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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalender

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Kalender (jüdischer, mohammedanischer, französisch-republikanischer).

Goldene Zahl dieses Jahrs ist; seine julianische Epakte ist demnach VI, seine gregorianische XXV. Um nun den Ostervollmond oder die sogen. Ostergrenze für jedes Jahr zu finden, hat man dieselbe im alten K. für die Goldene Zahl 1 direkt beobachtet und den 5. April gefunden; im gregorianischen K. ist für diese Goldene Zahl der 1. Jan. ein Neumond (Epakte *), und da 3½ Monate = 103,2 Tagen sind, so ist der 103. Tag des Jahrs oder der 13. April der Ostervollmond. Da die Epakte von Jahr zu Jahr um 11 wächst, so geht die Ostergrenze um 11 Tage zurück, wobei aber jedesmal 30 Tage hinzuzufügen sind, wenn sie vor den 21. März kommt. Auf diese Weise erhält man die unten folgende Tafel der Ostergrenzen, von denen die gregorianischen für das 18. und 19. Jahrh. gelten.

Tafel der Ostergrenzen.

Gold. Zahl Julian. Ostergrenze Gregor. Ostergrenze

1 5. April D 13. April E

2 25. März G 2. April A

3 13. April E 22. März D

4 2. April A 10. April B

5 22. März D 30. März E

6 10. April B 18. April C

7 30. März E 7. April F

8 18. April C 27. März B

9 7. April F 15. April G

10 27. März B 4. April C

11 15. April G 24. März F

12 4. April C 12. April D

13 24. März F 1. April G

14 12. April D 21. März C

15 1. April G 9. April A

16 21. März C 29. März D

17 9. April A 17. April B

18 29. März D 6. April C

19 17. April B 26. März A

Im J. 1886, dessen Goldene Zahl 6, ist also die gregorianische Ostergrenze der 18. April C, und da der Sonntagsbuchstabe ebenfalls C ist, so fällt diese Grenze selbst auf einen Sonntag, Ostern also auf den nächsten Sonntag, 25. April. Da der 21. März die frühste, der 18. April die späteste Ostergrenze im gregorianischen K. ist, so kann Ostern nicht vor dem 22. März und nicht nach dem 25. April fallen. Auf den 22. März fiel Ostern 1818, auf den 25. April 1886. Für die folgenden Jahre bis 1900 sind die Termine:

1887: 10. April

1888: 1. April

1889: 21. April

1890: 6. April

1891: 29. März

1892: 17. April

1893: 2. April

1894: 25. März

1895: 14. April

1896: 5. April

1897: 18. April

1898: 10. April

1899: 2. April

1900: 15. April

Die julianische Ostergrenze stimmt nicht immer genau mit dem astronomischen Ostermonat überein, da die julianischen Epakten nicht vollständig richtig sind; aber auch die gregorianische Ostergrenze kann von der astronomischen um einen Tag abweichen, wie dies z. B. 1876 der Fall war, wo der Ostervollmond in Wahrheit auf Sonnabend, 8. April, fiel, daher der 9. April Ostersonntag hätte sein sollen. Im protestantischen Deutschland berechnete man auch anfangs den Ostervollmond nach den astronomischen Tafeln, und infolgedessen feierten 1724 und 1744 die Protestanten Ostern acht Tage eher als die Katholiken, welche Ostern mittels der Epakten bestimmten. Durch einen Reichstagsbeschluß von 1776 wurde die letztere Berechnung allgemein eingeführt. Dasselbe Resultat wie die erläuterte cyklische Berechnung des Osterfestes gibt auch folgende von Gauß gegebene Regel: Ist n die Jahreszahl, und sind a, b, c, d, e die Reste der Division von n durch 19, n durch 4, n durch 7, 19a + M durch 30, 2b + 4c + 6d + Q durch 7, so fällt Ostern auf den (22 + d + e)ten März. Dabei ist M im julianischen K. stets 15, im gregorianischen aber gegenwärtig 23 und wächst um 1, wenn die Epakte um 1 kleiner wird; Q ist im julianischen K. stets 6, im greogorianischen ^[richtig: gregorianischen] jetzt 4 und wächst um 1 mit jedem gemeinen Schlußjahr eines Jahrhunderts.

Andre Kalender.

