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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalide; Kalieren; Kalifen

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Kalide - Kalifen.

2) "Vikramorvaçî" behandelt die Liebesschicksale des Königs Purûravas und der Nymphe Urvaçî in etwas opernhafter Weise; herausgegeben von Lenz (Berl. 1833) und Bollensen (Petersb. 1846), in einer andern, gekürzten Rezension von Pischel (Oktoberbericht der Berliner Akademie 1875); übersetzt von Höfer (Berl. 1837), Hirzel (Frauenf. 1838), Lobedanz (3. Aufl., Leipz. 1884) und von Fritze (das. 1881). 3) "Mâlavikâgnimitra", ein Liebesintrigenstück, an poetischem Werte den beiden vorhergehenden bedeutend nachstehend, daher von vielen dem K. abgesprochen, während A. Weber dessen Autorschaft aufrecht hält; herausgegeben von Tullberg (Bonn 1840), Shankar (Bombay 1869), Bollensen (Petersb. 1879); übersetzt von A. Weber (Berl. 1856) und Fritze (Leipz. 1882). Eine italienische Übersetzung der drei Dramen lieferte A. Marozzi ("Teatro di Calidasa", Mail. 1871). Außerdem werden dem K. zugeschrieben die epischen Gedichte: "Kumârasambhava", von dem jedenfalls nur die ersten sieben (von 17) Bücher von K. herrühren (hrsg. und übersetzt von Stenzler), und "Raghuvança" (hrsg. von Stenzler, auch Kalk. 1852) sowie das lyrisch-epische Gedicht "Meghadûta" ("Wolkenbote"), eine Botschaft, die ein verbannter Liebender seiner fernen Geliebten durch eine Wolke zuschickt, und die Beschreibung des Wegs, den die Wolke zu nehmen hat; herausgegeben von Wilson (Kalk. 1813) mit englischer Nachdichtung, die im 2. Band seiner "Essays" (Lond. 1864-65) wiederholt ist, von Gildemeister (Bonn 1841) und Stenzler (Bresl. 1874); deutsch von M. Müller (Königsb. 1847), Schütz (Bielef. 1859), Meier ("Morgenländische Anthologie", Hildburgh. 1870), L. Fritze (Chemn. 1879). Vgl. Neve, K., ou la poésie sanscrite dans les raffinements de sa culture (Par. 1864).

Kalide, Theodor, Bildhauer, geb. 8. Febr. 1801 zu Königshütte, bildete sich in Berlin unter Schadow und Rauch aus und schuf unter des letztern Leitung den Löwen auf dem Grabmonument des Generals Scharnhorst auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin. Sein erstes selbständiges Werk, der Knabe mit dem Schwan, im Auftrag Friedrich Wilhelms III. in Bronze für den Charlottenburger Schloßgarten ausgeführt, dann in Zinkguß häufig als Brunnenfigur wiederholt, hatte bereits großen Erfolg. Von einer Reise nach Italien 1846 nach Berlin zurückgekehrt, modellierte er für Königshütte die 1853 dort aufgestellte Statue des Ministers v. Reden im Bergmannskostüm. Sein Hauptwerk ist eine berauschte Bacchantin auf dem Panther, ein Werk von kühner Bewegung und lebensvollem Schwung, welches auch durch vortreffliche Marmortechnik ausgezeichnet ist (Berliner Nationalgalerie). Seiner spätern Zeit gehören die Gruppe eines Knaben mit dem Bock und eine Madonna mit dem Kind an. Er starb 26. Aug. 1863 in Gleiwitz.

Kalieren (ital. calare), senken, niederlassen; die Segel streichen; sinken (auch vom Preis etc.); das erforderliche Gewicht nicht haben (vgl. Calo).

Kalifen (eigentlich Chalifah, arab.), Stellvertreter, besonders (Chalifet Resul Allah) Stellvertreter und Nachfolger des Propheten Gottes, nannten sich die Nachfolger Mohammeds in dessen geistlichem und weltlichem Richter- und Herrscheramt; das durch sie gegründete Reich, welches bald in mehrere Reiche zerfiel, ist das Kalifat.

Die vier ersten Kalifen.

Da Mohammed keine männlichen Nachkommen hinterließ, auch keinen Nachfolger ernannt hatte, so entstanden nach seinem Tod Streitigkeiten über die Nachfolge, in denen 632 der Schwiegervater des Propheten, der Vater von dessen Gemahlin Aischa, Abu Bekr, über seinen Rival Ali, den Schwiegersohn Mohammeds, den Sieg davontrug. Abu Bekr fand große Schwierigkeiten, da der Tod Mohammeds das Signal zu allgemeinen Unruhen und Aufständen war; doch gelang es ihm, teils durch List und Tapferkeit, teils durch Benutzung der Uneinigkeit unter den Gegnern, derselben Herr zu werden, zumal als sein Feldherr Chalid den bedeutendsten der Rebellen, Musailama, besiegt hatte. So sah Abu Bekr schon im zweiten Jahr seiner Regierung ganz Arabien unter dem Islam vereinigt und war im Begriff, gegen Syrien zu ziehen, als er 634 starb. Sterbend bezeichnete er Omar I. (634-644), ebenfalls Schwiegervater Mohammeds, zum Nachfolger. Dieser, voll Mut und Thatkraft, dabei einfach und mäßig, glaubenseifrig und sittenstreng, an patriarchalischer Lebensweise festhaltend, gerecht und freigebig gegen Arme, begründete die innere Staatsgewalt und verbreitete, selbst in Medina am Grabe des Propheten zurückbleibend, durch seine Heere den Islam mit Feuer und Schwert im Osten über Persien hin, im Westen über Syrien und Nordafrika bis Tripolis. Das "Schwert Gottes", Chalid, welcher 632 die Perser besiegt hatte und bis zum Euphrat vorgedrungen war, wurde von Omar nach Syrien geschickt, wo er in raschem Siegeslauf nach Eroberung von Emesa und nach den Siegen bei Adjnadein und am Yarmuk (634) Damaskus eroberte (635) und darauf ganz Syrien unterwarf. 368 ^[richtig: 638] wurde durch Omars Feldherrn Abu Obeida Jerusalem, wo der Tempel Salomos in eine Moschee verwandelt wurde, dann Aleppo und Antiochia, 640 Cäsarea erobert. Zu derselben Zeit wurde das Sassanidenreich durch die Araber unter Saad gestürzt. Die Perser wurden 636 bei Kadesia besiegt, worauf die Provinz Irak Arabi sich unterwarf und Basra gegründet ward; Madain oder Ktesiphon, die persische Hauptstadt, von dem letzten Sassaniden, Jezdedjerd, aufgegeben, wurde ohne Schwertstreich eingenommen; Kufa am Euphrat wurde der Sitz des arabischen Statthalters. Nach dem Sieg der Araber bei Nehawend unterwarfen sich auch Mesopotamien und Medien. Omars Feldherr Amru brach 638 von Palästina aus in Ägypten ein und unterwarf, durch die dortigen kirchlichen Streitigkeiten unterstützt, in raschem Siegeslauf das ganze Land der Gewalt des Kalifen. Alexandria fiel 641; von da aus drang Amru durch die Wüste weiter vor und eroberte Barka, Tripolis und Sabra. Übrigens war Omars Thätigkeit nicht allein eine kriegerische. Er stattete Moscheen und Schulen mit Grundbesitz aus, errichtete Festungen und Gefängnisse, führte die Ära der Hedschra (s. d.) ein und begründete den Hohen Rat, der aus den vornehmsten Häuptern und Mohammeds Freunden bestand.

Nachdem Omar, der den Titel Emir al Muminin ("Fürst der Gläubigen") angenommen hatte, durch die Hand eines Meuchelmörders gefallen war, erwählte ein von ihm niedergesetzter Rat von sechs Männern Othman (644-656), einen Schwiegersohn Mohammeds, zum Kalifen. Dieser, ein schwacher Greis, war der schwierigen Stellung nicht gewachsen; namentlich erregte er durch Besetzung der Statthaltereien mit Verwandten und unwürdigen Günstlingen allgemeinen Unwillen, machte sich durch Vernachlässigung der altherkömmlichen Gebräuche besonders bei der Geistlichkeit mißliebig und ward von Mohammed, einem Sohn Abu Bekrs, ermordet. Ein Verdienst erwarb sich Othman durch Herstellung eines