich nach einer schweren, unverdienten Prüfungszeit durch Traumdeuterei dem König bekannt und erwarb sich dessen Gunst in solchem Grade, daß er zum ersten Staatsbeamten erhoben wurde. Als solcher wußte er eine mehrjährige Unfruchtbarkeit auszunutzen, um die bisher unabhängigen Ackerbesitzer in Kronbauern umzuwandeln, welche dem König jährlich den Fünften als Erbzins abgeben mußten. Nachdem J. seinen durch die Hungersnot nach Ägypten zum Korneinkauf getriebenen Brüdern verziehen, veranlaßte er sie, sich mit ihrem Vater in Ägypten niederzulassen, zu welchem Behuf