Der jüdische K., für den weder aus der Bibel noch aus den Schriften der jüdischen Litteratur bis Mitte des 4. Jahrh. n. Chr. sich übersichtliche Regeln aufstellen lassen, fand durch den Patriarchen Hillel den jüngern (um 358) die erste systematische Bearbeitung. Er brachte die als Geheimnis bewahrte Kalenderberechnung in festere Formen, indem er die Monatsdauer, das erste Novilunium nach der Schöpfung feststellte, den 19jährigen Mondcyklus und die Festverschiebungsregeln einführte. Hierauf beruht im allgemeinen das jüdische Kalenderwesen noch heute. Als verschiedene Jahresrechnungen waren bei den Juden üblich: nach dem Auszug aus Ägypten, nach Regenten, die Seleukidische und die jetzt noch gebräuchliche Schöpfungsära Hillels. Der jüdische Monat ist nach der Umlaufszeit des Mondes berechnet. Das Gemeinjahr hat 12 Monate, von denen Nissan, Siwan, Ab, Tischri, Kislev, Schebat 30, Ijar, Tammus, Ellul, Marcheschwan, Tebet, Adar 29 Tage haben. Zur Ausgleichung mit dem Sonnenjahr wird von Zeit zu Zeit ein 13. Monat eingeschaltet, der auf den Adar folgt und Weadar, d. h. zweiter Adar, genannt wird (vgl. Monat). Der Schaltkreis umfaßt 19 Jahre, worunter 7 (das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19.) Schaltjahre sind. Das mittlere oder regelmäßige Gemeinjahr hat 354, das mittlere oder regelmäßige Schaltjahr 384 Tage; ein überzähliges Gemein- oder Schaltjahr hat einen Tag mehr, ein mangelhaftes einen Tag weniger als ein mittleres. Hiernach haben die Juden sechs verschiedene Jahre von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen. Vgl. Lewysohn, Geschichte und System des jüdischen Kalenderwesens (Leipz. 1856); Schwarz, Der jüdische K. (Bresl. 1872).

Die Mohammedaner rechnen nach Mondjahren von 12 Monaten mit abwechselnd 30 und 29 Tagen; dazu kommt noch im letzten Monat des 2., 5., 7., 10., 13., 15., 18., 21., 24., 26. und 29. Jahrs in einem 30jährigen Cyklus ein Schalttag. In Ägypten ist dieser K. nicht eingeführt worden, es galt dort seit 25 v. Chr. der julianische K., doch fiel das Schaltjahr immer um ein Jahr früher als bei uns; seit 1879 ist dort der gregorianische K. eingeführt. - Der französisch-republikanische K., durch Konventsdekret vom 6. Okt. 1793 eingeführt, begann mit dem Herbstäquinoktium (22. Sept.) 1792. Das Jahr bestand aus 12 Monaten (über ihre Namen vgl. Monat und die einzelnen Artikel) zu 30 Tagen mit 5 oder im Schaltjahr 6 Ergänzungstagen (jours complémentaires oder sansculottides) am Ende; je 4 Jahre bildeten eine Franciade, in welcher das 4. Jahr ein Schaltjahr war, doch sollte von Zeit zu Zeit die Franciade einmal 4 gemeine Jahre enthalten. Das Jahr begann mit dem Vendémiaire und schloß mit dem Fructidor, worauf die 5 (im Schaltjahr 6) Jours complémentaires oder sansculottides folgten, nämlich: Fête des actions, Fête du génie, Fête du travail, Fête de l'opinion, Fête des récompenses und Fête de la Révolution. Der Monat zerfiel in 3 Dekaden mit je 10 Tagen, die nach verschiedenen, meist landwirtschaftlichen, Gegenständen benannt waren, außerdem aber die Ordnungsnamen führten: Primidi, Duodi, Tridi, Quartidi, Quintidi, Sextidi, Septidi, Octidi, Nonidi und Decadi, letzterer Ruhetag. Durch Dekret Napoleons vom 9. Sept. 1805 wurde vom 1. Jan. 1806 an der gregorianische K. wieder eingeführt. Eine vollständige Vergleichung des republikanischen Kalenders mit dem gregorianischen gibt nachstehende, vom Major Edmund Jäger in Stuttgart entworfene Zeittafel: